Lieberknecht feiert mit Gottesdienst und Gartenfest

Eine Zäsur ist der 65. Geburtstag am 7. Mai für Christine Lieberknecht nicht. Gerne würde ihn die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin ignorieren. Dass es nun doch anders kommen wird, liegt eher an ihrem Umfeld.
Christine Lieberknecht

Die Teilnahme am Fest der Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) Ende März ist ein typischer Termin, wie ihn Christine Lieberknecht seit ihrem Rückzug aus der aktiven Politik im Herbst 2019 oft und gerne wahrnimmt. Plaudernd steht sie an einem Tisch in der Stadthalle von Bad Blankenburg inmitten einer Gruppe meist älterer Männer und Frauen.

Die Gespräche drehen sich um gemeinsame Bekannte und was aus ihnen geworden ist. Äußerlich hat sich die ehemalige CDU-Politikerin bis hinein in die Kleiderwahl nicht verändert – das rote Sakko zur schwarzen Hose hat sie immer schon gerne getragen. Am 7. Mai wird Christine Lieberknecht 65 Jahre alt.

Ihr Tagesablauf sei nicht mehr so eng gedrängt, obwohl Langeweile auch nicht aufkomme: „Ich bin tatkräftig im Ehrenamt unterwegs.“ Dazu habe sie familiäre Aufgaben, Haus und Garten, sagt sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie bleibe dabei „Beobachter der Vorgänge der Zeit“. Ihr politisches Wirken habe sich weg von der Tagespolitik und hin zu den Schnittstellen zwischen Gesellschaft und Kirche verschoben. Oft erhalte sie etwa Anfragen für Auslegungen in der Bibelarbeit.

In die evangelische Kirche ist Lieberknecht buchstäblich hineingewachsen. Am 7. Mai 1958 wurde sie als ältestes von vier Kindern des evangelischen Pfarrers Lukas Determann in Leutenthal bei Weimar geboren. Nach Abitur und Theologiestudium trat sie 1984 ihren Dienst als Pastorin im Weimarer Land an. Hier lebt sie seitdem mit ihrem Mann Martin Lieberknecht, ebenfalls Theologe.

Ein Brief mit Folgen

Gesellschaftliches Engagement und christliche Überzeugungen waren für sie nie ein Widerspruch – egal in welchem politischen System. Immer mal wieder ist sie für ihre Mitgliedschaft in FDJ und Ost-CDU kritisiert worden. Sie selbst begründete diesen Schritt einmal damit, als Gruppenmensch habe sie mit Gleichaltrigen etwas unternehmen wollen.

In diesem Sinne gehörte Lieberknecht im September 1989 zu den Mitunterzeichnern des „Briefs aus Weimar“, in dem sie die Aufkündigung des Bündnisses mit der SED und eine Offenlegung der tatsächlichen Verhältnisse in der DDR einforderte. Im Prozess der demokratischen Erneuerung der Ost-CDU spielte der Brief eine zentrale Rolle.

Zugleich war der Aufruf für die damals 31-Jährige der Start in die eigene politische Karriere, die sie kein Jahr später in ihr erstes Ministeramt führte. Bis zu ihrem Einzug in die Thüringer Staatskanzlei im Oktober 2009 bekleidete sie ohne Unterbrechung Spitzenämter in der Landespolitik und -partei. Programmatisch verband Lieberknecht einen christlich-konservativen Politikansatz mit oft sozialpolitischen Themen. Sie stritt früh für die Einführung einheitlicher gesetzlicher Mindestlöhne, nahm den Kampf gegen Kinderarmut auf oder engagierte sich für die Angleichung der Ost-Renten.

Botschafter im Namen des Herrn

Bei der Landtagswahl 2014 legte die Union unter ihrer Führung leicht zu, doch der bisherige Koalitionspartner SPD entschied sich für den Eintritt in ein Bündnis mit den Grünen unter Führung der Linken. Heute bekleidet Lieberknecht in der Union nur noch das Amt der stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU.

Sehnsucht nach politischer Verantwortung, so sagt sie, verspüre sie nicht mehr. Aber sie sei Botschafterin: „Wer vom christlichen Glauben erfüllt ist, ist immer in gewisser Weise als Botschafter unterwegs.“ Das gelte umso mehr in einer Umgebung, die mehr und mehr säkular sei. Hier ihren Mitmenschen die Dinge zu erklären, die Zusammenhänge zu vermitteln, das sei ihr wichtig.

Nicht zu vermitteln war den langjährigen Weggefährten wohl auch ihre ursprüngliche Planung zum 65. Geburtstag. Das sei für sie ein Tag wie jeder andere auch, so Lieberknecht. „Doch die Anfragen nahmen zu. Jetzt feiere ich doch – einen Gottesdienst mit Gartenfest und 65 Gästen“, sagt sie. Vielleicht werden es auch ein paar mehr Leute sein: „Letztlich wird es so sein: Wer kommt, ist herzlich willkommen.“

epd
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