Am 10. Oktober hat in Hamburg das Gedenken zum 500-jährigen Bestehen der Täuferbewegung begonnen. Bei dem Festakt „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525 – 2025“ werden zunächst ab 17 Uhr Vertreter von Freikirchen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, in einer öffentlichen Veranstaltung, die via Zoom übertragen wird, diskutieren. Um 19:30 Uhr beginnt ein ökumenischer Eröffnungsgottesdienst, den Interessierte auf YouTube verfolgen können.
Das Jubiläum soll sich – in Anlehnung an das mehrjährige Reformationsjubiläum, die sogenannte „Luther-Dekade“ – insgesamt über fünf Jahre erstrecken und an die Geschichte, die Tradition, die Werte und das Erbe der Täuferbewegung erinnern und „ökumenische Impulse setzen“. Unter der Überschrift „gewagt!“ geht es in den Themenjahren der Halb-Dekade um „mündig leben“ (2020), „gemeinsam leben“ (2021), „konsequent leben“ (2022), „gewaltlos leben“ (2023) und „Hoffnung leben“ (2024). Für das Jahr 2025 sind mehrere Gedenkveranstaltungen geplant, die an die erste täuferische Glaubenstaufe 1525 in Zürich erinnern. Das hat der Veranstalter der Jubiläumsaktivitäten, der Verein „500 Jahre Täuferbewegung 2025“, am Mittwoch in einer Presseerklärung mitgeteilt.
Zu dem Jubiläum erklärte die Vorsitzende des Vereins „500 Jahre Täuferbewegung“, Astrid von Schlachta, gegenüber pro: „Die Täufer versuchten, die Grenzen der gesellschaftlichen Normen im 16. Jahrhundert auszudehnen. In einer Gesellschaft, die Religionsfreiheit nur in eingeschränktem Maße kannte, forderten sie Gewissensfreiheit für alle Christen.“ Täufer hätten sich dafür eingesetzt, Konflikte auf eine gewaltfreie Art und Weise zu lösen und den Menschen in seiner Mündigkeit zu fördern, damit er eigene Entscheidungen in der Verantwortung vor Gott und den Menschen treffe. „Ihre Gemeinden waren eine Gemeinschaft von Gleichen, in der alle mitbestimmten und gemeinsam um die richtigen Wege im Glauben rangen“, erklärte die Historikerin von Schlachta. Die Festivitäten böten Gelegenheit, über die Bedeutung des täuferischen Erbes bis heute nachzudenken und diese als Beitrag zum vielfältigen Christentum zu würdigen.
In seinem Grußwort an den Verein hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier täuferische Ideale beschrieben: „Jeder soll hier nach seinem Glauben leben können und dürfen – ohne Angst, aber auch ohne Machtanspruch. Dass dieses Verständnis von Religionsfreiheit heute Grundlage unseres Zusammenlebens ist, dazu hat auch die täuferische Tradition beigetragen mit ihrem Beharren auf der Freiheit des Einzelnen, der Begrenzung staatlicher Macht in Glaubensfragen und der Ablehnung von Gewalt.“
Nach Ansicht der Veranstalter bildet die Täuferbewegung neben der Wittenberger und der Schweizer Reformation die dritte reformatorische Strömung. Das Spektrum täuferischer Kirchen ist weit. Die Bewegung ist im 16. Jahrhunderts in den deutsch- und niederländischsprachigen Teilen Europas entstanden. Der Ursprung liegt im Umfeld des Reformators Huldrych Zwingli im reformatorischen Zürich. Von dort breitete sich das Täufertum in der Schweiz, später im süddeutschen und österreichischen Raum und danach im niederländisch-norddeutschen Gebiet weiter aus.
Von: Norbert Schäfer