Konservativer Bildungsexperte von Bildungstagen ausgeladen

Der Bildungsexperte Albert Wunsch ist als Referent von den Münchener Bildungstagen ausgeladen worden. Die Veranstalter begründeten dies mit seinem Engagement beim Aktionsbündnis „Demo für Alle“ und seinen bisherigen Publikationen in anderen Medien.
Von Johannes Blöcher-Weil
Der Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch wurde von den Münchener Bildungstagen ausgeladen, weil er sich beim Aktionsbündnis „Demo für Alle" engagiert hat

Der Erziehungswissenschaftler Albert Wunsch fühlt sich diskreditiert. Er durfte nicht als Referent bei den Münchener Bildungstagen auftreten. Die Veranstalter hatten ihn ausgeladen, weil er sich unter anderem beim Aktionsbündnis „Demo für Alle“ engagiert und auf der Internetseite „Die freie Welt“ publiziert. Die Zeitung Münchener Merkur als Veranstalter sah damit die „notwendige Neutralität infrage gestellt“.

Wunsch kann das nicht nachvollziehen, weil er in seinen Vorträgen auf die kritisierten Beiträge gar nicht eingehe. Der Tagungsmanager hatte ihm zunächst mündlich abgesagt. Grundlage dafür waren anonyme Hinweise auf sein publizistisches Engagement. Der Schirmherr der Veranstaltung, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, habe die Notbremse gezogen und den „Rauswurf“ veranlasst.

Notwendige Neutralität in Frage gestellt

Wunsch möchte seinen persönlichen Fall gar nicht so hoch bewerten. Ihn macht stutzig, dass durch Druck aus bestimmten Gruppen und Kreisen ein solcher Schritt möglich ist. Die offizielle schriftliche Begründung lautet: „Da Eltern und Schüler objektiv informiert werden sollen, sei die notwendige Neutralität auf dem Hintergrund meines Engagements infrage gestellt. Dann wurde mein Verständnis für die Absage erbeten“.

Das Argument der fehlenden Neutralität ist für Wunsch eine Farce. Anonyme Kritiker würden anders geprägte Positionen pauschal bekämpfen und durch diffuse Unterstellungen mundtot machen, sagte Wunsch in einem Interview. Aus seiner Sicht sei es absurd, dass solche Gruppierungen, die Vielfältigkeit und Toleranz einfordern, sie an anderer Stelle vehement bekämpfen.

Wunsch hofft auf einen offenen Dialog, in dessen Verlauf sich die Kritiker bald outen. Wenn die Protagonisten weiter aus dem Dunklen agierten, entstünde für ihn der Eindruck, dass sie eine offene Auseinandersetzung scheuten. Wenn Menschen jedoch nur lauthals ihre Forderungen äußerten und gleichzeitig Gegenpositionen mit pauschalen Unterstellungen oder Redeverboten auszugrenzen versuchten, anstatt persönlich das tragfähigere Argument zu suchen, dann fehle einer Gesellschaft der plurale Konsens.

Als äußerst undemokratisch habe er auch die Vorkommnisse bei dem Symposium „Öffnung der Ehe – Folgen für Alle“ in Frankfurt wahrgenommen, als 450 friedliche Tagungsteilnehmer von 100 Polizisten und einer Reiterstaffel geschützt werden mussten, weil radikale Gruppen mit Parolen den Ablauf gestört hatten. Auch Universitäten würden bei unliebsamen Meinungen immer häufiger Redeverbote aussprechen, Medien bestimmte Themen völlig ausgrenzen oder für bestimmte Veranstaltungen keine Räume zur Verfügung gestellt werden, sagte Wunsch.

Albert Wunsch hat Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaften in Köln studiert. Nach seiner Promotion war er Leiter pädagogischer Einrichtungen. Parallel dazu lehrte er an den Fachhochschulen Düsseldorf und Köln. Ab 2004 war er hauptberuflich an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln. Wunsch arbeitete zudem als Konfliktberater und Supervisor.

In seinen Büchern thematisiert er die Selbststärkung von Menschen. Er hat das „Manifest gegen den Linkstrend“ unterzeichnet. Es fordert eine Kurkorrektur innerhalb der CDU zurück zu konservativen Werten. Er setzt sich gegen die „Aushebelung der elterlichen Erziehungsverantwortung durch staatliche Ganztagsbetreuungsangebote“ ein. Der Bildungsexperte erhielt 2013 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Von: Johannes Weil

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