Katholiken revidieren erstmals ihre Bibelübersetzung
Am Dienstag stellt das Katholische Bibelwerk seinen Bischöfen in Fulda eine neue, revidierte Einheitsübersetzung vor. Anfang 2017 soll die Bibel für alle Leser im Handel erscheinen. Das Buch könnte durch Änderungen einiger heikler Stellen für Diskussionen sorgen.
Von PRO
Foto: jcfotografo/fotolia
Die Katholiken erhalten im Frühjahr eine revidierte Bibel der Einheitsübersetzung. Manche Passage wird mit Spannung erwartet
Die katholische Basis wartet gespannt auf die Revision ihrer Einheitsübersetzung. Am Dienstag wird das Werk den Bischöfen vorgestellt, Anfang 2017 kommt es dann vermutlich in den Handel. Welche Änderungen zu Konflikten führen könnten, beschreibt Lucas Wiegelmann in der aktuellen Ausgabe der Tageszeitung Die Welt.
Eine Schlüsselstelle ist aus seiner Sicht für viele Christen Jesaja 7. Dort wird die Ankunft des Messias vorausgesagt. Durch die Änderung der Zeitform in der Überarbeitung hört sich das Ganze nicht mehr nach einer Prophezeiung an. Auch die Jungfräulichkeit Marias könnte mit der neuen Übersetzung in Frage gestellt sein.
Zu sorglos übertragen
An der „tiefgreifenden Überarbeitung“ haben viele Philologen mitgewirkt. Für die Katholiken ist die Revision Neuland. Erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) haben sie eine einheitliche, für den liturgischen Gebrauch zugelassene Übersetzung. Vorher wurde die Messe in Latein gelesen. Seit der ersten Auflage gab es aber auch neue Erkenntnisse darüber, wie der jeweilige Urtext ausgesehen haben könnte.
Wiegelmann schreibt, dass bei der ersten Einheitsübersetzung manche Stellen etwas zu sorglos übertragen wurden, um ein modernes, lesbares Deutsch zu ermöglichen. „Mit vielen Korrekturen kehrt wieder ein Stück Fremdheit und Frische der jahrtausendealten Urtexte zurück, was gut ist, denn so hält sie die Leser zu Fragen an und fordert sie heraus“, zitiert die Welt den Tübinger Theologen Michael Theobald, der Vorsitzender des Katholischen Bibelwerks ist.
Renaissance der Füllwörter
Ein Gewinner der Überarbeitung sind die Frauen. In Römer 16,7 könnte es Junia statt Junias heißen. Dies würde bedeuten, dass das Wort Apostel auch für Frauen angewendet werden könnte. An vielen Stellen hätten die Übersetzer die Anrede „Brüder“ in „Schwestern und Brüder“ geändert. Dies hatte der Vatikan sehr kritisch gesehen. Keine Bedenken gab es gegen die „Renaissance der Füllwörter“. Einige wurden zugunsten der besseren Lesbarkeit entfernt, andere sprachliche Fehler korrigiert. Manchmal fielen der Überarbeitung „salbungsvolle Verklausulierungen“ zum Opfer, an anderen Stellen geht es eher blumiger zu, um treuer am Urtext zu bleiben. In Zukunft etwa „erwägt“ Maria ihre Gedanken „in ihrem Herzen“, statt sie zu bewahren und darüber nachzudenken.
An der Basis könnte manch kleine Änderung im Wort Gottes für große Aufregung sorgen. Die Übersetzer hätten einen Kompromiss zwischen Forschungsstand und Tradition eingehen müssen. Für Katholiken, betont Wiegelmann, sei die Auslegung der Jesaja-Stelle nicht wirklich entscheidend. Der Glaube an Marias Jungfräulichkeit lasse sich so oder so aufrechterhalten: „Aus katholischer Sicht ist nicht entscheidend, wie die Jesaja-Stelle ursprünglich lautete, sondern wie die Evangelisten sie später – unter mutmaßlicher Beteiligung des Heiligen Geistes – verstanden haben.“ (pro)
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