Viele Kirchengemeinden halten ihre Gottesdienste ohne Besucher ab, übertragen das Geschehen aber live über Facebook. So wie etwa der katholische Pfarrer Lukasz Szafera aus Hanau. „Es ist mein Hobby und es macht mir Spaß“, sagt Szafera, der dafür bekannt ist, dass er die modernen Medien gerne nutzt. „Bleiben wir zuhause, verknüpfen wir unsere sozialen Kontakte auch wieder mehr mit dem Telefon und nehmen alles ohne Panik“, spricht er zu den Gläubigen.
In Bad Godesberg kommen normalerweise in den Gottesdienst von Pfarrer Oliver Ploch in der Christuskirche bis zu 300 Gemeindemitglieder. Doch dank der Online-Übertrtragung hat er mehr als 1.000 Zuhörer bei seiner Predigt. Die Thomaskirchengemeinde, zu der auch die Christuskirche gehört, setzt schon länger auf digitale Angebote wie Podcasts, doch von den Abrufzahlen des Video-Gottesdienstes ist der Pfarrer dann doch positiv überrascht. „Das Video hat eine Welle ausgelöst, die ich zunächst nicht fassen konnte“, sagt Oliver Ploch in einem Interview auf der Webseite der Evangelischen Kirche im Rheinland. In Bezug auf Video-Gottesdienste sagt er: „Das kann der Kirche einen Schub geben. Der CVJM e/motion bietet die Möglichkeit an, dass Zuschauer noch während des Livestreams Kommentare einsenden können. Im aktuellen Fall werden sogar Wünsche zu Fürbitten aufgenommen und fließen live ins Gebet ein.
Auch in Österreich bieten evangelische Pfarrer Gottesdienste per YouTube-Übertragung an. Seit Montag gibt es jeweils um 12 Uhr einen kurzen Impuls auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Kirche in Österreich. „Es soll neben den Onlineangeboten der Pfarrgemeinden etwas Kontinuierliches geben. Ein Zeichen: Wir sind als Kirche da“, sagt Mitinitiator Lars Müller-Marienburg, Superintendent der Diözese Niederösterreich.
Der evangelische Pfarrer Kai-Uwe Schroeter aus Borgentreich ist ohnehin bereits für seine Online-Predigten bekannt. Am Sonntag hat er seinen Gottesdienst aus der Kirche in Borgentreich im Internet übertragen, auf der Internetseite www.onlinepredigten.de und auf der Video-Plattform YouTube.
Pfarrer Hannes Schott aus Bayreuth hält Gottesdienste ab sofort auch am Telefon, per Livestream im Internet, per E-Mail (hannes.schott@elkb.de) oder Chat ab. Auf Facebook ruft der evangelische Pfarrer Privatpersonen zu Bewerbungen auf. „Wohnzimmer-Gottesdienste 2.0“ nennt er sein Angebot, das sich an alle richtet, die nicht mehr in die Kirche kommen wollen oder können. Der Pfarrer des Kirchspiels Zschortau nutzte erstmals eine Andacht bei Instagram-Live.
Pfarrer Ullrich Clancett in Jüchen plant mit dem Eventtechnik-Team ein Kirchen-Radio. Im Internet sollen Gottesdienste via Streaming zu empfangen sein. Und Clancett könnte sich auch ein Orgelkonzert als Streaming-Angebot aus der St. Jakobus-Kirche vorstellen.
Pfarrer Oliver Joswig und die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal in der Eifel will ebenfalls als Kirche den Menschen in Corona-Zeiten nahe sein und Halt geben. Bereits am Donnerstagabend, 19. März, wird die „Wegmarke nach Golgatha“ ab 19.30 Uhr live gestreamt. Das geschieht über die Plattform YouTube. Den Link dazu gibt es auf der Homepage www.eivelkirche.org. Oder man geht direkt bei YouTube auf den Kanal „Eivelkirche“.
Der Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (FeG) hat eigens auf einer Webseite Links gesammelt, über die Gemeinden ihre Gottesdienste live ins Internet streamen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) listet online Möglichkeiten auf, auch in Zeiten der Quarantäne Gottesdienste und Seelsorgedienste über das Internet in Anspruch zu nehmen. Die Webseite Domradio.de bietet an, den Stream der Gottesdienstübertragungen kostenfrei auf jeder beliebigen Internetseite einzubetten und via Crossposting auf jeder Facebookseite zu teilen.
Eine umfangreiche Liste mit Gemeinden, die Gottesdienst-Livestreams in den Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich anbieten, ist auf der Webseite www.kirchenland.com/livestreams zu finden. Auf einer interaktiven Karte kann der Besucher Gemeinden in seiner Region anklicken. Aktuell sind 145 Gemeinden eingetragen, aber „die Liste wächst kontinuierlich“, wie der Initiator Kai Friedrich aus Wetzikon in der Schweiz mitteilte.
Von: Jörn Schumacher