Der Blick ins Kirchentags-Programm offenbart: Die Situation von Lesben in Hongkong ist den Veranstaltern genauso wichtig, wie die weltweite Christenverfolgung. Entlarvend ist auch, für wen der Kirchentag keine Toleranz übrig hat. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Von PRO
Foto: DEKT / Montage: pro
Die Akzeptanz von Homosexualität ist laut Kirchentagsprogramm ein wichtiges Anliegen der Großveranstaltung
Am Mittwochabend beginnt der Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart. Es ist das 35. Großtreffen protestantischer Laien, und wie in den vergangenen Jahren sorgt ein Blick ins 620 Seiten dicke Programmheft für Erstaunen. Um einen Überblick zu ermöglichen, bietet der Kirchentag eine Stichwortsuche per App oder Webseite. Das will ausprobiert werden, und so versuchen wir es mit dem Suchwort „Christenverfolgung“. Angesichts der Horrormeldungen, die uns fast täglich über Enthauptungen, Verbrennungen und Vergewaltigungen durch den Islamischen Staat erreichen, liegt schließlich die Vermutung nahe, dass dies auf zahlreichen Kirchentagsveranstaltungen thematisiert wird. Doch wir werden überrascht: Nur ein einziges Treffen wird gefunden, durchgeführt von einer Hilfsorganisation in einem der „Themenzelte“.
Das kann bei über 2.500 Einzelveranstaltungen nicht sein, wundern wir uns, vielleicht liegt es ja am zu spezifisch gewählten Suchbegriff. Wir tippen nur „Verfolgung“ ein, und siehe da: Das Ergebnis hat sich auf zwei verdoppelt. Neben dem bereits erwähnten Seminar der Hilfsorganisation wird nun auch „Ausgegrenzt und totgeschwiegen: Verfolgung von gleichgeschlechtlich Liebenden“ angepriesen. Uns schwant, dass da der Hase im Pfeffer liegt, und wir probieren ein paar Begriffe in dieser Richtung aus. Schwul bietet 15, lesbisch immer hin vier Einträge, darunter „Queer Theology – eine lesbische Perspektive aus Hongkong“. Die Situation von Lesben in Hongkong ist dem Kirchentag demnach genauso wichtig wie die Lage der weltweit verfolgten Christen. Das Seminar findet übrigens statt im „Zentrum Regenbogen“, das laut Stichwortsuche noch 48 ähnliche Angebote bereithält, beispielsweise „Liebe, Erotik und Sexualität als spirituelle Quelle“, „Transidentität begreifbar machen“ oder diverse Beratungsangebote zum Coming-Out.
Wer vom Toleranzkübel nichts abbekommen hat
Neben dem Regenbogen-Zentrum (der Name spielt auf die Flagge der Homosexuellen-Bewegung an) findet sich auf dem Kirchentag auch ein „Zentrum Gender“ mit zahlreichen Angeboten. Beim Podium „Wer hat Angst vor Gender“ gehören die Netzfeministin Anne Wizorek und der Travestie-Künstler „Wommy Wonder“ zu den „Diskutierenden“. Bekannte Gegner der Gender-Ideologie finden sich nicht.
Wer sich ebenfalls nicht findet, sind zwei unerwünschte Gruppen, die von der kübelweise vom Kirchentag vergossenen Toleranz irgendwie nichts abbekommen haben. Da wären zum einen die alle Jahre wieder verbannten jesusgläubigen Juden, zum anderen die „Bruderschaft des Weges“. Dabei handelt es sich um eine Gruppe homosexuell empfindender Männer, die aufgrund ihres Glaubens enthaltsam leben. Begründung des Kirchentags für die Ablehnung: die Bruderschaft lehne Menschen mit anderer Überzeugung ab.
„Unser Programm ist so bunt wie die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten und das ist gut so“, heißt es im Kirchentags-Programmheft. Das soll uns als Fazit dienen: Beim Kirchentag treffen sich viele bunte Menschen, die sich gegenseitig versichern, wie gut sie sind. Das Motto lautet übrigens: „Damit wir klug werden“. Wünschen kann man es sich ja. (pro)
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