Lob und Preis – ein Erdbeereis!

Politiker müssen hart im Nehmen sein. Aber ab und zu haben sie einfach mal Appetit auf ein Eis. Für die Bürger ist es wohltuend zu sehen, dass ihre Repräsentanten auch nur Menschen mit Bedürfnissen sind, findet pro-Kolumnist Jürgen Mette.
Von PRO
Viele Jahre leitete der Theologe Jürgen Mette die Stiftung Marburger Medien. Sein Buch „Alles außer Mikado – Leben trotz Parkinson“ schaffte es 2013 auf die Spiegel-Bestsellerliste. Für pro schreibt er eine regelmäßige Kolumne.

Warum sind unsere Politiker oft so humorlos und verbiestert? Jüngstes Beispiel aus dem Berliner Sauerkrautbottich: Markus Söder berichtet von der nächtlichen Verhandlung zur Grundrente und lässt nebenbei raus, es sei in einer Sitzungspause Erdbeereis serviert worden. Was für ein schönes Detail der Menschlichkeit mitten im oft beinharten Zoff des Regierungsalltags! Solange im Kanzleramt Erdbeereis serviert wird, kann es gar nicht so schlimm um die Regierung stehen. Danke, Markus Söder. Allerdings hat sich Annegret Kramp-Karrenbauer alias AKK gleich vom Verdacht der süßen Völlerei distanziert: „Ich lege Wert auf die Feststellung, dass Markus Söder Erdbeereis gegessen hat.“ Darauf Söder: „Ja. Na, die anderen auch. Du hast keins gegessen?“ Humor hat sie nicht, die CDU-Vorsitzende.

Am gleichen Tag: Die an MS leidende SPD-Ko-Vorsitzende Malu Dreyer hakt sich auf dem Weg zur Verkündigung der GroKo-Einigung zur Grundrente bei Markus Söder unter. AKK wirkte etwas irritiert. Aber so könnte es öfters zugehen. Über alle parteipolitischen Differenzen hinweg muss Raum sein für heitere Gelassenheit, für Spontanität, für Witz und Humor.

Besser entscheiden nach gutem Schlaf

Unvergessen sind die geistreichen und von gegenseitiger Wertschätzung getragenen Rededuelle zwischen Gregor Gysi und Norbert Lammert: wunderbarer Klamauk außerhalb des Protokolls zwischen zwei Männern, die von der politischen Überzeugung her ein eher angespanntes Verhältnis gehabt haben. Die beiden Originale fehlen im Hohen Haus.

Im Übrigen ist den Politikern ausreichend Schlaf zu wünschen. Jedoch verhandeln und tagen sie mitunter bis spät in die Nacht hinein oder gar bis zum nächsten Morgen. Ausgeschlafen denkt es sich aber meist besser. Ein süßes Betthupferl sei den Mächtigen gegönnt.

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