„Big T“, wie er genannt wurde, mit blütenweißem Hemd und geschlossenen Augen auf dem Buchcover. Falls diese Mimik Demut ausdrücken soll – „Demut ist eine ganz zentrale Tugend, die eine Führungskraft haben sollte“, formuliert es Thomas Middelhoff bei der Buchvorstellung in Berlin und ergänzt: „Ich war hochmütig“.
Auf den gut 200 Seiten seines Buches bekennt sich der Ex-Vorstandschef vieler weiterer Todsünden schuldig, die er als schleichendes Gift bezeichnet, das den Charakter zerstöre: Etwa Arroganz und Habgier, Neid und Wolllust. Dass ein Mann, der als Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG und der damaligen KarstadtQuelle AG ganz oben stand, sich nach seinem Absturz nun öffentlich selbst bezichtigt, macht manchen stutzig. Middelhoff vermarkte wieder sich selbst – jetzt lediglich unter anderen Vorzeichen, kommt Kritik von Seiten der Medien.
Middelhoff weist das zurück. Er wolle anderen mit seinen Bekenntnissen helfen. „Das ist ein Erfahrungsschatz, den ich habe“, sagte er im Gespräch mit pro, „dass ich aus diesem Lernprozess heraus jüngeren Menschen helfen kann, diese Fehler nicht zu wiederholen, das ist mein Anliegen.“ Das ganze Interview mit Thomas Middelhoff können Sie in der nächsten gedruckten Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro lesen.
In der Haft viel in der Bibel gelesen
Dass er aus dem Tiefpunkt seines Lebens wieder herausgekommen sei, habe mit dem Glauben zu tun, erzählt der 66-Jährige am Dienstag den Journalisten bei einer Pressekonferenz in Berlin. Nach dem Verlust von Job, Ehefrau und Ansehen hatte der Katholik in der Haft viel in der Bibel gelesen und zu Gott gefunden. Auch dass er als Freigänger in einer Behindertenwerkstatt in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel arbeitete, veränderte seine Sicht auf viele Dinge.
Im Gegensatz zu früher, wo er sehr ruhelos gewesen sei, sei er jetzt für vieles unglaublich dankbar. „Heute erfüllen mich Dinge, die ich früher gar nicht gesehen habe.“ Er brauche nun keine Rolle mehr zu spielen, sondern könne er selber sein. In der Haft habe er seinen Anblick im Spiegel nicht ertragen, so Middelhoff. „Heute gucke ich völlig unbelastet in den Spiegel.“
Er bereue vieles, gesteht der 66-Jährige auf der Pressekonferenz ein: „Ich tue Buße vor Gott.“ Das Gerichtsurteil von 2014 hält er nach wie vor juristisch für fragwürdig, „aber charakterlich habe ich es verdient.“ Heute hält der einstige Topmanager Vorträge und Lesungen. Und auch ein drittes Buch soll in Planung sein – diesmal ein Wirtschaftskrimi.
Thomas Middelhoff: „Schuldig. Vom Scheitern und Wiederaufstehen“, adeo, 207 Seiten, 22 Euro, ISBN: 978-3-86334-240-1
Von: Christina Bachmann