Leipzig färbt sich schwarz

Hunderttausende Fans der "Schwarzen Szene" werden sich am Pfingstwochenende zum alljährlichen "Wave-Gotik-Treffen" nach Leipzig begeben. Was die wenigsten wissen: Für die Besucher des eigenwilligen Festes werden auch Gottesdienste angeboten.
Von PRO

Blass geschminkte Gesichter, schwarze Fingernägel und Outfits, die an Mittelaltermärkte oder Halloween-Parties erinnern, prägen das Bild der kontrovers diskutierten Gothic-Subkultur. Sie entstand in den 80er Jahren unter den Anhängern des so genannten "Gothic Rock", einer etwas düstereren Richtung der Rockmusik. Die Szene ist vielseitig und heterogen, die weit verbreitete Vorstellung, alle "Goths" seien Satanisten, stimmt so nicht.

"Die Besucher haben ganz unterschiedliche Hintergründe, was ihren persönlichen Glauben betrifft", sagt Franz Steinert, Leiter des Kreises "Gothic Christ", gegenüber pro. "Manche waren noch nie in einer Kirche, andere sind in Gemeinden aktiv und freuen sich, bei ‚Gothic Christ‘ in einem Gottesdienst Menschen zu treffen, die ihren Glauben und ihre Kultur teilen." Die Gottesdienste für das "Gotik-Treffen" (Mitte der 90er Jahre wurde das "Gothic" im Namen eingedeutscht) finden am Sonntagnachmittag und -abend in der evangelisch-lutherischen Peterskirche statt. Moderne Lobpreismusik, Orgelstücke und  vorgetragene Werke von Johann Sebastian Bach decken ein breites Spektrum an musikalischen Vorlieben ab.

Es stimmt zwar, dass Mystik, Esoterik, Okkultismus, Melancholie und die Faszination am Tod in der Szene weit verbreitet sind. Doch auch die Anhänger der Gothic-Kultur seien im Grunde auf der Suche nach Leben, Liebe und Annahme, erklärt Steinert. Das soll in den diesmal unter dem Motto "Sehnsucht" stehenden Gottesdiensten aufgegriffen werden. Die "spirituelle Aufgeschlossenheit" der "Goths" sei ein guter Ansatzpunkt, um dem Evangelium eine Tür zu öffnen. "Wir glauben, Christ-Sein ist nicht an kulturelle Dogmen, gesellschaftliche Normalität, ein bestimmtes Ästhetik-Empfinden oder eine Institution gebunden", findet Steinert. "Christlicher Glaube manifestiert sich in der Beziehung zu Gott. Und auch ein ‚Goth‘ kann zu Gott kommen." Zu den Gottesdiensten bei vergangenen Treffen kamen bis zu 800 Besucher. (pro)

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