Hans Leyendecker: „Schätze im Himmel statt irdischer Besitz“
Der bekannte Journalist Hans Leyendecker hat am Donnerstag in einer Bibelarbeit auf dem Kirchentag ein Gleichnis Jesu zum Schuldenerlass auf heutige Skandale übertragen.
Von PRO
Foto: pro
Leyendeckers Rede war eine Abrechnung mit dem „Weltbild der Reichen”
Leyendecker, Ressortleiter für investigative Recherchen bei der Süddeutschen Zeitung und bekannt für die Aufdeckungen mehrere spektakulärer Skandale, hielt auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart eine Bibelarbeit zum Gleichnis Jesu aus Lukas 16. Darin erlässt ein Verwalter einigen Schuldnern ihre Schulden ohne Wissen seines Herrn, dem die Güter eigentlich gehören. Jesus lobt das Verhalten des Verwalters explizit, obwohl dieser doch eigentlich Gelder Verschleudert, wie Leyendecker sagte.
„Lukas deutet den Schuldenerlass nicht als Metapher, sondern als wörtlich aufzufassende Anweisung“, sagte Leyendecker. Der Journalist zitierte den Theologen Eugen Drewermann, der sagte: „Geldbesitz ist nie gerecht“ und fügte hinzu: „Oder meint ihr, es sei gerecht, in Wohlstand zu leben, während andere darben?“ Weiter habe Drewermann gesagt: „Wohltätigkeit ist die einzige Möglichkeit, die Ungerechtigkeit von Geldbesitz zu mindern.“
Das Gleichnis Jesu aus Lukas 16, 1-13 löse viel Verwirrung aus und sei geradezu „skandalös“. Der Hausverwalter müsse zu Recht um seinen Job fürchten, da er Geld „verschleudert“ habe. Korruption, wie dieser Tage zu sehen bei der FIFA und Sepp Blatter, sei keine Erfindung unserer Tage. „Vor einem guten Arbeitsgericht hätte der Verwalter des Bibelgeschichte heute wahrscheinlich keine Chance.“ Der Journalist fragte: „Gaukelt Geld nicht eine Sicherheit vor, die nicht existiert? Jesus rät: Häuft viel lieber Schätze im Himmel an!“
Sepp Blatter: nach außen wohltätig, nach innen korrupt
Im Bibeltext zeichne sich eine „alternative Ökonomie“ ab, die auf das Teilen ausgerichtet sei. Es gelte „Gott oder Mammon“. Diese zwei Alternativen schlössen einander aus. Wichtig sei es, sich nicht von den Mitteln beherrschen zu lassen, sondern die Mittel einzusetzen für andere. Alles sei „Güter des Herrn“, und das sollte über den „Unglauben an den Mammon“ siegen. Im Bibeltext werde „Reichtum nicht wie in anderen Texten als Segen gesehen, sondern als Macht, die Menschen versklaven will. Das ist eine Absage an das Weltbild der Reichen“, sagte Leyendecker.
Sepp Blatter trete nach außen wie ein Wohltäter auf, der etwas für die Armen in der Welt tute. Doch im Inneren sei sein System korrupt, und in Wirklichkeit zählt die Armut überhaupt nicht. „Gott prüft das Herz des Menschen“, sagte Leyendecker.
Angesichts der ARD-Sendung „Börse vor acht“ erklärte der Journalist: „Drei Minuten der angeblich so kostbaren Zeit in der ARD werden für Börsennachrichten vermacht. Was könnte man in diesen drei Minuten alles Sinnvolles senden!“ Die Botschaft der Sendung sei jedoch immer die gleiche: „Es wird alles gut. Selbst wenn die Börse zusammenbricht. Man muss nur Geduld haben.“
Der 66-jährige Hans Leyendecker arbeitete fast 20 Jahre beim Spiegel, seit 1997 arbeitet er für die Süddeutsche Zeitung, dort ist er Ressortleiter für investigative Recherchen. Leyendecker schrieb mehrere vielbeachtete Sachbücher zu Korruption. Der Katholik gehört verschiedenen Gremien des Deutschen Evangelischen Kirchentages an und ist Mitglied des Präsidiums. Seit 1975 nimmt er regelmäßig an Kirchentagen teil. Im Jahr 2011 führte er erstmals eine eigene Bibelarbeit durch. (pro)
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