Von Pilgerreisen und Wallfahrten, wie sie in der katholischen Kirche üblich sind, hielt Martin Luther wenig. Die Vorstellung, der Pilger könne durch Anstrengung die Gunst Gottes erwerben, stieß ihn ab. Über den berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela sagte er: „Wer weiß, wen sie dort begraben haben? Jakobus sicher nicht. Vielleicht liegt dort ein toter Hund oder ein totes Pferd im Grab. Bleibt zu Hause!“ Ausgerechnet an jenen Luther erinnert nun ein Pilgerweg, den eine Privatinitiative in Nordhessen erdachte. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Samstag unter der Überschrift „Hier gehe ich und kann nicht anders“.
Der Luther-Weg, der fast vollständig ausgeschildert ist, führt über rund 400 Kilometer durch vier Bundesländer: Sachsen Anhalt, Sachsen, Thüringen und Bayern. Laut der Webseite ist der Weg gedacht für „Pilger, Wanderer und an Besucher, die an der Reformation und ihren Wirkungen interessiert sind“. Der Weg führe durch Städte und Ortschaften, die verschiedene Zugangsweisen zu Luther und der Reformation ermöglichten. In der 2008 gegründeten Lutherweg-Gesellschaft arbeiten Vertreter von evangelischen Landeskirchen, Politik, Tourismus- und Wanderverbänden, Wirtschaft und Bildung.
Für Luther war die Route vom rheinland-pfälzischen Worms über Frankfurt bis zur Wartburg 1521 ein Fluchtweg, klärt die SZ auf. „Auf dem Reichstag zu Worms hatte er sich geweigert, seinen Glaubensgrundsätzen abzuschwören (‚Ich kann und will nichts widerrufen. Gott helfe mir‘), war in Acht gefallen und vogelfrei. Auf der Wartburg fand er Unterschlupf“, schreibt Autorin Susanne Höll. Welche Stätten der Reformator damals tatsächlich passierte, sei aber ungewiss.