Seit Donnerstag treffen sich Medienschaffende in Schwäbisch Gmünd zum 5. Christlichen Medienkongress. Der Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Markus Bräuer, hat die Gäste auf die Bedeutung von Facebook, Twitter und Co. zur Verbreitung des Evangeliums verwiesen. „Wenn es uns gelingt, die Bibel in der Aktualität ihrer Ur-Themen zu vermitteln, von Hoffnung und Angst, von Freude und Trauer, von Verrat und Vergeben und Gottvertrauen, werden wir auch in den neuen Medien einen deutlichen Akzent setzen können“, sagte Bräuer.
Die Journalisten müssten zeigen, dass Bibelkunde und Presseschau, Agende und Atlas zusammengehörten. Nur dann werde der christliche Glaube auch weiter relevant bleiben für die Macher bei Film, Fernsehen und in den sozialen Netzwerken. Bräuer erinnerte trotz der wachsenden Bedeutung des Internets, der Sozialen Medien und der Streamingdienste an die Reichweite des linearen Fernsehens. Seine Kirche habe „allein mit den ZDF-Gottesdiensten im letzten Jahr über 19 Millionen Menschen erreicht“, erklärte der EKD-Medienbeauftragte. Vor zehn Jahren sei die Bilanz, wo die christliche Kirche im Fernsehen vorkomme, ernüchternd ausgefallen, erklärte Bräuer. Die Verantwortlichen hätten Religion und Politik im fiktionalen Programm für einen „Umschaltimpuls“ gehalten und deswegen lieber auf diese Inhalte verzichtet. Dieses Bild habe sich mittlerweile gewandelt. Es gebe einen regen Austausch zwischen Drehbuchautoren, Produzenten, Fernsehspielverantwortlichen der privaten wie der öffentlich-rechtlichen Sender. Es helfe auch, wenn Theologen und Laien „von ihrem Glauben und ihrem Zweifel“ redeten.
Als Resultat seien viele Filme und Auftragswerke entstanden, „weil Autoren und Produzenten fasziniert von Menschen und ihrer Begeisterung für ‚die Sache Jesu‘ waren, und es sie gepackt hat und sie andere daran teilhaben lassen wollen“, betonte Bräuer. Der Glaube sei zwar persönlich, aber keine Privatsache. „Vielleicht kommt es dazu, dass im Fernsehen nicht nur Christen als Berufschristen gezeigt werden, sondern als Menschen, die zu keiner Sekte gehören, und dennoch vor dem Essen beten und die Kinder mit einem Nachtgebet ins Bett bringen“, wünschte sich Bräuer.
Mit guten Nachrichten Menschen motivieren
Die NDR-Journalistin Anja Würzberg wollte in ihrem Vortrag vom Niedergang der Leitmedien nichts wissen. „Gerade in Zeiten, in denen es an vielen Stellen auf der Welt kocht und brodelt, in denen es einfacher ist als jemals zuvor, es sich in seiner Filterblase gemütlich zu machen, und in Zeiten, in denen extreme Stimmen immer lauter werden: Gerade in diesen Zeiten brauchen wir recherchestarke, professionelle Qualitätsjournalisten, die eine ausgewogene, informative und durchaus auch gelegentlich unterhaltsame Stimme sind – und zwar auf allen Ausspielwegen“, erklärte die Journalistin.
Journalistische Inhalte haben ihrer Einschätzung nach „gute Chancen, gegen den „Cat Content“ im Netz zu bestehen“. Damit spielte sie auf kurzweilige Ablenkungen wie Katzenvideos an. Nutzungsgewohnheiten und technische Voraussetzungen änderten sich, jedoch nicht der Bedarf an hochwertigem Journalismus. Würzberg sieht im „lösungsorientierten Journalismus“, den sogenannten „Constructive News“, einen möglichen Schlüssel. Beim konstruktiven Journalismus werden bei der Berichterstattung nicht nur die Probleme thematisiert, sondern auch mögliche Lösungsansätze dem Publikum angeboten. „Ich bin davon überzeugt, dass unser Handwerk nicht aussterben wird.“
Die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Medienbranche bezeichnete Würzberg als „Glück und Pech“ zugleich. Auf der einen Seite litten viele Medien unter der Digitalisierung, andererseits hätte sich die Branche länger auf den Wandel einstellen können als Versicherungen, Banken, Logistik, Handel oder die Automobilindustrie.
Noch fehle ein vernünftiges Erlösmodell für guten Journalismus im Internet, erkannte die NDR-Redaktionsleiterin. Würzberg befürwortete eine Zusammenarbeit der Verlage mit den öffentlich-rechtlichen Medien. „Es geht darum, mit einer klaren Orientierung am Qualitätsjournalismus zu kooperieren“, erklärte sie: „Klassische Medien und das Internet müssten keine Gegensätze sein.“
Fünfter Kongress für christliche Medienschaffende
Bis zum Samstag wollen rund 150 Medienschaffende in Seminaren und Diskussionsveranstaltungen im Christlichen Gästezentrum Württemberg darüber beraten, wie die christliche Botschaft wirkungsvoll in den Medien verbreitet werden kann. Am Samstag referiert der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), über „die Verkündigung des Evangeliums in digitalen Zeiten“. Zu den Referenten der Fachtagung gehört neben der Redaktionsleiterin Religion und Gesellschaft beim NDR, Anja Würzberg, auch der stellvertretende Chef von bild.de, Daniel Böcking.
Träger des Christlichen Medienkongresses sind die EKD, die Evangelische Landeskirche in Württemberg, das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), Bibel.TV, ERF Medien, die Stiftung Christliche Medien, die Stiftung Marburger Medien, der Christliche Medienverbund KEP, CFF – Forum für Christen in Film und Fernsehen, das Gütersloher Verlagshaus, der Schönblick und die Evangelische Nachrichtenagentur idea.
Von: Norbert Schäfer