Rex Tillerson, Noch-Außenminister der USA, hat von seiner Entlassung auf Twitter erfahren. Wie US-Präsident Donald Trump seinen neuen Wunschkandidaten für das Amt, Mike Pompeo, unterrichtete, ist nicht bekannt. Pompeo mischt derzeit nicht bei dem sozialen Netzwerk mit: Als er 2016 zum Direktor der CIA befördert wurde, musste er seinen Account löschen – so wollte es der Geheimdienst.
Mike Pompeo – verheiratet, ein Sohn – hat einen ausgeprägten christlichen Glauben, auf den er gerne öffentlich verweist. In dieser Hinsicht passt er gut in Trumps Kabinett, wo mehrere evangelikale Minister regelmäßig Bibelstunden abhalten. Während seiner Zeit als CIA-Direktor lud er den evangelikalen Lobbyisten Tony Perkins zu einem Gespräch ein und stellte auf dessen Rat christliche Seelsorger ein. Pompeo besucht eine presbyterianische Kirche, wo er laut Medienberichten als Diakon tätig ist und in der Sonntagsschule unterrichtet.
Im Bezug auf Islamisten sagte Pompeo einmal, diese seien von ihrer Religion angetrieben, Christen von der Erde auszuradieren. Es handele sich dabei um eine Minderheit der Muslime, aber man müsse sie ernstnehmen. „Sie werden weiter Druck auf uns ausüben, bis wir beten, aufstehen und kämpfen und uns bewusst werden dass unser Retter Jesus Christus wirklich die einzige Lösung für unsere Welt ist.“
Kritik an Pompeos Berufung kommt unter anderem vom LSBTQ-Verband „Human Rights Campaign“. Ein Sprecher nannte die Personalentscheidung rücksichtslos angesichts Pompeos ablehnender Haltung gegenüber den Anliegen der Lesben- und Schwulenbewegung.
„Jerusalems neuer Liebling“
Was politisch von dem 54-Jährigen zu erwarten ist, geht aus einem seiner alten Tweets hervor, den die israelische Tageszeitung Ha’aretz ausgegraben hat: „Ich freue mich darauf, den desaströsen Deal mit dem weltgrößten Unterstützer von Terrorismus zurückzunehmen“, schrieb Pompeo, und meinte damit das Atom-Abkommen mit dem Iran. „Freund Israels, Feind des Iran“ betiteln entsprechend weltweit Medien den designierten US-Außenminister. Oder, wie es Ha’aretz formuliert: „Jerusalems neuer Liebling“.
Politisch ist Pompeo ein klassischer Republikaner und somit eine Enttäuschung für Trump-Wähler, die sich eine Abkehr von der interventionistischen Außenpolitik seiner Vorgänger erhofft haben. Sicherheitsexperten loben hingegen, dass Pompeo die USA weiterhin in einer verantwortlichen Rolle sieht. Er wünscht sich einen Regimewechsel in Nordkorea, lehnt den Iran-Deal vehement ab und kritisierte Russland für den Einmarsch in der Ukraine und dafür, so gut wie keinen Beitrag zur Vernichtung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ zu leisten.
2015 besuchte Pompeo Israel und traf sich dort mit Premierminister Benjamin Netanjahu. Diesen nannte er einen „wahren Partner für das amerikanische Volk“ und lobte dessen Engagement gegen die nukleare Aufrüstung des Iran. Die USA müssten zu ihrem Verbündeten Israel stehen und den Terrorismus beenden, sagte er mit Blick auf den Nahostkonflikt: Übergriffe der Palästinenser verringerten die Chance auf Frieden. Gleichwohl äußerte sich Pompeo dagegen, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen: Dies führe zu Unruhen, die das Botschaftspersonal unnötig gefährden, zitiert ihn das Magazin The Economist.
Pompeo bewachte den Eisernen Vorhang
Sollte Pompeo nach umfangreichen Anhörungen im Senat Außenminister werden, kann er auf einige prägende Stationen zurückblicken. In der US-Armee diente er vor dem Fall der Berliner Mauer in Europa und bewachte den Eisernen Vorhang, wie es in seiner offiziellen Biografie formuliert ist. Außerdem diente er 1990-1991 im Golfkrieg. Von 2011 bis 2017 war er Abgeordneter des Repräsentantenhauses für den Staat Kansas und arbeitete dort unter anderem im Untersuchungsausschuss zum Terrorangriff auf die US-Botschaft in Bengazi 2012 mit. Als CIA-Direktor führte er unter anderem Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Während er mit seiner Frömmigkeit in Trumps Kabinett viele Gleichgesinnte findet, eckt Pompeo unter einem anderen Gesichtspunkt an: Anders als Trump und viele seiner Vertrauten und Berufenen ist Pompeo kein Millionär. Sein Vermögen wird auf mehrere hunderttausend Dollar geschätzt – wenig etwa im Vergleich zu Vorgänger Rex Tillerson, der über 50 Millionen schwer war.
Von: Moritz Breckner