Gandhi und Jesus im Unterricht
Grace Wesley ist eine junge, motivierte Lehrerin, die – anders als ihre Kolleginnen – ihren Job noch liebt. Und die Schüler lieben sie. Eine niedergeschlagene Schülerin, deren Bruder gestorben ist, fragt Wesley: „Sie sind immer so zuversichtlich. Wie machen Sie das?“ Und die Lehrerin antwortet: „Jesus.“ Und damit endet der Dialog zwischen Lehrerin und Schülerin auch schon wieder, und man möchte dem Drehbuchautoren dafür am liebsten eine Fünf Minus verpassen. Im Unterricht nimmt Wesley eines Tages das Thema Gewaltlosigkeit durch. Und dabei spricht sie selbsterklärend Mahatma Gandhi und Martin Luther King an. Nur eine Person der Weltgeschichte, die für Gewaltlosigkeit bekannt wurde, lässt sie erstaunlicherweise aus: Jesus Christus. Eine Schülerin hakt nach: ob denn nicht Jesus noch vor Martin Luther King schon Gewaltlosigkeit gepredigt habe, fragt sie. Ja, das habe er, stellt die Lehrerin klar und gibt sogar noch eine Bibelstelle wieder, wo das steht. Aus dieser Begebenheit wird dann im Film ein Skandal, was man als Zuschauer zunächst nicht ganz nachvollziehen kann – hat die Lehrerin doch lediglich auf die Frage einer Schülerin geantwortet. Dennoch bauscht sich der Fall zu einer großen, medial beobachteten Gerichtsverhandlung aus. Es geht um nichts weniger als die Unterrichtserlaubnis von Wesley und die Übernahme der Gerichtskosten. Der Fall ist etwas weit herbeigeholt und erinnert damit ein wenig an den Vorgänger-Film, wo ein Philosophie-Professor von seinen Studenten verlangte, auf ein Blatt Papier zu schreiben: „Gott ist tot“. Hier wie dort geht es um die ganz große Frage. „Wir werden ein für alle mal beweisen, dass Gott tot ist“, grinst der Anwalt der Anklage diabolisch. Er will an der Lehrerin ein Exempel statuieren.Achterbahnfahrt vor Gericht
Vor Gericht nimmt der Film endlich Fahrt auf, und es ist spannend mit anzusehen, wie Anklage und Verteidigung darüber streiten, was die Floskel „Trennung von Kirche und Staat“ eigentlich bedeutet, woher sie kommt und was sie will. Zum Glück kommen beide Seiten rhetorisch gut weg, und der Zuschauer ertappt sich dabei, wie er – mit den Geschworenen gemeinsam – alle Argumente gegeneinander abwägt. Lee Strobel, der amerikanische Buchautor und früherer Journalist, der durch tiefgehende Recherchen zum Glauben kam, hat einen Gastauftritt im Gerichtssaal als Zeuge der Verteidigung. Der Kniff, den der junge und zunächst etwas unbeholfen wirkende Anwalt der gläubigen Lehrerin schließlich anwendet, kommt dann in der Tat überraschend. Am Ende gibt es eine große Party mit einer christlichen Band. (pro) Gott ist nicht tot 2, DVD, 116 Minuten, FSK 12, Gerth Medien, 14,99 EUR
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