Altbundespräsident Horst Köhler hat sich auf dem Kirchentag in Dortmund für eine intensive Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika stark gemacht. Er wünsche sich eine „Utopiefähigkeit“ und träume von einer Zeit, in der „das Mittelmeer kein Massengrab“ mehr sei. Man dürfe zwar die Augen vor der Realität nicht verschließen, aber gerade von Christen wünsche er sich ein „positives Vorstellungsvermögen“.
Europas Verhältnis zu Afrika sei von „jahrhundertelangem Rassismus und jahrzehntelangem Afrika-Pessimismus“ geprägt. Durch die Flüchtlingskrise erlebe nun auch wieder die „Angst vorm schwarzen Mann“ eine „traurige Renaissance“. Dennoch könne Europa gemeinsam mit Afrika einen „Kulturraum der positiven Begegnung“ schaffen. Europa müsse das Zuhören wieder lernen und aufhören Afrika zu belehren.
Weiterhin unterstrich Köhler den „Machtfaktor Jugend“. Die afrikanische Gesellschaft habe ein geringes Durchschnittsalter. Die Jugend sei auf der Suche nach ihrer Rolle in der Welt, Identität und Selbstbewusstsein. Der Altbundespräsident wiederholte abschließend den Wunsch nach einer engen Partnerschaft beider Kontinente, welche die Zukunft der Welt prägen und das 21. Jahrhundert zu einem „afrikanisch-europäischen Jahrhundert“ werden lassen könne.
Afrika als Kontinent der Zukunft
Die Nobelpreisträgerin und ehemaligen Staatspräsidentin Liberias, Ellen Johnson-Sirleaf, pflichtete Köhler in der anschließenden Podiumsdiskussion bei. Obwohl Afrika „heutzutage selbstbewusst“ sei, wünsche sie sich Hilfe von Europa. Afrika sei der Kontinent der Zukunft. Diese wolle man mit einem starken Partner wie Europa gestalten. Allerdings sei Europa nicht da und überlasse Ländern wie China das Feld. Ähnlich argumentierte der Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz, Fidon Mwombeki. Es liege im Interesse Europas ein ernsthafter Partner Afrikas zu sein und der Jugend Afrikas eine Perspektive zu bieten.
GHeiß her ging es zwischen der Vorsitzenden des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung der Europäischen Union, Sabine Lösing und dem EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Cristos Stylianides. Lösing warf der EU Militarisierung vor. Diese Bestrebungen seien ausschließlich gegen Migration gerichtet und dienten der Ressourcen-Sicherung in Afrika. Es gehe nicht um Afrika, sondern um eigene Interessen. Weiterhin beklagte sie, dass Gelder für Entwicklungshilfe in militärische Projekte flößen. Gegen diese Vorwürfe wehrte sich Stylianides entschieden und betonte, dass die EU der größte humanitäre Geldgeber sei. Einigkeit herrschte zwischen beiden Politikern in Bezug auf Korruptionsbekämpfung und Bildungsaufgaben.
Von: Martin Schlorke