Lisa Paus: Darum waren keine Theologen in der Kommission zur Abtreibung

Der Katholikentag hat sich in einem Podium der Frage nach Lebensrecht gewidmet. Anwesend war auch Frauenministerin Lisa Paus. Für Zündstoff war also gesorgt.
Von Martin Schlorke
Lisa Paus

Familienministerin Lisa Paus hat auf dem Katholikentag die Forderung nach einer Legalisierung von Abtreibung bekräftigt. Die Grünen-Politikerin sprach von einer „schwierigen Diskussion, weil es um zwei Persönlichkeiten“ gehe.  Zwar sei ihr Lebensschutz wichtig, aber genauso zu beachten sei die Selbstbestimmung der Frau. Denn „ungewolltes Leben kann man nicht gegen den Willen der Frau schützen.“ Im Publikum gab es daraufhin verhaltenen Applaus.

Eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission stellte im April ihren Bericht zur Legalisierung von Abtreibungen vor. Darin wird empfohlen, Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche zu legalisieren.

In der Kommission war kein Theologe vertreten. Auf die Frage, warum das so war, erklärte Paus: „Uns war wichtig, dass die Kommission nur aus Wissenschaftlern besteht.“ Daraufhin kam es im Publikum zu Pfiffen und Zwischenrufen wie „Theologie ist auch Wissenschaft.“ Schließlich ruderte Paus zurück. Warum jedoch keine Theologen Teil der Kommission waren, erklärte sie auch nach den Unmutsbekundungen im Publikum nicht.

Kirche muss keine rechtlichen Fragen beantworten

Der Moraltheologe Stephan Goertz kritisierte die Kommission für den Anspruch, den Konflikt aufzulösen. Das sei jedoch nicht möglich. Denn jede Seite halte die Argumente der anderen für eine Zumutung. In dieser Frage könne es nur einen Kompromiss geben, der möglicherweise die Gesellschaft befriede. Auf die Position der katholischen Kirche angesprochen, erklärte Goertz, dass die Kirche natürlich auch eine absolute Position vertrete. Allerdings sei es nicht Aufgabe der Kirche, rechtliche Fragen zu klären. Vielmehr müsse sie moralische Aussagen treffen.

Abschließend erklärte Paus zum weiteren Vorgehen, dass nun die einzelnen Fraktionen über den Kommissionsbericht beraten. Für den Zeitplan des weiteren gesetzgebenden Ablaufs machte die Ministerin jedoch keine genauen Aussagen. Allerdings erklärte sie ihre persönliche Absicht, noch in dieser Legislatur ein Gesetz vorlegen zu wollen.

Bereits am Mittwoch äußerte sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum weiteren Vorgehen. Lauterbach erklärte im Rahmen der Republica, dass bei einer Abstimmung im Bundestag Fraktionszwänge aufgehoben werden sollten.

Der 103. Deutsche Katholikentag findet vom 29. Mai bis zum 2. Juni in Erfurt statt. Träger ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), ein Zusammenschluss katholischer Laien in Deutschland. Gastgeber ist jeweils das örtliche Bistum.

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