Es ist ein außergewöhnliches Duo mit einer außergewöhnlichen Geschichte: Der PR-Redakteur Mirko Kussin, der gerne „über Gott und die Welt“ plaudert, trifft im Kloster Arenberg auf die katholische Ordensschwester Ursula Hertewich, die das Leben und Gott liebt. Er kommt mit ihr ins Gespräch und aus den ersten lockeren Gesprächen und Anfängen ist das Buch „Zwei Sichten – Gedanken über Gott und die Welt“ entstanden, das im adeo-Verlag erschienen ist.
In ihren Episoden schreiben sie vielschichtig über die Lebensthemen, die sie beschäftigen und am stärksten berühren. Dazu gehören unter anderem Glaube, Zweifel, Heimat, Reichtum, Sex und Selbstverwirklichung. Dabei verblüfft der eher kirchendistanzierte PR-Redakteur mit genau so überraschenden Erkenntnissen wie die langjährige Nonne.
Authentisches Bild von Ursula und Mirko
Die notwendige Würze bekommt das Buch vor allem dadurch, dass der „weltliche“ Vertreter zu manchen Themen eine Stellung bezieht, die der Leser genauso gut von der Nonne erfahren könnte. Spannend wird es aber auch dann, wenn sich die Nonne zum Thema Sexualität äußert. Das große Plus des Buches ist, dass beide sehr persönlich werden und der Leser so ein authentisches Bild von „der Ursula“ und „dem Mirko“ erhält.
Die Autoren verkünden keine absoluten Wahrheiten. Sie lassen dem Leser auch Raum, sich ein eigenes Bild zu den Themen zu machen. Für Kussin etwa ist die Ordensschwester eine vorzügliche Lehrmeisterin der Zufriedenheit. Sie selbst gesteht sich ein, dass sie eine ziemlich eitle Person ist und genau das eigentlich verhindern möchte. Die Ordensschwester fühlt sich selbst als ungemein frei, auch wenn sie von vielen gefragt werde, wie sie ihre Freiheit mit ihrem Gelübde nur so einschränken könne.
Glaube muss nicht trocken und trostlos sein
So geht das von Thema zu Thema: Und beide haben etwas zu sagen, ob zu ihrer Work-Life-Balance, was für sie Luxus bedeutet oder wie sie mit der Sünde und dem Tod umgehen. Vor allem bei den geistlichen Themen bringt die Nonne zum Ausdruck, dass es für sie ein Mehr gibt, als das Leben auf dieser Welt. Sie macht deutlich, dass der christliche Glaube nicht trocken und trostlos sein muss, sondern auch von Zuversicht strotzen kann.
Der Leser hat am Ende des Buches ein ähnliches Gefühl, wie die Nonne und der PR-Mann: Die beiden schreiben, dass sie sich gegenseitig bereichert haben. Ähnlich geht es dem Leser, wenn er die Kapitel wohldosiert liest. Dadurch, dass jedes von ihnen keine ellenlange Abhandlung ist, sondern sich nur auf wenige Seiten beschränkt, kann sich der Leser bereichern lassen, sich seine eigenen Gedanken machen und von einem lesenswerten Buch profitieren.