Der mit dem goldenen Bären ausgezeichnete Film „Touch me not“ von Adina Pintilie zeigt drei Menschen auf der Suche nach Intimität. Aus verschiedenen Gründen fällt es allen dreien schwer, sexuelle Beziehungen auszuleben. Die rumänische Produktion war schon im Verlauf der Berlinale wegen ihrer sehr expliziten Sex-Szenen umstritten.
Den silbernen Bären vergab die Jury an den polnischen Film „Twarz“ (Gesicht). Darin verliert ein junger Mann nach einem Unfall sein Gesicht. Durch eine Transplantation kann er mit neuem Äußeren weiterleben. Doch seine fromme Dorfgemeinschaft lehnt ihn fortan ab. Die Regisseurin Małgorzata Szumowska nimmt sich mit viel schwarzem Humor des kirchlichen Innenlebens an und fragt kritisch nach dem Umgang der Frommen mit Menschen, die anders sind.
Preise für Filme mit positivem Zugang zum Glauben
Eine Auszeichnung für den besten Darsteller ging an den Franzosen Anthony Bajon im Film „La Prière“ (Das Gebet). Darin spielt er einen jungen Mann, der in einer katholischen Kommunität Heilung von seiner Drogensucht findet. Der Film zeichnet ein ausgesprochen positives Bild einer christlichen Gemeinschaft und zeigt, dass das Gebet Menschen hilft und sogar deren Leben retten kann.
Bester Film in der Jugend-Kategorie Generation 14plus wurde ebenfalls eine Produktion, die die positiven Einflüsse der Kirche auf die Gesellschaft zeigt: „Fortuna“ von Germinal Roaux gewann den kristallenen Bären. Der Film beschreibt den Weg eines jungen Mädchens, das in einem Kloster in den Schweizer Bergen Kirchenasyl gefunden hat. Zugleich beschäftigt er sich mit der Frage, wie sehr sich fromme Gemeinschaften verändern können und sollten, um ihrem Auftrag, Nächstenliebe zu leben, gerecht zu werden.
Kirchenjury vergibt Preise
Die ökumenische Jury, zusammengesetzt aus Vertretern der evangelischen und katholischen internationalen Filmarbeit, zeichnete in diesem Jahr den deutschen Film „In den Gängen“ aus. Er zeigt die Lebenswelt eines einfachen Angestellten in der ostdeutschen Provinz. Besondere Erwähnung fand der Film „Utøya 22. Juli“, der das Attentat auf der gleichnamigen norwegischen Insel aus dem Jahr 2011 aufarbeitet. Der Film war deshalb auf ein gemischtes Echo gestoßen, weil einige Zuschauer die Frage stellten, ob es legitim sei, die Ereignisse eines Anschlags derart actiongeladen in die Kinos zu bringen.
In der Kategorie Panorama vergab die ökumenische Jury einen Preis an das deutsche Drama „Styx“, das eine Frau bei einem Segelturn begleitet, bei dem sie mitten auf dem Meer auf ein sinkendes Flüchtlingsboot trifft. Regisseur Wolfgang Fischer stellt dem Zuschauer die Frage, was er tun würde, wenn sich der Kampf um Leben und Tod, ausgelöst durch die Flüchtlingskrise, direkt vor seinen Augen abspielen würde. In der Kategorie Forum gewann „Teatro de guerra“ einen Preis der ökumenischen Jury. Er setzt sich kreativ mit dem Krieg um die Falklandinseln im Jahr 1982 auseinander.
Von: Anna Lutz