Esel sucht König

Die Weihnachtsgeschichte kommt in einem charmanten Animationsfilm aus Hollywood auf die Leinwand. „Bo und der Weihnachtsstern“ ist unterhaltsam und extra auf ein christlich-konservatives Publikum ausgerichtet. Und das merkt man ihm – leider – an. Eine Filmkritik von Jörn Schumacher
Von Jörn Schumacher
Der Animationsfilm „Bo und der Weihnachtsstern“, der am 7. Dezember in die Kinos kommt, erzählt die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der Tiere

Der Plot ist originell: Der junge Esel Bo hat ein großes Ziel; anstatt wie bisher in einer langweiligen Mühle zu schuften, möchte er eines Tages Teil der Entourage des Königs sein. Doch scheinbar kommt es anders. Zusammen mit der Taube Dave hilft er stattdessen der weniger schillernden, aber netten Familie von Maria und Josef. Wie sich am Ende herausstellt, erfüllt sich dadurch dann doch der große Wunsch Bos, einmal einen echten König zu tragen.

Produziert wurde der Film von der amerikanischen Firma Walden Media, die sich hier zum ersten Mal an einem Animationsfilm versucht. Walden Media, die etwa mit „Die Chroniken von Narnia“ Erfolge feierten, sind bekannt dafür, bei ihren Produktionen auf die Vermittlung von Werten zu achten. Finanziell wird die Firma vom christlich-konservativen Unternehmer und Milliardär Philip Anschutz unterstützt. Für die Produktion von „Bo und der Weihnachststern“ zeichnet Affirm Films verantwortlich, eine Abspaltung von Sony, die vom Konzern eigens dafür ins Leben gerufen wurde, Filme für ein explizit christliches Publikum zu generieren. So war Affirm Films etwa bereits bei der Produktion der christlichen Filme „Fireproof“, „Facing the Giants“ und „Soul Surfer“ beteiligt.

Im Vergleich zu Pixar zu brav

Leider merkt man es dem Film an vielen Stellen an, dass er mit einem ideologischen Hintergedanken kreiert wurde. Im Vergleich zu Pixar-Filmen, die vor Originalität und Witz geradezu sprühen, kommt „Bo und der Weihnachtsstern“ etwas zahm daher, die Gags zünden wenig, im Kino gibt es kaum Lacher. Da ist alles dann doch eine Spur zu brav und fromm. Vielleicht liegt das ja aber auch an der deutschen Übersetzung. Im englischen Original konnten für die Stimmrollen eine Menge Stars gewonnen werden wie etwa Oprah Winfrey, Mariah Carey, Kelly Clarkson, Keegan-Michael Key und Christopher Plummer, und sogar der bekannte Fernsehpastor Joel Osteen hat die – wenn auch sehr kleine – Rolle von Caspar übernommen. Das hat bei der deutschen Version nicht geklappt. Hinzu kommen die christlichen Songs, die das Geschehen versüßen, sie sollen offenbar die Botschaft, die gerade zu sehen war, noch einmal akustisch unterstreichen.

Die Animationen können sich im Grunde sehen lassen, die Tiere sind größtenteils süß oder witzig gezeichnet. Dennoch fehlt bis zur Qualität von Pixar dann doch noch das gewisse Etwas. Die Figuren sind ein bisschen zahm, und den Animationen fehlt das letzte Quentchen Leichtigkeit.

Etwas seltsam wirkt die plötzliche „Bekehrung“ zweier Hunde am Schluss. Den ganzen Film über waren die beiden Häscher des Bösewichtes, eines düster dreinblickenden Mannes mit Helm, böse, am Ende werden sie dann aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen brav. Auch wenn der Grund im Dunkeln bleibt und eventuell nur etwas mit dem Anblick des süßen kleinen Babys in der Krippe zu tun hat, sollen die beiden offenbar beispielhaft für die Läuterung eines bösen Menschen hin zum Guten stehen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig, sondern auch moralinversäuert.

„Bo und der Weihnachtsstern“ ist wie maßgeschneidert für die klassische christliche amerikanische Familie. Kinder haben durchaus ihren Spaß. Das große Plus: Der Film erinnert einmal mehr daran, worum es bei Weihnachten eigentlich geht, nämlich um die Geburt Jesu. Die christliche Botschaft ist, dass der Messias der eigentliche König der Welt ist, vor dem alle irdischen Könige verblassen. Darüber hinaus reicht die Botschaft aber nicht. Man erfährt etwa nicht, welche Bedeutung dieser Messias eigentlich hat, und warum er für Christen (und Juden) so wichtig ist.

„Bo und der Weihnachtsstern“, deutscher Kinostart: 7. Dezember 2017, Sony Pictures, FSK 0, 86 Minuten

Von: Jörn Schumacher

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