Der Film „Verteidiger des Glaubens“ von Christoph Röhl setzt sich kritisch mit Joseph Ratzinger auseinander, der als Benedikt XVI. von 2005 bis zu seinem Amtsverzicht im Jahre 2013 Papst war. Der Streifen behandelt die systematische Vertuschung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Der Film kommt regulär am 31. Oktober 2019 in die deutschen Kinos, er wurde aber teilweise bereits auf Festivals gezeigt.
Experten sowie Wegbegleiter und Vertraute Ratzingers kommen zu Wort. Es sprechen unter anderem der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, der Jesuit Klaus Mertes, der irische Priester und Schriftsteller Tony Flannery, der Priester, Theologieprofessor und langjährige Ratzinger-Weggefährte Wolfgang Beinert, der Theologe Hermann Häring, das ehemalige Mitglied der Legionäre Christi, Xavier Léger, und der mexikanische Ankläger von Maciels Missbrauchsfällen, Pablo Perez Guajardo. Marie Collins, die mit 13 Jahren von einem Priester vergewaltigt wurde, sagt im Film: „Was meinem Körper und meiner Seele angetan wurde, zählte nicht. Es war nur das Ansehen der Kirche und der Priester, das wichtig war.“ Collins arbeitete später in der päpstlichen Kinderschutz-Kommission an der Aufarbeitung mit.
„Verteidiger des Glaubens“ kommt regulär am 31. Oktober 2019 in die deutschen Kinos, er wurde aber teilweise bereits auf Festivals gezeigt.
Papst Benedikt habe in seiner dreißigjährigen Tätigkeit im Vatikan „maßgeblich für den Erhalt der reinen katholischen Lehre“ gesorgt, heißt es in der Ankündigung der Produktionsfirma. Die Interviewpartner im Film stellten das offiziell propagierte Bild von Ratzinger als „bescheidenen Gelehrten“ allerdings infrage. „Sie machen deutlich, welche Rolle er beim Aufbau eines Machtsystems im Vatikan spielte, das erheblich zu dem Vertrauensverlust beitrug, unter dem die katholische Kirche seit Jahren leidet.“
Regisseur Röhl habe seine Recherchen für den Film noch vor dem Rücktritt Benedikts begonnen. Er selbst sei nicht gläubig, erklärte der Regisseur, der bereits zwei Filme über die Missbrauchsfälle an der hessischen Odenwaldschule gemacht hat. Ratzingers Abgang habe „eine symbolische Bedeutung, die weit über seine eigene Person hinausgeht und essentielle Fragen zum Thema Kirche und Gesellschaft aufwirft“, ist er überzeugt.
„Schwere Angriffe“ gegen den Regisseur
In Starnberg bei München, wo der Film am Sonntag im Rahmen des Fünfseen-Filmfestivals gezeigt wurde, musste die anschließende Diskussion nach Beleidigungen des Regisseurs abgebrochen werden. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sagte Röhl: „Ich habe selten so schwere Angriffe erlebt wie am Sonntag in Starnberg.“
Der evangelische Filmpfarrer Eckart Bruchner sprach von einer unguten Atmosphäre und verbaler Eskalation in der Schlossberghalle. Vor allem vier der Kinobesucher hätten den Regisseur heftigst angegriffen und mit emotionalen Zwischenrufen jede seriöse Diskussion erstickt. Schließlich brach die Moderatorin die Veranstaltung ab. Bruchner empfahl, einen Studientag zum Missbrauch in der Kirche zu organisieren, bei dem Röhls sowie andere Filme gezeigt werden könnten.
Von: Jörn Schumacher