Die Botschaft von der Hoffnung muss auf die Straße

Alan Haufe möchte das Evangelium zu den Menschen bringen. Der 34-Jährige ist Straßenprediger. 2017 gründete er mit Gleichgesinnten die deutschlandweit einzige Konferenz für Straßenprediger. Dieses Jahr fand sie zum zweiten Mal in München statt – parallel zum Oktoberfest. Haufe hat pro erzählt, was die Prediger dort erlebten.
Von PRO
Eine Szene von der diesjährigen Straßenpredigerkonferenz – ganz rechts auf dem Podest ein Prediger

pro: Herr Haufe, die diesjährige Straßenpredigerkonferenz in München lief während des Oktoberfestes. Was haben Sie dort gemacht?

Alan Haufe: Schwerpunktmäßig machen wir drei Dinge. Wir stellen Büchertische auf, verteilen Bibeln und andere christliche Literatur und predigen natürlich. Letztes Jahr hatten wir auch Aufsteller für Tafelpredigten und einen Büchertisch in der Innenstadt, aber dieses Jahr haben wir wegen der Wahlen in Bayern keine Genehmigung dafür bekommen.

Welche Reaktionen gab es?

Dieses Jahr haben wir rund 800 Bibeln verteilt. Das klingt erst einmal nicht viel, aber so ein klobiges Buch aus der Hand weiterzugeben, ist gar nicht so einfach. Wir haben dieses Jahr eigentlich nur Positives erlebt. Die Leute sind bei den Straßenpredigten stehengeblieben, sie haben Sachen mitgenommen. Wir haben sehr viel Material verteilt und viele Predigten gehalten. Brenzlige Situationen gab es kaum. Natürlich pöbeln immer mal wieder Leute, aber wir waren eine ganze Schar von Männern. Ich persönlich erlebe wenige Angriffe – vielleicht liegt das daran, dass ich breite Schultern habe und aussehe wie ein Ausländer (lacht). Aber im Ernst, wenn etwas passiert, muss man schlagfertig sein. Wenn es einen Aufruhr gibt, ist das eigentlich nur von Nutzen. Das macht die Leute neugierig. Außerdem kennt und schützt uns die Münchener Polizei.

Die Passanten kommen und gehen, die Begegnungen sind nur flüchtig. Was bleibt da hängen von Ihren Aktionen?

Insgesamt denke ich, dass die Teilnehmer der Konferenz verstanden haben: Egal, was wir machen, die Frucht schenkt Gott. Klar, erlebt man auch mal eine spontane Bekehrung, aber wir säen vor allem und vertrauen darauf, dass Gott etwas daraus macht. So entsteht kein Druck. Die ganze Kraft liegt in seinem Wort – ob wir das fühlen oder nicht. Dieses Wort wollen wir weitergeben, damit es die Menschen im Herzen überführt, wo auch immer sie dazu kommen, es zu lesen. Wir hören die interessantesten Zeugnisse, wie die Menschen mit dem Bibellesen anfangen. Sei es auf der Toilette, unterwegs, oder von mir aus auch wenn sie gerade in ihrer Kotze aufgewacht sind. So etwas passiert wirklich. Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand eine Bibel gestohlen hat und so zum Glauben gekommen ist.

Da freut man sich doch tatsächlich mal, wenn einem etwas gestohlen wird.

