Herr Wälde, ist es schwierig, mit einem Film mit christlichen Inhalten Preise zu gewinnen?
Erstaunlicherweise werden meine Filme zur europäischen Kirchengeschichte schon seit zehn Jahren immer wieder international ausgezeichnet – auch in den USA. Die Juroren bewerten vor allem die Art und Weise, wie der Dokumentarfilm die Geschichte erzählt und der Zuschauer dramaturgisch mitgenommen wird.
Welchen Stellenwert hat ein solcher Preis im Filmgeschäft?
Preise sind eine schöne Anerkennung für das gesamte Team, das in der Regel ein Jahr an der Produktion gearbeitet hat. Im Verkauf sind sie ein „Trust-Element“, das dem potentiellen Käufer Orientierung gibt: Hier hat eine fachkundige Jury das Werk für gut befunden. Erfreulich für die Produktion ist: Sie wurde sofort nach dem Erscheinen in die USA verkauft und ist auch auf Französisch erhältlich, in Kürze wird sie auch in Südkorea erscheinen.
Erklären Sie uns doch bitte in Ihrem Film kurz, worum es geht?
2017 feiern wir den 500. Jahrestag der Reformation von Martin Luther und den 600. Geburtstag von Niklaus von Flüe. Die Männer haben mit ihrem starken Glauben die Schweiz geprägt, Missstände kritisiert und sich politisch engagiert. Sie hatten das Herz der Menschen fest im Blick und sie haben Wege zum Leben gewiesen. Der Film bringt die beiden inspirierenden Lebensgeschichten inhaltlich zusammen. Dabei habe ich mich auf die verbindenden Aspekte konzentriert. Er soll Gräben überwinden.
Was hat die Männer zu Lichtgestalten gemacht?
Über die Wahrhaftigkeit dieses Titels haben wir monatelang diskutiert. Ist Bruder Klaus, der mit 50 Jahren seine Familie verlässt, um als Einsiedler zu leben, wirklich eine Lichtgestalt, auch wenn er von den Schweizern als Patron bis heute verehrt wird? Wir haben uns für den positiven Titel entschieden, weil wir Menschen ins Kino ziehen wollen und Käufer für die DVD gewinnen. Doch bereits die Einladung und der Kommentar machen auf die Schattenseiten aufmerksam.
Welche Schattenseiten hatten die Lichtgestalten?
Ulrich Zwingli hatte eine heimliche Liebe, ist immer wieder zu einer Prostituierten gegangen. Zu den Schattenseiten gehört sicher auch sein Umgang mit Andersdenkenden, die Verfolgung der Täufer gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Schweizer Geschichte. Auch bei Calvin wird von Verfolgungen berichtet. Zu heißen Diskussionen führt bis heute die Frage, ob an den Händen der Reformatoren auch Blut klebt.
Welche Projekte haben Sie für die Zukunft noch geplant?
Ich bereite seit Jahren zwei große Filmprojekte vor: Zum einen über Heinrich Schickhardt – den „schwäbischen Leonardo“. Ein Universal-Baumeister aus der Renaissance und zudem einer meiner Vorfahren. Außerdem ein Film über Wilhelm Raiffeisen, der mit seiner christlichen Sozialethik bis heute wertvolle Impulse geben kann. Spannend bleibt die Frage, wie sich beide Projekte finanzieren lassen.
Vielen Dank für das Gespräch.
An der Produktion waren rund 50 Mitarbeiter beteiligt. Die Dreharbeiten wurden an den Original-Schauplätzen durchgeführt. Die Hauptrollen sind mit vier Schweizer Darstellern besetzt. Die Baseler Kostümdesignerin Eva Butzkies hat die passende Garderobe entwickelt. In dem Film kommen auch die beiden Botschafter des Reformationsjubiläums Margot Käßmann (Deutschland) und Christoph Sigrist (Schweiz) zu Wort.
Der Regisseur Rainer Wälde versucht, die innere Motivation der Figuren aufzuzeigen und mit aktuellem Storytelling zu verknüpfen. Seit 20 Jahren arbeitet der Limburger Filmemacher als Produzent und war unter anderem für NBC Super Channel, den MDR und RTL tätig. Auch sein Film „Im Segen der irischen Mönche: Columban und Gallus verändern Europa“ erhielt einen silbernen Globe beim „World Media Festival“. (pro)
Von: jw