Die Kirche habe nur noch wenig Einfluss auf das Verhalten ihrer Mitglieder. Das hat der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann in einem Interview mit Christiane Florin im Deutschlandfunk erklärt. Vor der Bundestagswahl hätten katholische Kirchenvertreter regelrecht vor der AfD gewarnt, konstatiert Florin in dem Gespräch mit dem Journalisten Püttmann. Vergeblich, meint der katholische Publizist. Der Kirche mangele es an der Kraft, „das Verhalten der Gläubigen wirklich durch normative Vorgaben zu verändern in umfangreichem Maße“. Die Apelle der Kirche vor der Wahl hätten die „gleiche Durchschlagskraft wie die Lehre zur Pille“ gehabt. Der Mehrheit der Katholiken sei nicht mehr wichtig, was der Papst sage. Püttmann bezieht sich in dem Interview auf eine Umfrage anlässlich des Besuchs von Benedikt XVI. in Deutschland.
Dass die Kirche eine Haltung gegenüber einer Partei vorgebe und die Mehrheit der Katholiken der folge, sei eine falsche Vorstellung. „So funktioniert das nicht mehr, dafür reicht die Autorität nicht mehr“, erklärte Püttmann. Umfragen hätten aber gezeigt, dass Katholiken, je näher sie ihrer Kirche stünden, desto weniger AfD gewählt hätten.
Püttmann spricht in dem Interview aber auch von einer „rechtskatholische Strömung“, die innerhalb der Kirche zwar die Minderheit darstelle, aber „sehr laut“, etwa bei den Themen Abtreibung und „Homo-Ehe“ auftrete. Für Katholiken spiele der Schutz des Lebens eine wichtige Rolle, erklärt Püttmann in dem Gespräch und sprich von einem „Lebensschutz-Gen“. „Bei den klassischen Fragen, wie Abtreibung und Sterbehilfe, haben die kirchennahen Katholiken zum Teil Antworten, die sich zu 30 Prozent von den Antworten anderer unterscheiden“, sagte Püttmann. (pro)
Von: nob