Zur Lage der Mission in der EKD

Etwas ganz „Neues“ verspricht das EKD-Ratsmitgliedes Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Verbandes. Es geht um die „Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung“. Das löst bei unserem Kolumnisten Jürgen Mette hohe Erwartungen aus, denn Mission sollte eigentlich immer im Zentrum der Kirche stehen.
Von PRO
Der Theologe Jürgen Mette leitete viele Jahre die Stiftung Marburger Medien. 2013 veröffentlichte er das Buch „Alles außer Mikado – Leben trotz Parkinson“, das es auf die Spiegel-Bestsellerliste schaffte.

Als einer, der seit Jahren auf mehr Mission und biblische Bezüge beim Magazin Chrismon wartet, das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) finanziert wird, und der immer den Eindruck hat, dass beträchtliche Teile der EKD das Thema Mission eher an der Peripherie ihrer Aufgabenfelder sehen, ist diese Initiative aus EKD, Diakonie (immerhin 500.000 Beschäftigte), der Arbeitsgemeinschaft missionarischer Dienste (AMD) ein hoffnungsvoller Schritt in eine gute Richtung: die „Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung“.

Da kommt theologisch das zusammen, was schon immer zusammen gehört. Christliche Mission ist Bekenntnis unseres Glaubens in Wort und Tat. Ratsmitglied Michael Diener, hauptberuflich Präses des Evangelischen Gnadauer Verbandes, steht dem zwölfköpfigen Kuratorium dieser neuen Einrichtung vor. Die Leitung der Arbeitsstelle wird der langjährige Oberkirchenrat im Kirchenamt der EKD und AMD-Generalsekretär (Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste) Dr. Erhard Berneburg übernehmen. Eine gute Wahl. Diener und Berneburg stehen überzeugt und überzeugend für das Zeugnis unseres Glaubens in Tat und Wort. Mission ist nicht eine Funktion der Kirche, sondern ihr unverkennbares Wesensmerkmal.

Ich freue mich über die strategische Vernetzung von Diakonie und AMD. Ich habe 15 Jahre eine missionarische Medienstiftung in der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen vertreten, in der ich mich im Blick auf Mission manchmal wie am Katzentisch der beiden Landeskirchen gefühlt habe. Da kam „Mission“ höchstens mal in der Morgenandacht vor, aber selten als TOP der Agenda. Da ging es um Finanzen und Strukturen, um rechtliche Aspekte, Satzungen und Bilanzen. Alles wichtige Themen, die das Diakonische Werk stellvertretend für uns Mitgliedswerke ordentlich verwaltet hat. Aber wenn dieser große Apparat Diakonie sein evangelisches Profil neu schärfen möchte, dann sollten wir das anerkennen und fördern.

Aufbruch zum Urauftrag der Kirche

Diese Arbeitsstelle ist ein Joint-Venture von EKD und Diakonie, das sich inhaltlich der „Kommunikation des Evangeliums“ widmen soll. Entscheidend wird sein, dass dieses Vorhaben nicht im „sola structura“ stecken bleibt, sondern zum „solus Christus“ findet, zur Erweckung einer verlorenen Leidenschaft für die „missio dei“, die Sendung Gottes in unsere Welt. Übrigens kein typisches Problem der EKD, sondern eins der Kirche überhaupt, auch der Evangelikalen.

Der Name dieser Arbeitsstelle im großen EKD-Betrieb ist sachlich korrekt und darum auch etwas sperrig. Was sich kirchenbürokratisch wie „Ausschuss für …“ anhört, soll aber ein „Think Tank“ für ein vernachlässigtes Thema werden. Die Kurzform des sperrigen Labels lautet flott „midi“ – modetechnisch früher irgendetwas zwischen sprödem Maxirock und provokantem Minirock. Schöne Symbolik.

Ich wünsche dieser neuen Arbeitsstelle einen Aufbruch, der zum Urauftrag der Kirche führt, in der man nicht mehr mit diesem existenziellen Thema „fremdelt“. Eine große Aufgabe für ein 20-köpfiges Team, das angesichts eines 225 Millionen-EKD-Haushalts eher zur Kategorie Portokasse gehört. Diese „kleine Kraft“ ist die beste Voraussetzung für eine große Aufgabe. Wenn Kirche wieder Mission ist, statt nur eine Mission zu haben, dann ist sie auf einem guten Weg.

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