Stimmt. Bei mir war es sogar auch so. Ich bin damals auch zum Glauben gekommen, weil ich eine Bibel mitgehen lassen habe. Als Jugendlicher war ich ziemlich wild, habe viel gefeiert, getrunken und gekifft. Sonntag war der einzige Tag, an dem ich mir eine Auszeit davon genommen und im Verein Schach gespielt habe. Einmal hatte sich unser Gegner beim Auswärtsspiel in einem Gemeindehaus eingemietet. Ich war damals auch ein Möchtegern-Gangsta-Rapper und interessiert an Technik. Also habe ich angefangen, im Gottesdienstraum Mikrophone und Kabel zu klauen. Dort lag auch eine Bibel. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe sie eingepackt. Nach ein paar Wochen habe ich eines Nachts angefangen, sie zu lesen. Ich bin im Buch Prediger gelandet und dachte: „Der Mann weiß, wovon er redet. Das kann kein Märchenbuch sein.“ Da habe ich angefangen, mich nach Gott auszustrecken. Irgendwann habe ich eine Predigt gehört und konnte dieser Liebe nicht mehr widerstehen.

Und seitdem predigen Sie auf der Straße?

Nicht ganz. Ich selbst mache das erst seit 2011, Büchertische schon etwas länger. Die Szene ist in Deutschland aber natürlich viel älter. Einige meiner Freunde machen das seit Jahrzehnten. Durch die Sozialen Medien haben wir uns verstärkt wahrgenommen und gemerkt, dass wir uns auch zusammentun und gegenseitig ermutigen können. So kam ein Freund auf die Idee für die Konferenz, die er an mich herangetragen hat. Die Konferenz ist aber nicht nur für Straßenprediger, sondern für jeden Christen, denn Evangelisation ist ein Teil des christlichen Lebens. Wir sagen natürlich nicht, dass Straßenpredigt das einzige Mittel dazu wäre. Aber wir wollen die öffentlichen Räume, die sich bieten, nutzen. Unser Wunsch ist letztendlich, dass auch die Gemeinden hinter den Leuten stehen, die offensiv auf der Straße sind.

Warum predigen Sie so gern auf der Straße?

Die Aufforderung von Jesus heißt ja: „Gehet hin.“ Wir Christen versuchen es aber seit Jahrzehnten mit „Kommet zu uns“. Wenn wir ehrlich sind, sind es meistens andere Christen, die unsere Veranstaltung besuchen, weniger Nichtgläubige. Auf der Straße dagegen sind direkt tausende Leute, die mit dem Glauben nichts zu tun haben. Die werden bei Menschenmengen neugierig. Noch gibt es hier Religionsfreiheit, noch haben wir diese Räume, in denen wir solche Aktionen machen können. Auch wir sollten neben den ganzen Esoterikern und anderen Gruppen diese Plätze nutzen, um die einzige Botschaft zu verbreiten, die wirklich Hoffnung bringt. Noch haben wir Zeit und können das in Freiheit tun. Wir erleben keine Verfolgung in der Form, wie die Apostel sie erlebt haben. Was uns passiert, ist vielleicht eine Beleidigung. Das ist alles noch im Rahmen.

Was macht einen „guten“ Straßenevangelisten aus?

Für mich vor allem die Liebe zu den Menschen und ein Bewusstsein für ihre Not und Verlorenheit. Außerdem die Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und charakterlich zu wachsen. Wichtig ist auch eine verständliche Sprache. Und bei all dem muss immer im Hintergrund das Bewusstsein stehen: Ich brauche Gott. Ich kann ohne ihn nichts tun. Es gibt ein Gefühl von Hilflosigkeit, das gut sein kann – wenn ich etwa in der Stadt stehe, diese vielen Menschen sehe und mich frage: „Was soll ich hier ausrichten? Die hören mir doch sowieso nicht zu.“ Diese Hilflosigkeit wirft mich immer wieder auf Jesus. Ich komme nicht mit großer Rhetorik, sondern schwach und mit dem Bewusstsein, dass ich allein nichts ausrichten kann. Denn die Leute wollen die frohe Botschaft in der Regel nicht hören. Aber Gott kann trotzdem bewirken, dass sie dafür offen werden.

Ist Straßenpredigt überhaupt noch zeitgemäß im digitalen Zeitalter?

