Sein Kurzfilm „R‘ha“ begeisterte im Nu Millionen von Menschen: Der Science-Fiction-Clip des Berliner Studenten Kaleb Lechowski sorgte nicht nur für viele Klicks im Internet und eine Menge Medienaufmerksamkeit, sondern auch für das Interesse von Studiobossen in Hollywood. pro hat den gläubigen Filmemacher getroffen.
Von PRO
Foto: pro/Norbert Schäfer
Der Berliner Student Kaleb Lechowski hatte für seinen selbst gemachten Film Angebote aus Hollywood bekommen
Wohl jeder junge Filmemacher träumt davon, eines Tages einen Anruf von einem Studioboss aus Hollywood zu bekommen. Kaleb Lechowski, 25 Jahre alt, aus Berlin, ist genau das passiert. Anfang 2013 hatte er ein kurzes Video ins Netz gestellt, das all sein Können demonstriert: „R‘ha“ ist ein Science-Fiction-Kurzfilm, den Lechowski komplett selbst am Computer produziert hat. Die realistisch wirkenden Bilder, die einen Blick in eine Welt gewähren, in der Aliens gegen Maschinen kämpfen, beeindruckten zahlreiche Menschen rund um den Globus. Schon 21 Millionen Mal wurde der sechseinhalb Minuten lange Clip bei verschiedenen Plattformen angeklickt. Die Reaktionen waren geradezu überschwänglich. Lechowski, der junge Filmemacher ohne abgeschlossenes Studium, hatte im Nu eine eigene Fangemeinde. Und dann passierte das, was sonst vielleicht nur im Film passiert: Hollywood meldete sich bei ihm und wollte mehr darüber wissen, wie er es schaffen konnte, allein, nur mit dem Computer, eine filmische Welt zu erschaffen, die denen aus „Star Wars“, „Star Trek“ oder „Alien“ das Wasser reichen kann. „Man hat mir gesagt, dass J. J. Abrams [Regisseur von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“] meinen Film gesehen hat und mich deswegen in seine Firma einlädt“, sagt der Wahlberliner, der eigentlich aus einem kleinen Ort bei Stuttgart kommt.
Lechowski hat Computeranimation in Berlin studiert. Doch er merkte bald, dass er mit „R‘ha“ bereits ein vollwertiges Projekt vor sich hatte, das er mit viel Herzblut umsetzen wollte und konnte. Deswegen brach er das Studium ab und konzentrierte sich ganz auf „R‘ha“. Ein Vorteil eines animierten 3D-Filmes ist, dass der Regisseur im Grunde alles selbst machen kann. So braucht er etwa keine Schauspieler. Sieben Monate Arbeit steckte Kaleb in den Film. Auf 19 Computern seiner Hochschule und mit verschiedenen Videoprogrammen wie Maya, Blender, After Effects und Premiere bastelte er an seinem Werk.
Mitgefühl für ein Alien
Das große Ziel: aus dem Internet-Kurzfilm mit Millionen Klicks einen richtigen, großen Kinofilm zu machen. Die Welt, in der „R‘ha“ spielt, existiert bereits detailliert in Lechowskis Kopf. Der Kurzfilm, den er vor drei Jahren ins Netz stellte, ist nur ein kleiner Einblick dort hinein. Der Filmemacher hat längst Ideen für ganze Städte, eine Kultur mit eigenen Traditionen und einer Geschichte. Sogar eine Sprache hat Lechowski entworfen.
In dem sechsminütigen Film geht es um ein außerirdisches Wesen, das ein wenig wie ein aufrecht stehender Rochen aussieht. Es wird von einer Maschine festgehalten und vernommen; es soll den Ort preisgeben, an dem sich Flüchtlinge seiner Spezies aufhalten. Doch R‘ha bleibt standhaft und kann schließlich fliehen. „Bei Aliens denkt man normalerweise, dass sie böse sind und die Erde zerstören möchten“, sagt Lechowski. In seinem Film allerdings läuft es etwas anders, und der Zuschauer beginnt sogar Mitleid mit dem gefangenen Alien zu entwickeln. Dass er damit indirekt die Flüchtlingsproblematik anspricht, die derzeit die öffentliche Diskussion bestimmt, habe er vor drei Jahren noch nicht absehen können. Dennoch sei die Situation im Film eine ähnliche: Angehörige einer Kultur müssen fliehen, weil sie von den Maschinen angegriffen werden. „Da kann man durchaus viele Parallelen zu unserer Welt ziehen“, sagt Lechowski. Das Wort „Alien“ ist ja auch der englische Ausdruck für „Fremdling“.
