Christian Enders, Presse- und Öffentlichkeitsreferent der Hochschul-SMD, betonte zu Beginn der Tagung „Wege in die Medien – Als Christ in Journalismus und PR“, die Aufgabe für Christen, sich „in Gesellschaft, Politik und Medien einzumischen“. Auch wenn der Gegenwind für Christen manchmal stärker sei, dürfe man sich nicht „mundtot machen lassen“. Als Christ könne man einen Unterschied machen – ob durch Gebet, Gespräch oder in seinem Auftreten, sei egal, sagte Enders.
Ähnliche Worte fand Daniel Böcking. Der stellvertretende Chefredakteur der Bild-Zeitung sagte deutlich, dass man „als Christ keine Lachnummer“ sei. Ganz im Gegenteil, „die christliche Botschaft ist unglaublich wichtig“. Das gelte für Christen und Nicht-Christen gleichermaßen. Sein Weg in die Medien sei in gewisser Weise genau gegenteilig zum Titel der Tagung gewesen. Gott habe ihn, als er bereits Karriere gemacht habe, durch verschiedene Erlebnisse „angetippt“. Ein solches sei beispielsweise das verheerende Erdbeben auf Haiti 2010 gewesen. Der selbstlose Einsatz von christlichen Hilfsorganisationen habe ihn beindruckt. Auf die Frage, warum man sich freiwillig für solche Einsätze meldet, sei jedes Mal die Antwort „Jesus“ gewesen. Solche Erlebnisse hätten nicht zu seiner Bekehrung geführt, aber er habe begonnen, zu beten und nachzufragen.
„Gottvertrauen üben“
Diesen Bekehrungspunkt erlebte Böcking dann, als er den Vers im 5. Buch Mose 6,5 las: „Darum sollst du deinen Herrn, deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ Der Glaube sei für ihn etwas „Lebensentscheidendes“ geworden, was er nicht mehr ablegen wolle, egal ob privat oder bei der Arbeit. Nach seiner Entscheidung für Jesus habe ihn der IS-Terror 2015 veranlasst, einen Kommentar bei Bild über seinen Glauben zu schreiben. Seit diesem „Outing“ nutze er jede Bühne, die ihm Gott anbiete. Oft sei es schwer, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. Man müsse „das Gottvertrauen üben“. Böcking helfe es dabei, in der Redaktion nicht ständig zu überlegen, was ein christliches Thema sein könnte, sondern Gottes Wirken Platz zu lassen. Schließlich sei er kein „Pressesprecher des Christentums“, der zu jedem Thema eine Stellungsnahme abgeben müsse.
Zwei völlig unterschiedliche Wege in die Medien stellte Frank-Thomas Suppee, Leiter des MDR BildungsCentrums, vor. Zum einen schilderte er seinen persönlichen Werdegang und auf der anderen Seite strukturierte Ausbildungsmöglichkeiten beim MDR. Während Suppee „sein Volontariat selbst gebaut“ habe, gebe es beim MDR ein extra Programm zum Erlernen des journalistischen Handwerks. Der Mitteldeutsche Rundfunk versuche, seine Auszubildenden für mehrere Medientätigkeiten breit aufzustellen. Suppee forderte das Publikum auf, sich selbst neu herauszufordern. „Journalisten zeichnet aus, sich auf neue Sachen einzulassen.“ Dies könne ganz verschieden aussehen. Mit Hilfe eines eigenen Videopodcasts, eines Blogs oder Twitter-Accounts könne man sich neue Stärken erarbeiten und sich „breiter aufstellen“.
Christliches Menschenbild im Arbeitsvertrag
Neue Aspekte für die Teilnehmer der Tagung hielt die Gesprächsrunde mit der Freien Journalistin Marie Wildermann und Almut Hülsmeyer, Redakteurin für die Neue Osnabrücker Zeitung, bereit. So arbeiteten beide Unterschiede zwischen einer journalistischen Tätigkeit und PR-Arbeit heraus.
Weiterhin wurde das Verhältnis zwischen Beruf und persönlichem Glauben besprochen. Hülsmeyer sorgte für Staunen im Publikum, als sie erwähnte, dass in ihrem Arbeitsvertrag neben sozialer Marktwirtschaft und demokratischen Werten auch das christliche Menschenbild als Richtlinie aufgeführt werde.
Eine der aktuellsten Fragen in den Medien thematisierte der MDR-Hörfunkredakteur und Vorsitzender des Christlichen Medienverbundes KEP Michael Voß. Wie funktioniert das Zusammenspiel von Wahrheit und Journalismus? Wer kann überhaupt sagen, was Wahrheit ist? Als Christ sei diese Frage noch schwieriger zu beantworten, sagte er. Schließlich sei Jesus selbst die Wahrheit. Das bedeute, man müsse sich klar sein, dass Objektivität schlussendlich nur das Bemühen sei, „die Wahrheit oder Meinungen korrekt wiederzugeben“. Es gebe also keine völlig „objektive“ Berichterstattung, sondern ausschließlich „möglichst objektive“. In diesem Kontext sprach er weiterhin über „Fake News“ und „Lügenpresse“. Wie seine Vorredner präsentierte auch Voß für das Publikum Regeln und Tipps, die man als Journalist beachten solle.
Journalismus der Zukunft: Mensch vs. Roboter?
In einer letzten Diskussionsrunde wurde die Frage nach der Zukunft der Medien diskutiert. Im Mittelpunkt stand die Frage, inwieweit Journalisten in der Zukunft noch benötigt werden. Schließlich entwickle sich die Robotik rasant. In China würden bereits computergesteuerte Nachrichtenmoderatoren eingesetzt. Diese seien so weit entwickelt, dass sie nicht nur menschlich aussähen, sondern ebenfalls menschliche Charakterzüge zeigten.
Einen Teil dieser möglichen Zukunft könne man heute schon sehen. Es werde immer mehr digital verwaltet. Man müsse sich also die Frage stellen, ob Menschen in den Medien noch gebraucht würden. Jedem, der im Internet surft, werde personalisierte Werbung angezeigt. Die offene Frage am Ende des Abends war: Warum sollte dies nicht auch mit Nachrichten funktionieren?
Zum Abschluss der Tagung fand eine Studiotour durch die Media City des MDR statt. Neben der Geschichte des MDR in Leipzig gab es die Möglichkeit, die einzelnen Studios zu besichtigen und Fragen zum Ablauf der MDR-Sendungen zu stellen.
Die Tagung wurde von der Hochschul-SMD und der Christlichen Medienakademie veranstaltet. Die Christliche Medienakademie ist ein Arbeitsbereich des Christlichen Medienverbundes KEP, der auch das Christliche Medienmagazin pro herausgibt.
Von: Jonah Trees und Martin Schlorke