Kommuniqué sollte ernstgenommen werden
Diese Sätze beginnen jeweils mit „Wir widersprechen der falschen Lehre,…“. Fast gleichlautend findet sich diese Formulierung in einem mehr als 80 Jahre älteren Dokument, nämlich der Barmer Theologischen Erklärung. In dieser wichtigen evangelischen Schrift protestierten Theologen um Karl Barth aufs Schärfste gegen die kirchliche Entwicklung während des Dritten Reichs, indem sie grundlegende christliche Überzeugungen bekräftigten – und eben „falsche Lehren“ verwarfen. Das gemeinsame Bekenntnis füge sie zur Kirche zusammen, schrieben die Theologen damals. Die „Gemeinsamkeit dieses Bekenntnisses und damit auch die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche“ sei „aufs Schwerste gefährdet“. Es wäre zwar absurd, die aktuelle politische oder kirchliche Situation mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu vergleichen, als die Barmer Erklärung verfasst wurde. Dennoch weht aus dem Kasseler Kommuniqué ein Hauch Barmen, über den sich die Verfasser im Klaren gewesen sein dürften. Deren zweifellos bewusst gewählten dramaturgischen und begrifflichen Parallelen zeigen zumindest eines: Dass dieses Dokument ernstgenommen werden sollte. Es sind zudem keine theologischen oder kirchlichen Leichtgewichte, die dieses Kommuniqué verfasst haben – und auch keine verbitterten alten Männer. Unter ihnen sind namhafte Theologen, die nicht als Scharfmacher, sondern als ernstzunehmende und einflussreiche Evangelikale gelten. Mit Rolf Hille hat sich gar ein ehemaliger Allianz-Vorsitzender hinter die Kasseler Gruppe gestellt. Deren Ziel sind „gemeinsame Gespräche“, die zur Klärung beitragen sollen. Die Evangelische Allianz und der Gnadauer Verband werden sich im Interesse der Einheit der Evangelikalen diesem Dialog öffnen müssen. (pro)
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