Konzerne gegen Terror-Propaganda

Schon vor der Ermordung des US-Journalisten Steven Sotloff durch den IS haben sich Internetkonzerne wie YouTube darauf vorbereitet, das Tötungsvideo herauszufiltern und unzugänglich zu machen.
Von PRO
Die Twitter-Zentrale in San Francisco: Das Netzwerk ist bemüht, Propaganda zu zensieren
Mehrere amerikanische Internetkonzerne haben sich nach dem öffentlich verbreiteten Hinrichtungsvideo von James Foley darauf vorbereitet, ähnliche Videos schneller entfernen zu können. Entsprechend weniger wurde das Video mit der Ermordung des Reporters Steven Sotloff verbreitet. Das berichtet die Associated Press und hat dazu einen Sicherheitsberater von Facebook befragt. „Es ist sehr interessant, wie wenig die Aufnahmen der zweiten Hinrichtung herumgereicht wurden“, erklärte Stephen Balkham, der auch Präsident des amerikanischen Family Online Safety-Instituts ist. „Es ist nun sehr schwer, sie zu finden, wenn man die dunklen Ecken des Internet nicht kennt.“ Plattformen wie YouTube, Facebook und Twitter seien deutlich besser auf die Veröffentlichung des Mordvideos vorbereitet gewesen. Die Konzerne versuchten, die Terrorgruppe IS Stück für Stück von ihren Onlineangeboten zu entfernen, sagte der Silicon Valley-Insider. Die sozialen Netzwerke selbst wollten dazu keine Stellung beziehen, YouTube teilte aber mit, konsequent Videos zu entfernen, die den Nutzungsrichtlinien zuwiderlaufen.

Internetaktivistin: „Freie Rede in Gefahr“

Kritik am Vorgehen der Webkonzerne kommt von Jillian York, einer Aktivistin bei der Nichtregierungsorganisation „Electronic Frontier Foundation“. Die Lobbygruppe kümmert sich nach eigenen Angaben um „Grundrechte im Informationszeitalter“. York erklärte, Firmen sollten Inhalte nur dann entfernen, wenn sie vom Gesetzgeber dazu gezwungen würden. „Das Problem ist, dass sie ihre Regeln nicht einheitlich anwenden“, erklärte sie. Mehrere ihrer Bekannten hätten das Video mit der Hinrichtung Foleys über Zeitungen geteilt, woraufhin ihre Accounts gesperrt worden seien. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu habe das gleiche getan – ohne Konsequenzen. „Firmen die Macht zur Zensur zu geben schafft einen gefährlichen Präzedenzfall“, sagte York. Diese Macht werde zu oft missbraucht. Marc Rotenberg, Leiter des in Washington ansässigen „Electronic Privacy Information Centers“, wünscht sich einen Mittelweg: Die Strategie könne in Zukunft lauten, „die Videos zu entfernen, aber die Diskussion darüber nicht einzuschränken“. (pro)
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