Der diesjährige Literatur-Nobelpreisträger Bob Dylan kam als Robert Zimmerman zur Welt und wuchs in einer jüdischen Familie auf. Seine Eltern gaben ihm als gläubige Juden den hebräischen Namen Shabtai Zisel ben Avraham. Später, nach dem Tod seines Vater 1968, befasste sich der Musiker intensiver mit seinen religiösen Wurzeln. Dylan durchlebte verschiedene, auch sehr religiöse Phasen, hieß es in einem Beitrag des Deutschlandfunks anlässlich der bevorstehenden Preisverleihung.
Ende der 70er-Jahre konvertierte Dylan zum charismatisch-evangelikalen Christentum und irritierte damit viele seiner Fans. Das passe gut zusammen, findet der evangelische Theologe Matthias Surall, denn der christliche Glaube und Intellektualität schlössen sich nicht aus. „Er setzt sich sehr tiefgehend mit Themen des christlichen Glaubens für sein eigenes Lebens auseinander und buchstabiert das durch“, sagte Surral im Deutschlandfunk. Dylan, der gewöhnlich bei seinen Konzerten kein Wort sagt, hielt in dieser Phase sogar ganze Predigten zwischen den Songs. Nach etwa vier Jahren ging diese fromme Phase zu Ende.
In Dylans Texten kämen von Anfang an immer wieder biblische Motive, Texte, Figuren vor, sagte Surall, der Beauftragter für Kunst und Kultur der hannoverschen Landeskirche ist. Er verweist auf die Anspielungen im bekannten Song „Blowin‘ in the Wind“: Die Taube, die Noah den Weg weist; der Prophet Jesaja, der klagt, dass die Menschen nicht hören wollen.
Nicht auf eine Konfession festgelegt
Im Jahr 1997 lud Papst Johannes Paul II. Bob Dylan zum Eucharistischen Kongress der katholischen Kirche ein, und Dylan kam. „Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation war strikt gegen die Einladung. Er hielt ihn für einen Nihilisten“, sagte der Fundamentaltheologe Kurt Wenzel in der Radiosendung. Dylan spielte vor dem Papst auch den Klassiker „Knockin‘ on heaven‘s door“. „Mit dem Himmel hat er es“, sagte Wenzel. „Da ist er auf der Gegenposition zu John Lennon.“ Denn der sang in seinem bekannten Lied „Imagine“ die Zeile „Imagine there is no heaven but only sky.“ Wenzel erklärt: „Da wird die Semantik von Heaven und Sky gegeneinander ausgespielt. Heaven ist der religiös aufgeladene Himmel, Sky der natürliche Himmel. Dylan ist eindeutig auf der Seite von Heaven unterwegs.“ Dylan sei am ehesten mit einem Pilger zu vergleichen, allerdings ohne festes Ziel.
Bob Dylan lasse sich nicht auf eine Konfession oder Religion festlegen, sagte Wenzel. „Aus der Sicht der Religionen ist es ja so, dass die Religion die Menschen formatieren möchte nach ihrem Maßstab, und was Dylan zeigt, ist, dass er dieses Verhältnis umkehrt: Er bewegt sich als souveränes Glaubenssubjekt und nimmt sich von den Religionen, was er möchte.“ An ihm werde deutlich sich, „dass das moderne Subjekt gar nicht unfromm sein muss, sondern sehr wohl mit einer solchen Religionsdimension unterwegs sein kann, ja sogar von ihr getrieben sein kann“.
Surall sieht das ähnlich: „Er steht auf dem Boden der biblischen Tradition – jüdisch wie christlich – und er ist jemand, für den der Glaube eine Rolle spielt, unabhängig davon, ob er selber sagen würde: Ich bin ein gläubiger Mensch. Aber er ist ein Mensch, der weiß, welche Möglichkeiten der Glaube eröffnet, und dass das, was man die spirituelle Dimension nennt, eine wesentliche Dimension des Lebens ist, die man nicht einfach ausklammern kann.“
Wenn der Nobelpreis am Samstag in Stockholm vergeben wird, wird Dylan selbst offenbar nicht anwesend sein. Als das Komitee im Oktober den Preisträger bekannt gab, konnte es Dylan lange nicht erreichen. Erst zwölf Tage nach der Bekanntgabe meldete sich der Musiker bei den Schweden und versicherte, dass er sich sehr geehrt fühle. Er habe auch eine Rede vorbereitet, ließ der Sänger verkünden, doch wer diese vorlesen wird, ist noch unbekannt. Die Sängerin Patti Smith wird einen Dylan-Song vortragen. (pro)Als Bob Dylan zu Jesus fand (pro)
Dylan: Die wichtigste Entscheidung getroffen (pro)
Eine Antwort
Das sind ja alles nette Worte. Und zugegeben: ich hätte ihm schon vor dreißig Jahren den Nobelpreis für Literatur überreicht, auch
für Lieder vor seiner christlichen Phase wie „Hard rain‘s gonna Fall“, „The times they are changing“ „Desolation row“ usw.
Aber wie schaut es mit dem Erlöstsein aus? Wie kann es sein, dass er in Achtzigern wieder ein Alkoholproblem hatte und danach nie mehr wieder so klare biblische Botschaften kamen? Vor allem das klare Bekenntnis zum Herrn Jesus fehlt dann doch in den letzten vier Jahrzehnten. Vielleicht hatten auch die Plattenbosse etwas dagegen. Und man kann dann doch nur einem Herrn dienen….
Ich würde ihm schon gern im Himmel begegnen. Denn auf meine Mails reagiert er ja auch nicht, im Gegensatz zu einem „vollen“ oder ausschließlich christlichen Liedermacher wie Brian Doerksen.