Menschen sind zu allen Zeiten gleich. Die Wichtigkeit des gesprochenen Wortes wird sich nicht ändern. Der Mensch war prinzipiell früher nicht interessierter als heute, auch wenn es anscheinend mehr religiöse Leute gab. An sich war er immer ein Sünder und ein Rebell. Die Form der Straßenpredigt sehen wir deshalb schon bei den alttestamentlichen Propheten. Dann natürlich bei Jesus selbst und den Aposteln. Solange Menschen auf der Straße unterwegs sind, kann man sich hinstellen. Es geht um die Verkündigung. Die kann prinzipiell in jeder Form geschehen, sicher auch im Internet. Aber auf die Straßen gehen relativ wenige Christen, dabei kann man dort so gut Menschen erreichen. Wir müssen dorthin, wo die Menschen sind – auch auf das Oktoberfest.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Warum predigen Sie so gern auf der Straße?

Die Aufforderung von Jesus heißt ja: „Gehet hin.“ Wir Christen versuchen es aber seit Jahrzehnten mit „Kommet zu uns“. Wenn wir ehrlich sind, sind es meistens andere Christen, die unsere Veranstaltung besuchen, weniger Nichtgläubige. Auf der Straße dagegen sind direkt tausende Leute, die mit dem Glauben nichts zu tun haben. Die werden bei Menschenmengen neugierig. Noch gibt es hier Religionsfreiheit, noch haben wir diese Räume, in denen wir solche Aktionen machen können. Auch wir sollten neben den ganzen Esoterikern und anderen Gruppen diese Plätze nutzen, um die einzige Botschaft zu verbreiten, die wirklich Hoffnung bringt. Noch haben wir Zeit und können das in Freiheit tun. Wir erleben keine Verfolgung in der Form, wie die Apostel sie erlebt haben. Was uns passiert, ist vielleicht eine Beleidigung. Das ist alles noch im Rahmen.

Was macht einen „guten“ Straßenevangelisten aus?

Für mich vor allem die Liebe zu den Menschen und ein Bewusstsein für ihre Not und Verlorenheit. Außerdem die Bereitschaft, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und charakterlich zu wachsen. Wichtig ist auch eine verständliche Sprache. Und bei all dem muss immer im Hintergrund das Bewusstsein stehen: Ich brauche Gott. Ich kann ohne ihn nichts tun. Es gibt ein Gefühl von Hilflosigkeit, das gut sein kann – wenn ich etwa in der Stadt stehe, diese vielen Menschen sehe und mich frage: „Was soll ich hier ausrichten? Die hören mir doch sowieso nicht zu.“ Diese Hilflosigkeit wirft mich immer wieder auf Jesus. Ich komme nicht mit großer Rhetorik, sondern schwach und mit dem Bewusstsein, dass ich allein nichts ausrichten kann. Denn die Leute wollen die frohe Botschaft in der Regel nicht hören. Aber Gott kann trotzdem bewirken, dass sie dafür offen werden.

Ist Straßenpredigt überhaupt noch zeitgemäß im digitalen Zeitalter?

Menschen sind zu allen Zeiten gleich. Die Wichtigkeit des gesprochenen Wortes wird sich nicht ändern. Der Mensch war prinzipiell früher nicht interessierter als heute, auch wenn es anscheinend mehr religiöse Leute gab. An sich war er immer ein Sünder und ein Rebell. Die Form der Straßenpredigt sehen wir deshalb schon bei den alttestamentlichen Propheten. Dann natürlich bei Jesus selbst und den Aposteln. Solange Menschen auf der Straße unterwegs sind, kann man sich hinstellen. Es geht um die Verkündigung. Die kann prinzipiell in jeder Form geschehen, sicher auch im Internet. Aber auf die Straßen gehen relativ wenige Christen, dabei kann man dort so gut Menschen erreichen. Wir müssen dorthin, wo die Menschen sind – auch auf das Oktoberfest.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Alan Haufes Website findet sich unter www.esstehtgeschrieben.de

 

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