Immer up-to-date sein, immer online, im Netz seinen Essensteller posten und das Urlaubsfoto hinterher: Es ist die Zeit von Instagram, Facebook, Snapchat und Co. Zwischen all den harmlos scheinenden Dingen, die das Internet zu bieten hat, gibt es jedoch auch unschöne – Abhängigkeiten zum Beispiel. Doch wie geht man damit um und kann es sogar den Glauben gefährden? In dem neuen Buch „Selig sind die Handynutzer. Wie Medien den Glauben rauben – wie Medien den Glauben stärken“ geben die Autoren Chris Pahl und Karsten Kopjar interessante Denkanstöße für einen gesunden Umgang damit und zeigen verschiedene Ansichten auf über das Internet, seine Tücken und Chancen.
Das Buch ist besonders lebensnah, weil zwischen den Kapiteln eine fiktive Geschichte erzählt wird. Die Dialoge handeln von Oma Ulla und ihrem Enkel Tim, der eine Woche bei ihr zu Besuch ist: Sie hält nicht sehr viel von den technischen Errungenschaften und versucht Tim lieber von ihrer Gartenarbeit zu überzeugen. Die beiden kommen immer wieder in die Diskussion, ob das Internet dem Glauben guttut oder schadet. „Mit so einem Schmuddelkram will ich nichts zu tun haben“ – was Oma Ulla pauschal von sich gibt, kennen wahrscheinlich auch einige andere Kritiker der neuen Medien. Aber stimmt das wirklich so? Ist das Internet nur schlecht? Es kommt vor allem auch darauf an, wie man es nutzt, wird im Buch deutlich.
Was würde Jesus posten?
Ein wichtiger Aspekt für die Autoren ist die Zeit, die Nutzer mit ihren digitalen Geräten und in Sozialen Medien verbringen: Sollte ich meine Zeit vergeuden, indem ich stundenlang Videos auf YouTube schaue? Die Autoren schreiben, dass die Gefahr besteht, durch das Internet wertvolle Zeit zu verlieren. Vielmehr benötigten Beziehungen diese – manchmal im Netz vergeudete – Zeit: Beziehungen wie die zu Gott und zu Mitmenschen.
Für ihre Recherche sprechen die Autoren auch mit Suchtexperten und versuchen Fragen zu klären, ab wann ein Kind selbstständig entscheiden kann, wie viel Zeit es im Internet verbringt. Erst ab 14 Jahren sei der Jugendliche dazu in der Lage. Sie sprechen auch mit einem ehemaligem Spielsüchtigen und teilen seine Geschichte, wie er süchtig geworden ist und die Spielsucht bekämpfen konnte.
Die Autoren fragen den Leser und Social-Media-Nutzer auch kritisch: Wird es mir gerecht, dass ich immer nur die besten Seiten von mir zeige und andere Menschen dadurch verunsichere? Bei aller Selbstdarstellung in Sozialen Medien und der Bestätigung durch Likes und Kommentare, brauche der Mensch auch Raum, um die Masken fallen zu lassen. Und sollte sich ein Christ nicht, bevor er etwas veröffentlicht, immer die Frage stellen: „What would Jesus post?“ – Was würde Jesus posten? Pahl und Kopjar regen an, als Nutzer, noch dazu als Christ, inmitten pausenloser Kritikäußerungen immer eine respektvolle Wortwahl zu behalten und andere auch zu ermutigen.
Der Leser bekommt Denkanstöße, warum er dankbar für sein Handy sein könnte. Zum Beispiel dankbar zu sein für die Menschen, mit denen man dadurch Kontakt pflegen kann. Die Autoren stellen auch viele hilfreiche Tools der digitalen Welt vor, die den Leser in seinem Leben mit Jesus bestärken können. Sogenannte Glaubensstärker seien etwa, sich Lobpreis auch digital auf YouTube anzuschauen oder diese Medienplattformen als missionarische Möglichkeit zu sehen. Bei den Online-Spielen „Minecraft“, „Fortnite“ oder „World of Warcraft“ könne der Nutzer mit seinen Mitspielern ins Gespräch kommen und vom Leben mit Jesus erzählen.
Auch mal offline aktiv sein
Die Autoren geben fünf praktische Tipps dafür, wie ein gestresster Nutzer mal offline gehen und abschalten kann. Zum Beispiel den Sonntag, den Feiertag, als solchen zu nutzen und das Handy an diesem Tag komplett ausgeschaltet zu lassen. Oder morgens die ersten und abends die letzten 30 Minuten des Tages nicht am Handy zu verbringen. Vor allem ist den Autoren wichtig, dass Smartphonenutzer lernen, mit dem Gerät einen gesunden Umgang zu finden.
Pahl und Kopjar wirken dabei immer sehr authentisch. Sie bringen eigene Erlebnisse mit und betrachten das Internet nicht nur aus einem Blinkwinkel. So wird der Leser angeregt, seinen eigenen Konsum zu hinterfragen und nicht alles schwarz-weiß zu sehen. In einem Interview von pro sagt Co-Autor Pahl: „Medien können deinen Glauben rauben, wenn du an falsche Kanäle kommst oder es zu intensiv nutzt. Und sie können deinen Glauben unglaublich stärken, wenn du die richtigen Tools und die Chancen, die Gott dir gibt, nutzt.“
Es ist eine klare Lese-Empfehlung, für jeden der das Internet hasst, liebt oder nicht weiß, wie er dazu steht – denn es gibt eine Menge dazuzulernen. Neben Menschen mit kritischen Ansichten, können auch aktive Nutzer ihr Wissen erweitern. Zum Beispiel darüber, welche christliche Aktionen es auf Instagram gibt oder welche Bibel-Apps zur Auswahl stehen. Auf der anderen Seite gibt das Buch auch Werkzeuge an die Hand, um „offline zu gehen“. Das macht es sehr vielfältig, durch den einfachen Stil ist es angenehm zu lesen.
Lesen Sie das Interview mit Co-Autor Chris Pahl ab 15. April in der nächsten Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro. Sie können pro kostenlos bestellen unter 06441/5667700, per E-Mail oder online.