Menschen kommen im Film nicht vor, und das soll beim zukünftigen Projekt auch so bleiben. Lechowski wollte bewusst das Experiment wagen, eine außerirdische Spezies zu erschaffen, die fern von der Erde existiert und äußerlich kaum Ähnlichkeiten mit dem Menschen aufweist. „Ich wollte der Frage nachgehen: Wie sieht es aus, wenn Aliens eine Zivilisation bauen, wie leben sie, was machen die den ganzen Tag im Vergleich zu uns?“
Es geht ohne Hollywood weiter
Kurz nachdem die ersten Schnipsel im Netz landeten, meldete sich ein Manager aus Los Angeles, der nun auch Lechowskis Manager ist. Viele wichtige Studios der Filmfabrik luden ihn ein, unter anderem Paramount, Warner Bros., 20th Century FOX, Universal, Pixar und Dreamworks. „Aber ich habe immer versucht, auf dem Teppich zu bleiben. Diese Maschinerie in Hollywood kann einen auch kaputt machen. Die große Aufmerksamkeit oder Reichtum verändern einen Menschen“, sagt Lechowski, der verheiratet ist und ein Kind hat. Dennoch gab es produktive Gespräche, zum Beispiel mit dem Produzenten von Star Wars. Am Ende stand der Plan, gemeinsam Drehbücher zu schreiben, weitere Konzepte zu malen und einen Kinofilm zu produzieren. Allerdings würde eine Zusammenarbeit mit Hollywood bedeuten, Kompromisse zu machen oder das Projekt sogar ganz aus der Hand zu geben, sagt Lechowski. „Man ändert dann das Konzept, nimmt also zum Beispiel Menschen rein und macht sie ganz klassisch zu den Hauptcharakteren, und die Aliens werden wieder zu Nebendarstellern. Das kam für mich nicht in Frage.“ Daher will er nun seinen Weg erst einmal weiter allein gehen. „Das heißt nicht, dass es nicht irgendwann doch eine Zusammenarbeit mit Leuten aus Hollywood geben könnte und dass zum Beispiel Schauspieler mitspielen. Im Vordergrund steht aber, dass der Film auf die richtige Weise produziert und die Story nicht korrumpiert wird. In Hollywood steckt viel Geld, aber es ist auch eine Maschinerie, da kann so ein Film schnell untergehen.“
Um dem eigenen Kinofilm „R‘ha“ einen Schritt näher zu kommen, möchte Lechowski zunächst noch einen weiteren Kurzfilm über das selbsterdachte Universum machen. Dieser Feature-Film soll Ende 2016 fertig sein. Dafür sammelt Lechwoski derzeit Geld. Auf der Internet-Plattform Kickstarter bekam er bereits rund 45.000 Euro zusammen. Der neue Kurzfilm soll den Fans mehr Charaktere aus der Welt von „R‘ha“ vorstellen.
Für Lechowski, der in die Freikirche „Reset“ in Berlin-Charlottenburg geht, ist es wichtig, dass sein Weg mit R‘ha auch ein Weg mit Gott ist. „Ich wäre nicht da, wo ich jetzt bin, wenn Gott mich nicht geführt hätte. Ich wusste, ich möchte Gottes Weg gehen und schauen, wohin er mich führt. Und plötzlich öffnen sich solche Türen. Da bin ich natürlich gern dabei.“ Es sei, als ob Gott ihn gefragt hätte: „‚Möchtest du Filme machen? Dann schauen wir uns das mal in Los Angeles an.‘ Das ist eine Tür, die er geöffnet hat. Das ist ein Traum, den ich eigentlich schon begraben hatte, und Gott sagte: ‚Wäre doch möglich, machen wir das doch!‘“ (pro)
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