Klinken putzen und von Jesus erzählen

Peter Löw gehört zu den reichsten Deutschen. Der Unternehmer möchte aber auch in seinem persönlichen Umfeld für den Glauben werben. Dafür hat er ein ungewöhnliches Buchprojekt umgesetzt. Im Gespräch mit PRO verrät er, warum ihn ausgerechnet der frühchristliche Geschichtsschreiber Tatian inspiriert hat.
Von Johannes Blöcher-Weil
Peter Löw ist es ein Anliegen, das viele der Menschen in seinem beruflichen Umfeld von Jesus erfahren

Peter Löw sitzt mit Anzug und Krawatte im fünften Stock des früheren Münchener Stadtschlosses im Alten Hof. Unweit ist der Marienplatz, auf dem ein ortsansässiger Fußballverein fast jedes Jahr seine Erfolge feiert. Mit Erfolgen kennt sich auch Löw aus. Er saniert von der Insolvenz bedrohte Firmen. Sein Unternehmen hat ihn zu einem der reichsten Deutschen gemacht. Mindestens genauso wichtig ist es dem 64-Jährigen aber auch, Menschen etwas von der rettenden Botschaft der Bibel weiterzugeben. Dabei geht er ungewöhnliche Wege.

Aufgewachsen ist Löw in Mannheim und im pfälzischen Bad Dürkheim. In seiner katholischen Familie war der Kirchgang am Sonntag eine Selbstverständlichkeit. Irgendwann fragte ihn der Pfarrer, ob er Lust hätte, bei einer Gruppe für Jungs mitzuarbeiten. Löw machte mit und half auch bei Freizeiten. „Eigentlich wollte der Pfarrer, dass wir uns sozial engagieren, aber meistens haben wir Fußball gespielt“, erzählt Löw rückblickend. Löws restliche Biografie ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Er saniert Firmen, schreibt Bücher, hat zweimal erfolgreich promoviert und verdient viel Geld.

Aber er erlebte auch Rückschläge und manch schlaflose Nacht. Er und ein Geschäftspartner hatten einen Kredit für sieben Millionen Mark aufgenommen. Allerdings habe der Geschäftsführer der Firma das Geld veruntreut. Mit Mitte 30 stand Löw kurz vor dem Ruin, konnte aber den Super-GAU noch abwenden. „Wir Menschen brauchen Tiefpunkte, um zu lernen, mit schwierigen Situationen umzugehen und anschließend Erfolge zu feiern.“ Löw ist davon überzeugt, dass in solch schwierigen Situationen ein geerdeter Glaube helfe und jeder seine von Gott gegebenen Fähigkeiten einsetzen dürfe. Dies tut er auch bei den alltäglichen schwierigen Entscheidungen.

Immer wieder spricht er mit Menschen aus seinem beruflichen Umfeld über existenzielle Dinge. Mit Mitte 50 fragten sich viele Manager, ob ihr Lebenskonzept erfüllend sei und ob der 13. oder 14. Ferrari überhaupt noch eine Bedeutung habe. Hier knüpft Löw im Gespräch an. Sehr schnell gehe es um die Frage, ob es Gott gibt oder ob die Erde zufällig entstanden ist. Und was nach dem Tod passiert.

Sehnsucht nach Zuwendung

Oft seien die Gesprächspartner in einem kirchlichen Umfeld sozialisiert worden, hätten aber später der Kirche den Rücken gekehrt. Löw ist es wichtig, verständlich über den Glauben zu sprechen. Deswegen hat er in einem Buch die Geschichten der vier Evangelien noch einmal neu zusammengefasst. Jesus, quasi in Einheitsform: „Das Buch soll jeder verstehen. Er kann sich mit Jesus-Geschichten ohne Vorwissen befassen“, sagt Löw. „Wichtig war mir dabei nicht eine neue Prosa-Story zu erfinden, sondern die vorhandenen Evangelientexte nicht nur inhaltlich, sondern Wort für Wort zusammenzuführen. Es wird nichts weggelassen und nichts hinzugefügt.“

Drei Jahre hat er für das Buch, das im Herder-Verlag erschienen ist, von der ersten Idee bis zur Fertigstellung gebraucht. Orientiert hat sich Löw an dem christlichen Apologeten Tatian. Dieser hatte im 2. Jahrhundert nach Christus erstmals versucht, mithilfe der vier Evangelien eine einheitliche Lebensgeschichte Jesu zu erzählen: „Für die damalige Zeit und sein Umfeld war das revolutionär, aber letztlich hatte er mit seinem Projekt einen unglaublichen Erfolg. Ein Großteil der Christianisierung des Vorderen Orients ist nur Tatian und seinem Projekt zu verdanken.“

Tatians Idee nach heute übersetzt

Diese Idee will Löw in die heutige Zeit übertragen, kombiniert mit den Texten der neuesten Bibelübersetzungen. „Das Internet hat die Recherche ungemein erleichtert“, sieht er sich gegenüber Tatian im Vorteil. Nachdem die Bibelübersetzung festgestanden hatte, sei er sich schnell mit dem Herder-Verlag handelseinig geworden. Gemeinsam mit zwei Lektoren hat Löw die Texte harmonisiert. Der frisch konvertierte Tatian habe es in einer feindlichen Umgebung, mit heidnischen Philosophen und viel Gegenwind, geschafft, die Jesus-Geschichten in einem Handlungsstrang aufzuschreiben: „Und das alles so nah wie möglich am Original.“ Dieses verständliche und eingängige Evangelium habe sich damals in einem „irren Tempo“ ausgebreitet.

