"Nicht noch ein Weihnachtsalbum!", wird so mancher Leser jetzt denken, und ganz unrecht hat er nicht: Pünktlich zum Advent veröffentlichen bekannte Künstler Jahr für Jahr Platten mit oftmals verschlimmbesserten Versionen altbekannter Lieder zum Fest. Wer Anja Lehmanns Album aus diesem Vorurteil heraus aussortiert, handelt vorschnell: Hinter "Crystal Clear" verbirgt sich mehr, als auf den ersten Blick anzunehmen wäre.
Natürlich hat man die meisten der 13 Titel auf dem Album schon ziemlich oft gehört, und natürlich kann auch eine Anja Lehmann das Genre "Weihnachtsplatte" nicht neu erfinden. Neu ist dennoch so einiges, zum Beispiel die bunte Zusammenstellung der Lieder. Der christliche Klassiker "Herbei, Oh ihr Gläubigen" kommt in der ersten Strophe auf Englisch, danach auf Deutsch daher – ein netter Einfall und nicht das einzige zweisprachige Lied auf "Crystal Clear". Das weltliche Spaß-im-Schnee-Lied "Sleigh Ride" ist erkennbar neu interpretiert und vermittelt nicht nur durch den Text, sondern auch den jazzigen Sound winterliche Fröhlichkeit. Der Eröffnungstitel "Oh Come Oh Come Emmanuel" klingt sphärisch und feierlich, der Hörer sieht Anja Lehmann vor seinem inneren Auge in einer prachtvollen Kathedrale singen. Die Arrangements der Titel lassen erkennen, dass sich die Macher wirklich Mühe gegeben haben, etwas Besonderes und Neues zu bieten, und das ist ihnen gelungen.
Anja Lehmann gehört zu den begabtesten und charismatischsten Künstlerinnen der christlichen Musikszene in Deutschland. "Crystal Clear" ist zwar nicht ihr kreativstes Album, aber eines der kreativsten Weihnachtsalben der letzten Jahre, dessen Bandbreite und Abwechslung vielen Hörern gut gefallen dürfte. Ob das kitschig ist? Natürlich. Aber zu Weihnachten ist das erlaubt. (pro)
Anja Lehmann: Crystal Clear, Janz Team Music, 17,95 Euro.