Christen sollen sich nicht nur auf das Seelenheil der Menschen konzentrieren, sondern auch Kompetenzpartner im Zusammenspiel aller sein, die sich um Kranke und Leidende bemühen. Dafür warb der Theologe Heinrich Rust bei seinem Vortrag auf dem Christlichen Gesundheitskongress. Christen müssten Christus in die Krankheiten hineinbringen: „Gott ist viel integrativer als wir.“
Die Heilungskompetenz sei oft aus christlichen Gemeinde verbannt worden: „Mit Jesus Christus ist aber eine neue Wirklichkeit angebrochen.“ Christen befänden sich quasi in einer Wohngemeinschaft mit Jesus, hielten sich aber selten dort auf. Er warnte Christen davor, spirituelle Analphabeten zu werden. Gott knüpfe immer an bei den Kranken und Schwachen, sagte der Baptist. „Heilung und Befreiung gehören zu Gottes Kernkompetenzen. Er identifiziert sich mit den gebrochenen Menschen.“
„Unsere Kirche ist ein Krankenhaus“
Heilung geschehe, wo es Vergebung und Versöhnung gebe. Sie sei eingebunden in Gemeinschaft. Zudem könne Heilung durch Gebet und Einsatz von Geistesgaben erfolgen. Christen und christlichen Gemeinden empfahl er, den „weltanschaulichen Dialog“ zu suchen. Oft hätten Christen eine „kalte Religion“ vermittelt, ohne auf die Wirkung Gottes zu vertrauen.
Rust wünschte sich, dass Christen „Trampelpfade der Hoffnung“ beschreiten. Er wünschte sich Mut und Durchhaltevermögen in einer gemeindenahen Diakonie: „Aus einer Fülle kleiner Trampelpfade könnte dann vielleicht eine große Straße werden.“ Gemeinden könnten Patientengottesdienste und Gebete für Kranke anbieten: „Kranke und Leidende gehören in die christlichen Kirchen und brauchen ein Zuhause in den Gemeinden.“
Der Arzt und koptische Bischof Anba Damian berichtete aus Sicht der koptischen Christen und deren Fürsorge für die Kranken. Sein Vater sei früh gestorben und er habe Verantwortung für seine Familie und seine drei jüngeren Schwestern übernommen. „Unsere Kirche ist ein Krankenhaus, in dem Kranke Kranke behandeln. Die Heilung schenkt Gott.“ Er wisse nicht, in welchen Fällen Gott Menschen heile und in welchen Fällen nicht: „Meine Möglichkeit ist es, zu Gott zu beten.“
Von: Johannes Blöcher-Weil