Londons Stadtoberhaupt Sadiq Khan wehrt sich gegen zu viel nackte Haut auf Werbeplakaten. Gut so: Die Schönheitsideale der Werbung gehen aus seiner Sicht an der Realität vorbei. Ein Kommentar von Johannes Weil
Von PRO
Foto: Syda Production/fotolia
Wie aufgehübscht darf Werbung sein und wieviel nackte Haut darf sie zeigen: Londons Bürgermeister hat sexualisierte Werbung verboten
Gleich nach seiner Wahl hat sich Khan einen mächtigen Gegener auserkoren: die Werbeindustrie. Londons Bürgermeister hat sich entschieden, sexualisierte Werbung im Nahverkehr zu verbieten. Als Herr über die städtischen Busse und U-Bahnen der 9 Millionen-Einwohner-Metropole will er verhindern, dass sich Menschen durch Werbung erniedrigt fühlen und sich für ihren eigenen Körper schämen. Das Phänomen heißt neudeutsch: Body-Shaming. Die Debatte in London wurde ausgelöst durch eine schlanke Frau im Bikini, die für Diät-Produkte wirbt.
Khan argumentiert mit der eigenen Familie: Der Vater von zwei heranwachsenden Töchtern möchte der Werbeindustrie Einhalt gebieten. Der Politiker sieht die Gefahr, dass Menschen sich bei der Werbung mit unrealistischen Erwartungen bezüglich ihres Körpers bedrängt fühlen. Khans Ansinnen verdient Respekt. Aber liegt nicht genau hier die Crux: Werbung vermittelt und weckt – ob bewusst oder unbewusst – unrealistische Erwartungen beim Kunden.
„Klares Signal senden“
Das würde die Werbeindustrie so nie sagen. Aber es geschieht eben doch, wenn Werbeagenturen die Menschen mit Computer-Programmen verschönern. Oder wenn Werbefachleute Produkten Dinge andichten, die sie nicht haben. So funktioniert Werbung doch, oder? Londons Bürgermeister möchte der Werbewirtschaft „ein klares Signal senden“, hat er angekündigt. Es gilt nun das Sender-Empfänger-Prinzip. Die Botschaft ist raus. Jetzt kommt es drauf an, wie der Empfänger – in diesem Fall die Werbeindustrie – damit umgeht.
Vielleicht ist für viele Jugendliche Nacktheit und Erotik in der Öffentlichkeit schon zur Normalität geworden, weil sie damit im Internet dauernd konfrontiert werden. Londons Bürgermeister setzt aus meiner Sicht ein deutliches Zeichen für Achtsamkeit: Keiner soll sich für seinen Körper schämen. Khans Ansatz ist ehrenwert, aber ob er damit die Werbeindustrie beeindrucken kann, bleibt abzuwarten. Er wird damit sicher keinen Wandel in der Branche bewirken. Aber vielleicht kommt ja die eine oder andere Werbeagentur doch ins Grübeln, welches Bild sie (von) Menschen vermittelt. Es wäre schön, wenn auch andere Städte dem Beispiel Londons folgen.
Um dorthin zu kommen, ist viel Ausdauer notwendig. Die Worte des Londoner Bürgermeisters scheinen erst einmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Aber steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein. Für diese öffentliche Verlautbarung von meiner Seite: Hut ab.
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