Die CDU-Generalsekretärin und katholische Christin Annegret Kramp-Karrenbauer wünscht sich Frauen im Priesteramt in der Katholischen Kirche. In einem Interview der Zeit-Beilage „Christ und Welt“ vom Mittwoch erklärte die Unionspolitikerin: „Ich wünsche mir, dass die Priesterinnenweihe kommt.“ Frauen hätten sowohl den Glauben als auch die Kirche mit geprägt. Ohne Frauen bliebe von der Kirche „nur noch ein kleiner Rest“. Deshalb ist für die Politikerin klar: „Frauen müssen Leitungsfunktionen in der Kirche übernehmen.“
Kramp-Karrenbauer, die sich im Zentralkomitee der deutschen Katholiken engagiert, kann sich dabei eine Frauenquote vorstellen. Die CDU-Generalsekretärin sieht gute Chancen, dass dies bald Realität werden kann. Durch die sinkende Zahl von Mitgliedern und Priestern wachse der Druck bei der Kirche. Frauen zu Priesterinnen zu weihen ist in Kramp-Karrenbauers Augen kein Grund für den Niedergang der Katholischen Kirche. „Der evangelischen Kirche haben Pfarrerinnen auch nicht geschadet – im Gegenteil“, sagte Kramp-Karrenbauer in dem Interview.
Kirchliches Regelwerk nicht von Jesus
Kramp-Karrenbauer entstammt nach eigenen Angaben einer „nicht strenggläubigen“ Familie aus dem Saarland und ist mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Als Mädchen habe sie Messdienerin werden wollen, wie ihre Brüder. Weil das auf dem üblichen Weg nicht möglich gewesen sei, habe sie eine andere Lösung gefunden: Sie wurde Messdienerin einer von Nonnen geleiteten Messe in einem Altenheim, weil sich für die Frühmesse nicht genügend Jungen fanden.
Als Kind habe sie häufig zur Kirche gehen müssen. Das sei heute anders, erklärt die Unionspolitikerin in dem Interview. „Wenn ich heute gehe, dann, weil ich auch ein echtes Bedürfnis dazu habe.“ Die „wortgetreue Schilderung“ der biblischen Berichte will sich die Politikerin „nicht zu eigen“ machen, vielmehr habe sie die „naturwissenschaftlichen Erklärungen“ für sich angenommen. Auch das über Jahrhunderte entstandene Regelwerk ihrer Kirche sieht Kramp-Karrenbauer kritisch: „Es wurde von Institutionen geprägt, nicht von Jesus.“
Von: Norbert Schäfer