Was in Deutschland verboten ist, gehört für viele Hollywood-Stars zur Normalität: Die Leihmutterschaft. Nicole Kidman und Keith Urban, Robert DeNiro, Sarah Jessica Parker und Regisseur George Lucas gehören zur wachsenden Gruppe von Eltern, deren Kinder von Leihmüttern ausgetragen wurden. Reality-TV-Sternchen Kim Kardashian ließ ihre im Januar zur Welt gekommene Tochter Chicago von einer Leihmutter austragen. In einem Interview mit der Zeitschrift Elle zeigte sie sich von dem Konzept begeistert: „Ich würde die Leihmutterschaft jedem empfehlen.“ Anfangs sei ihr der Kontrollverlust schwergefallen. Nachdem sie davon freigemacht habe, sei es „die beste Erfahrung“ gewesen. Kardashian und ihr Mann, der Rapper Kanye West, hatten sich wegen gesundheitlicher Risiken bei dem Reality-Star dafür entschieden, das dritte gemeinsame Kind von einer Leihmutter austragen zu lassen.
Bei dem Verfahren stellt eine Frau ihre Gebärmutter der befruchteten Eizelle eines anderen Paares zur Verfügung und trägt das Kind für es aus, meist gegen Bezahlung. Oft sind es medizinische Gründe, die ein Paar dazu bewegen, den Weg über eine Leihmutter zu gehen – etwa bei Talkmaster Jimmy Fellon und seiner Frau, deren Kinderwunsch auf natürlichem Wege unerfüllt blieb. Auch für homosexuelle Paare scheint der Schritt naheliegend – die Sänger Elton John und Ricky Martin etwa nahmen jeweils mit ihren Partnern eine Eizellenspende und Leihmutter in Anspruch. Paare in Deutschland, die keine Kinder bekommen können, etwa aufgrund einer Erkrankung, fragen: Warum dürfen wir das nicht?
Gefahr: Kinder könnten zur Ware werden
Nicht nur in Teilen der USA, auch in Thailand und Indien ist die kommerzielle Leihmutterschaft, also gegen Bezahlung, erlaubt. Die meisten Staaten der EU verbieten jede Form der Leihmutterschaft, einige Länder, wie Belgien, Dänemark oder die Niederlande, erlauben aber die altruistische Leihmutterschaft – die findet dann statt, wenn die Mutter keine Bezahlung, sondern nur eine Aufwandsentschädigung erhält. Das ist auch jene Form, welche die FDP in Deutschland legalisieren möchte. „Das Kindeswohl hängt von der Liebe der Eltern ab, nicht von der Art der Zeugung“, hieß es dazu im Wahlprogramm.
Was harmlos klingt, könnte die Büchse der Pandora öffnen – Kinder könnten zur Ware auf einem Markt und Leihmütter zum Spekulationsobjekt werden. Genau das befürchtet die kolumbianische Politikerin Viviane Morales in der Tageszeitung Die Welt. In dem südamerikanischen Land gibt es viele Frauen, die aus finanzieller Not Kinder für Paare aus Industriestaaten austragen. Preis: Manchmal nur 1.500 Euro, hinzu kommen Bestechungsgelder für Krankenhaus und Zollbehörden. Morales wünscht sich darum strengere Richtlinien für Leihmutterschaft. Die Allianz derer, die ein totales Verbot fordern, ist in Deutschland breit: Die Feministin Alice Schwarzer gehört ebenso dazu wie die konservative Autorin Birgit Kelle, für die Leihmutterschaft die „größte Form der Ausbeutung und Degradierung der Frau“ darstellt.
Beispiele, wie das Konzept Frauen in wirtschaftlicher Bedrängnis ausnutzen oder vor emotionale Herausforderungen stellen kann, gibt es zur Genüge. In Thailand weigerte sich eine Leihmutter nach der Geburt, ihr Baby den Vertragspartnern, zwei schwulen Amerikanern, zu überlassen. Ein Gericht in Bangkok zwang sie schließlich dazu. 2014 trug eine Leihmutter in Thailand die Zwillinge eines australischen Paares aus. Als eines der Babys mit Down-Syndrom und Herzerkrankung zur Welt kam, ließen es die Australier bei der Thailänderin zurück.
Risiken der Eizellenspende
In Berlin finden im Februar 2018 zum wiederholten Male die „Kinderwunschtage“ statt, eine Messe für Reproduktionsmedizin. Spanische und ukrainische Krankenhäuser informieren dort über den Kauf von Eizellen. Auf Wunsch können auch befruchtete Eizellen bestellt werden, die beiden Spender kann man sich per Mausklick aus einer Datenbank aussuchen. „Die Messe ist in Wirklichkeit eine Informationsmesse darüber, wie sich deutsche Gesetze umgehen lassen“, urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung bereits 2010, und berichtet, was Eizellenspenderinnen auf sich nehmen müssen, um Paaren, die eine Leihmutter beauftragen wollen, geeignetes „Material“ zu liefern. Weil mehr Eizellen mehr Chancen auf einen „guten Embryo“ geben, wollen Kliniken mehr als zehn Embryonen in einer Runde abschöpfen. Dafür muss sich die Frau einer Hormonbehandlung mit zahlreichen Nebenwirkungen unterziehen. Geht alles gut, werden die Eizellen bei einer Operation unter Narkose entnommen. Ohne den monetären Anreiz, so die Zeitung, dürfte sich kaum eine Frau diesem Prozess freiwillig aussetzen.
In Europa ist die Berliner Messe nichts Neues, menschliche Fortpflanzung scheint sich als Wirtschaftszweig zu etablieren. In Brüssel fand beispielsweise im September eine Messe für schwule Paare statt, die eine Leihmutter suchen. Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es übrigens: „Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.“ Mit einer Legalisierung der Leihmutterschaft müsste dieser Paragraph wohl angepasst werden.
Was ist Leihmutterschaft?
Eine Leihmutter stellt ihre Gebärmutter zur Verfügung, um einen befruchteten Embryo der „Bestelleltern“ auszutragen. Sie ist mit dem Kind genetisch nicht verwandt. In selteneren Fällen stellt die Leihmutter ihre eigenen Eizellen für die Befruchtung zur Verfügung. Paare, die medizinisch dazu in der Lage sind, können der Leihmutter eigene Ei- und Samenzellen zur Verfügung stellen. Ist dies nicht möglich, etwa aus gesundheitlichen Gründen oder weil es sich um ein homosexuelles Paar handelt, braucht es meist eine Eizellenspenderin. In der Praxis können vielfältigste Konstellationen zur Geburt des Kindes führen. Beispielsweise könnte ein lesbisches Paar aus den USA mit der gespendeten Eizelle einer Inderin eine Leihmutter in Thailand beauftragen. Das Kind hätte dann eine genetische Mutter, eine Tragemutter und zwei Sorgemütter. Leihmutterschaft und Eizellenspende sind ethisch umstritten und in vielen Ländern verboten.
Der Artikel ist in der Ausgabe 1/2018 des Christlichen Medienmagazins pro erschienen, das Sie kostenlos unter der Telefonnummer 06441/915-151, per E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online bestellen können.
Von: Moritz Breckner