„Wenn wir alles schlecht reden, locken wir mit unserem Angebot niemand hinter dem Ofen hervor. Statt zu jammern, sollten wir einfach Gott vertrauen.“

Auch bei Löw ist Satz für Satz aus den Originaltexten ein neu komponierter Rohtext entstanden, der dann nur noch grammatikalisch geglättet wurde. Löw hat die Hoffnung, dass sich sein Buch genauso gut verbreitet wie das von Tatian, in einem Umfeld, das für Glaube und Kirche aktuell nicht einfach ist. Wie gut sich die biblischen Texte ergänzen, zeigt Löw anhand der Geschichte von Jesu Auferstehung, die jeder Evangelist anders erzählt.

Löw sieht in den unterschiedlichen Darstellungen keine Widersprüche. Wenn man diese vier Texte addiere, sehe man die ganze Pracht der Auferstehung. Diese Methode löse auch andere vermeintliche Widersprüche der Bibel auf. Weil er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, sei ihm vor allem die menschliche Seite Jesu noch einmal bewusst geworden. Jesus sei zwar „wahrer Mensch und wahrer Gott“, aber ihn faszinieren vor allem die schwachen Momente und seine menschlichen Verhaltensweisen.

Ihn begeistere auch, wie viele Gleichnisse von Jesus einen Bezug zur Wirtschaft haben – zum Beispiel die Arbeiter im Weinberg oder die anvertrauten Talente. „Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Lebenswirklichkeit und dem religiösen Anspruch – mit praktischen Lebensempfehlungen.“ Sowohl für seine unternehmerischen Entscheidungen als auch für sein Leben orientiere er sich an der Bibel. Vor allem die Zehn Gebote und das Gebot der Nächstenliebe seien gute Leitfäden.

Kirche braucht positiven Blick

Das versuche er auch, seinen acht Kindern zu vermitteln. Wer diese Vorgaben beherzige, daraus viele praktische Vorteile für sich selbst. Wenn die Leute wüssten, dass sie es mit einem notorischen Lügner zu tun hätten, sei das vor allen Dingen für den Sünder selbst in der Zukunft schwer. Löw findet es schade, dass viele Menschen Probleme hätten, den Sonntag zu heiligen und als Auszeit zu nutzen. Ihm gebe es Kraft, wenn er sonntags eine Stunde über Gott und sein Leben nachdenke. Das wolle er auch seinen Kindern vorleben. Auch heute auf dem Weg zur Arbeit habe er eine kurze Pause in der Münchener Frauenkirche eingelegt, um innezuhalten und mit Gott zu reden.

Peter Löw und Maximilian Löw (Herausgeber), „Das eine Evangelium“, 256 Seiten, Herder-Verlag, ISBN: 9783451385551, 24 Euro.

Löw, der gerne in der Sauna oder beim Sport im Wald entspannt, stört der Pessimismus innerhalb der katholischen Kirche: „Die Kirche wächst weltweit enorm. Wenn wir alles schlecht reden, locken wir mit unserem Angebot niemand hinter dem Ofen hervor. Statt zu jammern, sollten wir einfach Gott vertrauen.“ Löw will stattdessen positiv in die Zukunft blicken. Die Kirche brauche dafür vor allem gutes Personal: „Priester sollten Persönlichkeiten sein“, betont er. Um das erfolgreich zu schaffen, investiert Löw einen Teil seiner Freizeit in das österreichische Zisterzienser-Kloster Heiligenkreuz. Dort erhalten 130 – meist junge – Mönche eine lebensnahe Ausbildung in einem guten Umfeld: „Wir brauchen Priester, die Vorbilder für die Menschen sind und deren Sprache sprechen.“ Kirche müsse zudem die Kirchensteuer ernsthaft hinterfragen. Oft verließen schon junge Menschen die Kirche in Scharen. Wenn der Unternehmer darüber entscheiden müsste, sollte sich die Kirche auf das Wesentliche konzentrieren: „Es gibt zu viel zu tun. Wir sollten daher nicht jeden halb-kirchlichen Verein unterstützen.“

Die Kirche müsse sich darauf konzentrieren, Klinken zu putzen und den Menschen von Jesus zu erzählen: „Dabei öffnen sich viele Türen.“ Das philosophische Gerüst vieler Menschen gründe sich eigentlich schon auf den biblischen Maßstäben, bloß die Bibel an sich haben viele vergessen. Bei Unglücken oder Katastrophen seien immer zuerst die christlichen Helfer vor Ort: „Jesus hat das zuerst erzählt und vorgelebt, dem Nächsten zu helfen oder dem Feind zu verzeihen.“ Von Löws aktuellem Buch ist jetzt übrigens schon die zweite Auflage in Arbeit. Der Verlag habe Anfragen erhalten, ob es nicht eine vereinfachte Version geben könnte – ohne Methodikteil und Quellen. Das soll das Lesen nochmal erleichtern, möglichst ohne Hürden Geschichten über Jesus und dessen lebensverändernden Aussagen zu lesen.

Der Artikel ist erstmals in der Ausgabe 3/2022 des Christlichen Medienmagazins PRO erschienen. Das Heft können Sie hier kostenlos bestellen.

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