Das Drama „Himmelskind“ mit Jennifer Garner ist eine Sensation: Eine packendere Verdichtung von Schmerz, Hoffnung und Glaube hat bisher kein anderer christlicher Film auf die Leinwand gebracht. Eine Filmkritik von Moritz Breckner
Anna (Kylie Rogers) erfährt Trost bei ihrer Mutter Christy (Jennifer Garner)
Die Dreharbeiten zu „Himmelskind“ haben Hauptdarstellerin Jennifer Garner so berührt, dass die begann, mit ihren Kindern wieder regelmäßig in die Kirche zu gehen. Das Drama erzählt die wahre Krankheits- und Heilungsgeschichte der zehnjährigen Anna Beam (Kylie Rogers), die bei einer Nahtoderfahrung den Himmel gesehen haben will.
Garner geht in ihrer Rolle als amerikanische Soccer-Mom Christy Beam voll auf. Der Film beginnt mit der für deutsche Augen fast schon überzeichneten Idylle des texanischen Landlebens: In feinsten Sonntagskleidern kommen Mutter, Vater und drei Töchter aus ihrem wunderschönen Haus, steigen in den Pick-up und fahren zum Gottesdienst, wo fröhlich gesungen wird. Die Arbeit des Vaters als Tierarzt und die Erfolge der Töchter in Schule und Sport prägen das Leben der Mittelstandsfamilie. Vielleicht sind die beinahe kitschigen Bilder nötig, um den Bruch zu zeigen, den Annas plötzliche Krankheit für die Familie bedeutet: All das steht auf dem Spiel, wenn die Ärzte keine Heilung für Annas mysteriöse Bauchschmerzen finden.
Die Schmerzen kommen ohne Vorwarnung wieder und wieder. Sorge, Angst und nächtliche Fahrten ins Krankenhaus prägen fortan das Familienleben. Die Ärzte vermuten Lebensmittelunverträglichkeiten, aber nichts hilft. Erst, als nach Wochen Spezialisten das Mädchen untersuchen, kommt die Diagnose: Eine unheilbare Darmerkrankung macht es Anna unmöglich, Nahrung zu verdauen. Die Familie stellt ihr Leben komplett um: Anna wird durch einen Schlauch ernährt, Mutter Christy organisiert auf einer riesigen Tafel den täglichen Medikamentenmix der Tochter. Für Annas Schwestern bleibt kaum Zeit. Die Kamera zeigt zwei statt drei Fahrräder und eine leere Schaukel – Anna fehlt.
Die tiefgläubige Familie betet gemeinsam und erfährt Unterstützung in ihrer Gemeinde. Als drei Frauen aus ihrer Kirche Christy fragen, ob Anna vielleicht wegen Sünde in der Familie noch nicht von Gott geheilt wurde, will Christy nicht mehr in die Gemeinde kommen. Hier gelingt es dem Film, religiöse Attitüden zu kritisieren, ohne dabei in typischer Hollywood-Manier eine grundsätzlich ablehnende Haltung zum Glauben einzunehmen.
Leidensprozess fordert Zuschauer heraus
Christy gelingt das Unmögliche: Sie bekommt für Anna einen Termin beim weltweit bekannten Spezialisten Samuel Nurko in einem Kinderkrankenhaus in Boston. Zunächst pendeln Mutter und Tochter für die regelmäßigen Behandlungen, doch Annas Zustand bessert sich nicht, und beide ziehen ins Krankenhaus ein. Vater Kevin (Martin Henderson) trägt die Krise stoisch: Er kümmert sich zu Hause um die beiden gesunden Töchter und seine Praxis, verkauft sein Motorrad, um die Arztrechnungen zu bezahlen.
Je näher Anna dem Tode kommt, desto herausfordernder wird es für den Zuschauer, sie und ihre Familie dabei hautnah zu begleiten. Mut in Momenten des Kämpfens, Freude in Momenten der Verdrängung, und tiefe Trauer im letzten Stadium, der Akzeptanz. „Ich will dich nicht traurig machen“, sagt Anna schließlich mit schwacher Stimme zu ihrer Mutter, „aber ich will sterben“. Nichts bricht das Herz so sehr wie Kinder, die am Ende nur noch kämpfen, um ihre Eltern nicht allein zurückzulassen.
Als die Ärzte Anna nicht mehr helfen können, darf sie nach Hause – um dort ihre letzten Wochen zu verbringen. Einmal noch will sie leben wie ein normales Kind, und klettert mit ihrer Schwester auf einen Baum. Dabei kommt es gegen Ende des Films zu jenem Unfall, mit dem sich das Schicksal wendet: Anna stürzt in den hohlen Baumstamm der morschen Pappel und bleibt mehrere Stunden bewusstlos dort liegen, bis die Feuerwehr sie bergen kann. Sie überlebt ohne Schaden, im Gegenteil: Ihre Darmerkrankung ist plötzlich geheilt. Die Spezialisten in Boston können dies nur staunend bestätigen.
Warum diese Geschichte weltbekannt wurde, liegt in dem verborgen, was Anna während ihrer Bewusstlosigkeit erlebt haben will: Einen Ausflug in den Himmel, wo Gott ihr gesagt habe, dass sie wieder gesund wird. Die solide umgesetzte Inszenierung dieses Erlebnisses ist für Zuschauer ohne christlichen Hintergrund wohl der am schwersten zu fassende Teil des Films.
Prominent besetzte Nebenrolle sorgt für Heiterkeit
Obwohl „Himmelskind“ inhaltlich und durch seine Bildsprache an christliche Nischenproduktionen erinnert, hat Regisseurin Patricia Riggen das Budget von 13 Millionen Dollar weise genutzt, um eine rundum hervorragende Produktion abzuliefern. Der weitgehend unbekannte mexikanische Fernsehstar Eugenio Derbez bleibt in der Rolle von Annas Arzt Samuel Nurko noch lange im Gedächtnis, die Sängerin Queen Latifah sorgt durch eine warmherzige Nebenrolle für heitere Momente.
Primäre Zielgruppe von „Himmelskind“ sind ganz klar Christen. Zuschauer, die mit dem Glauben nicht vertraut sind, dürften mit mancher Szene fremdeln und, je nach persönlicher Überzeugung, die christlichen Aspekte der Handlung als naive Religion abtun. Für gläubige Zuschauer hingegen zeigt der Film das ermutigende Zeugnis einer Familie, die zusammenhält und trotz mancher Prüfung ihren Glauben lebt.
„Himmelskind“ ist die hervorragend umgesetzte Erzählung einer sehenswerten Geschichte, aber alles andere als ein Vergnügen: Mehr Schmerz und Schrecken lassen sich kaum in ein 100-minütiges Drama packen. Dennoch oder gerade deswegen sollten sich viele Kinogänger auf diesen Film einlassen – es ist der vielleicht beste christliche Film des Jahres. (pro)
„Himmelskind“ läuft ab Donnerstag im Kino. Freigegeben ab sechs Jahren.
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