Gemeinsam mit meinem Redaktionskollegen bin ich auf dem Rückweg von einem Termin in Pinneberg nach Wetzlar. Dort haben wir Bernd Hock interviewt. Er ist Therapeut und Unterhaltungskünstler. Seit seiner Geburt hat der Christ verkürzte Arme. Sie sind verkrümmt und nicht vollständig ausgebildet. An jeder Hand hat er nur drei Finger. Hock hat einen Gendefekt.
Wir haben ihn für das Christlichen Medienmagazin pro porträtiert. Stark beeindruckt hat mich sein Lebensmut und sein unkomplizierter Umgang mit der Behinderung. Im Gespräch mit ihm und seiner nicht-behinderten Frau Kerstin ist mir ein Satz besonders hängen geblieben: „Menschen wie ich haben heute nur noch eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, geboren zu werden“, sagt er. Dieser Satz hinterlässt bei mir Spuren. Hock redet nicht wider den medizinischen Fortschritt. Aber er vermisst in der Medizin häufig die psychologische Kompetenz, die Behinderung zukünftiger Kinder angst- und wertfrei zu vermitteln.
Drei Wochen später lese ich im Ticker der Deutschen Presse-Agentur, dass ein Trisomie-Test bei ungeborenen Kindern bald eine mögliche Leistung der Krankenkassen werden könnte. Kritiker dieser Idee melden sich zu Wort. Sie befürchten mehr Abtreibungen. Und bei mir schwirrt der Satz von Bernd Hock im Kopf. Die zuständigen Gremien wollen prüfen, ob der Test, der zwischen 500 und 900 Euro kosten soll, von den Krankenkassen als Leistung bezahlt wird. Ich frage mich: Was darf Medizin und was nicht? Wie weit gehen die Selbstbestimmung der Schwangeren und das Recht auf Leben des ungeborenen Kindes?