Gertraud Schöpflin wird auf eine harte Probe gestellt. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind. Nach acht Jahren und etlichen Versuchen hat sie gemeinsam mit ihrem Mann Hanspeter die Hoffnung schon fast aufgegeben. Wie die Buchautorin mit der Situation umgeht, beschreibt sie in dem Buch „Eine Badewanne voll Glück“.
Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ihr eigenes Leben. Der Familie, Freunden und vor allem Gott erzählt sie, wie unzufrieden sie mit ihrer Situation ist. Sie lässt für sich beten. Zwei Pastoren versprechen ihr, dass sie in einem Jahr ein Baby haben wird. Zudem sucht Schöpflin in der Bibel nach Antworten auf ihre Fragen. Bei Jesaja 54 findet sie die Stelle: „Sei fröhlich, du Unfruchtbare, auch wenn du nie ein Kind geboren hast! Juble und jauchze, du Kinderlose! Denn du, die du allein bist, wirst mehr Kinder haben als eine verheiratete Frau.“
Kurs wechseln – Richtung Baby
Sie meldet sich für ein Hilfsprojekt in einer albanischen Geburtsstation an. In diesem Zusammenhang nimmt ihr Leben eine Wende. Schöpflin ist gerade dabei, ihr kinderloses Leben zu akzeptieren, als sie sich in eines der Babys „verliebt“, das von einer Familie adoptiert werden soll: „Erst in Tirana übergebe ich ihr den Kleinen mit den dunklen Knopfaugen schweren Herzens“, beschreibt sie ihre Gefühlslage.
In diesem Moment wird ihr klar, dass sie selbst ein Kind adoptieren möchte. Völlig aufgewühlt bespricht sie diesen Wunsch mit ihrem Mann. Ab diesem Zeitpunkt begeben sie sich auf eine neue Reise. Eine Reise in ein Leben mit Kindern.
Schöpflin schreibt leicht verständlich und in einer bildhaften Sprache. Das biographische Buch lässt sich dadurch wie ein Roman lesen. Jedes der 18 Kapitel beginnt mit einem Bibelvers, der häufig thematisch zum folgenden Kapitel passt. Die Autorin beschreibt, wie sie Gott in ihren Alltag integriert und gemeinsam mit ihm nach Antworten sucht. Am Ende des Buches hat sie zu den Kapiteln passende Impulse verfasst.
„Wollt ihr eigentlich keine Kinder?“
Das Buch ist mitreißend. Die Autorin gewährt Einblicke in das Leben einer Frau, deren Kinderwunsch lange unerfüllt bleibt. Oft habe sie sich für die Kinderlosigkeit rechtfertigen müssen. Sie ist auch dann ehrlich, wenn ihr Verhalten nicht ihren Muttervorstellungen entspricht. Sie schreibt: „Liebe ist mehr als ein Gefühl – auch Mutterliebe. Ich litt lange darunter, dass ich meine zärtlichen Gefühle im Durcheinander der Ereignisse verloren hatte. In dieser Zeit zeigte mir Gott, dass sich Liebe in Taten ausdrückt, selbst wenn ich nichts dabei fühle.“
Ihre ehrliche Art, Träume, Ängste und Sehnsüchte mitzuteilen, macht das Buch zu etwas Besonderem. Es verliert allerdings etwas an Struktur, weil die Autorin zwischen Handlungen aus Vergangenheit und Gegenwart springt. Trotzdem ist das Buch empfehlenswert: sowohl für junge Erwachsene in der Familienplanung als auch für jeden, der sich in das Gefühlsleben einer jungen Frau und ihre Beziehung zu Gott hineinversetzen möchte.
Schöpflin sieht unerfüllte Wünsche als „[…] eine Startrampe für wundervolle Erfahrungen und ungewöhnliche Geschichten. Wir sind darin die Hauptpersonen – doch der Autor ist ein anderer.“ Sie hat ein Buch für jeden geschrieben, der schmunzeln, Tränen vergießen und mitfiebern möchte.
Gertraud Schöpflin: „Eine Badewanne voll Glück. Wie meine Träume laufen lernten“ , Brunnen, 176 Seiten, 15 Euro, ISBN: 9783765507359
Von: Hannah Strupp