Das Thema von Erik Flügges Vortrag lautete: „Kann man uns noch glauben?“ Seine Antwort: „Nein!“ Flügge erklärte seine provokante Antwort damit, dass seiner Ansicht nach „das gesamte System christlicher Kommunikation (nicht wisse), wie die Regeln des Kommunizierens funktionieren“. Der Politikberater ist unter anderem Autor der Bücher „Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt“ und „Nicht heulen, sondern handeln“, in denen er die kirchliche Kommunkation ins Visier nimmt.
Es gebe gemeinsame Regeln für Quantität, Qualität, Relevanz und Stil, erklärte Flügge bei seinem Vortrag. Weder die Evangelische noch die Katholische Kirche hielten sich an die Regeln, die dafür sorgten, dass Kommunikation gelingen könne. So sei kirchliche Kommunikation viel zu oft eine reine Senderbeziehung. Frage sich ein Mensch, ob die Botschaft der Kirche glaubwürdig sei, mache er dies nicht an den reinen Inhalten fest, sondern am Einhalten der kommunikativen Regeln.
Quantität, Qualität, Relevanz, Stil
Die Maxime der Quantität besage, dass sich der Sender so informativ äußern sollte, wie für den Zweck des Gesprächs nötig, zugleich aber nicht ausschweifend, also informativer als nötig. Als Negativ-Beispiel nannte er die Bierdeckelaktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Die Maxime der Qualität fordere vom Sender, einen Gesprächsbeitrag zu liefern, der wahr ist. Er solle nichts sagen, wovon er glaube, dass es falsch ist, oder wofür nicht genügend Anhaltspunkte bestehen. Der Automat „Jesus to go“ des Erzbistums Köln ist Flügges Ansicht nach ein Beispiel, bei dem es nicht gelungen ist, diese Maxime einzuhalten: „Dafür muss man katholischer Insider sein, um die Geschichte zu dechiffrieren“, glaubt Flügge.
Zur Maxime der Relevanz erklärte Flügge: „Sage nichts, was nicht zum Thema gehört, wechsele nicht das Thema. Beachte den Gesprächskontext vorangegangener Kommunikation und das Vorwissen deines Kommunikationspartners.“ In Bezug auf die Maxime des Stils riet Flügge dazu, „Unklarheiten, Mehrdeutigkeit, unnötige Weitschweifigkeit und Ungeordnetheit“ in der Kommunikation zu vermeiden. Wie unterschiedlich die Deutungsmöglichkeiten sind, wenn sich ein Sprecher nicht an diese Maxime hält, veranschaulichte Flügge anhand der Weihnachtspredigt eines Landesbischofs. Die Form der Predigt hält Flügge ohnehin für überholt.
Studiengang für Glaubenskommunikation
Am von ihm selbst angestoßenen Projekt „Valerie und der Priester“ beschrieb Flügge dagegen, wie Glaubensthemen verständlich öffentlich kommuniziert werden können. Kommunikation gelinge immer dann, wenn man sie um den Fragenden, nicht um den Sender herum baue. Dies sei eine Frage des Wie, weniger der Ressourcen: „Ein System, das seltsam spricht, lauter sprechen zu lassen, funktioniert nicht.“ Stattdessen müssten Sender darauf achten, das „Kooperationsprinzip der Kommunikation“ nicht zu verletzen.
Abschließend kündigte Flügge an, an einem universitären Modell zu arbeiten und einen entsprechenden Studiengang etablieren zu wollen: „Glaubenskommunikation muss eine eigenständige Profession werden.“
Austausch für christliche Medienschaffende
Mit Flügges Vortrag endete der 6. Christliche Medienkongress am 18. Januar in Schwäbisch Gmünd. Der Kongress versteht sich als Gesprächsforum für christliche Medienschaffende. Vor zwei Jahren fand der vorige Kongress statt. Rund 130 Medienschaffende berieten in Seminaren und Diskussionsveranstaltungen im Christlichen Gästezentrum Schönblick darüber, wie Journalismus glaubwürdiger und wie die christliche Botschaft wirkungsvoll in den Medien verbreitet werden kann.
Träger des Christlichen Medienkongresses sind die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), Bibel.TV, die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Agentur Media Vision, die SCM Verlagsgruppe, die Stiftung Marburger Medien, ERF Medien, die Christliche Medieninitiative pro, CFF – Forum für Christen in Film und Fernsehen und die Evangelische Nachrichtenagentur idea.
Von: Stefanie Ramsperger