Das Coming-out von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger war sensationell, revolutionär, wichtig, und vor allen Dingen mutig. So lautete der einheitliche Tenor in Radio, Fernsehen und Zeitungen in den vergangenen Tagen. Lediglich die Frankfurter Allgemeine Zeitung und das Magazin Cicero wagten vorsichtig andere Töne. Wer in der „Rocky Horror Hitzlsperger Show“ nicht mittanze, der gelte als „ein Spielverderber, den ein homophobes Virus daran hindert“, schrieb Jasper von Altenbockum in der FAZ. Und Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke stellte schlicht fest: „Sie ist mir egal, diese Orientierung. Es interessiert mich nicht, ob Herr Hitzlsperger mit Männern oder mit Frauen schläft.“
Auch der zweite Aufreger der Woche betrifft das Thema Homosexualität. Die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg will „sexuelle Vielfalt“ im Lehrplan an Schulen verankern. Dagegen haben in seltener Einigkeit nicht nur mehrere Kirchen protestiert, sondern auch die Bürger. Über 100.000 Menschen (Stand von Sonntagmorgen) unterzeichneten die Online-Petition eines Lehrers mit dem provokanten Titel: „Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“. Auch in diesem Fall war das Medienecho eindeutig. Spiegel Online beispielsweise bezeichnet den Initiator der Petition als „Hetzer“, der für seine „abstrusen Argumente“ „erschreckenden Zuspruch“ erhalte. Als Kommentar kennzeichnet Spiegel Online diesen Text nicht, er erscheint als normale Nachrichtenmeldung. Der SWR hat inzwischen einen Text von seiner Homepage entfernt, in dem evangelisch-freikirchliche Kritiker des Bildungsplans in die Nähe von Rechtsextremisten gerückt wurden. Von Bild-Zeitung bis heute-journal hatten die Berichte eine eindeutige Schlagseite.