Die Auflagen der Corona-Pandemie haben Präsenz-Gottesdienste erschwert. Stattdessen haben viele Gemeinden Online-Angebote etabliert. Wissenschaftler des Zentrums für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität in Bochum stellen einem Projekt in München ein starkes Zeugnis aus. Während der Pandemie hätten Gottesdienste aus dem Münchener Liebrauendom bis zu 50.000 Menschen erreicht.
Die Gottesdienste wurden etabliert, als keine Präsenz-Gottesdienste mehr stattfinden konnten. Seit März 2020 wird nahezu täglich ein Gottesdienst aus dem Liebfrauendom im Internet übertragen: an Wochentagen um 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr. Mittlerweile liege die Besucherzahl bei rund 6.000 Menschen an Sonn- und Feiertagen sowie 4.000 an Wochentagen. Das geht aus einer Mitteilung des Münchener Erzbistums vom Montag hervor.
„Digitales Leuchtturmprojekt“
Der Direktor des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap), Matthias Sellmann, bezeichnete das Angebot als „Leuchtturmprojekt“. Die Nutzung des Angebots zeige, was an digitaler Seelsorge möglich sei, wenn gute Inhalte und gutes Handwerk zusammenkämen. An der Studie hatte 600 Personen teilgenommen, die regelmäßig die Gottesdienste mitfeierten.
Neun von zehn Befragten (93 Prozent) sagten, dass sie „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit dem Angebot seien. Noch höher lag der Wert (98 Prozent) bei denjenigen, die möchten, dass das Angebot beibehalten wird. Mehr als die Hälfe (55 Prozent) gab an, dass sie etwas aus den Predigten für sich mitnähmen.
Nur leicht niedriger war der Wert bei denjenigen, die den Online-Gottesdiensten eine hohe Qualität attestierten (54 Prozent). Etwas mehr als jeder Dritte (36 Prozent) sagte, dass Online-Gottesdienste besser in ihren Alltag passten als Präsenz-Gottesdienste. Fast jeder Dritte nutzt das Angebot, weil er oder ein Angehöriger durch gesundheitliche Einschränkungen nicht mobil sei.
Viele sehen die Online-Übertragung als Ergänzung und Alternative zu Präsenzgottesdiensten. Vier von fünf Befragten (81 Prozent) machen nichts anderes, wenn sie den Livestream schauen, 64 Prozent versuchten, einen ablenkungsfreien Raum zu schaffen. Neun von zehn Teilnehmern (88 Prozent) verfolgten den Livestream bis zum Ende des Gottesdienstes. Ein Viertel der Gäste hätten sich außerhalb von Bayern zugeschaltet. Die „Besucher“ waren im Schnitt 63 Jahre alt und stark kirchengebunden.