Das Buch "Jesus war kein Vegetarier" von Sebastian Moll hat für einige Aufregung gesorgt. In dem Buch kritisiert der Theologe die Gepflogenheit der Evangelischen Kirche, zeitgenössische gesellschaftliche Anliegen mit der Bibel zu begründen. Weder die fleischlose Ernährung noch der Kampf für die Rechte der Frauen etwa fänden sich als explizites Anliegen in den biblischen Texten.
Obwohl es der Name des Verlags "Berlin University Press" nahelegt, handelt es sich dabei nicht um ein wissenschaftliches Werk. Das Buch richtet sich an eine breite Öffentlichkeit. Moll hat auch – aufgrund des bewusst provokanten Stil des Buches – mit einer gewissen Aufmerksamkeit und auch Widerstand gegen das Buch gerechnet. Überrascht habe ihn aber die Art und der Ort des Widerstandes, sagte er gegenüber pro.
So sahen vor allem kirchliche Amtsträger in "Jesus war kein Vegetarier" einen Affront. Die Kritik an dem Buch kam prompt, wurde ihm gelegentlich aber nicht ganz gerecht. Anders als etwa der Kommentar des Hamburger Pastors Johann Hinrich Claussen in der Zeitschrift "Christ & Welt" suggeriert, wendet sich Moll nicht gegen das gesellschaftliche Engagement der Kirche an sich. Er kritisiert lediglich die biblische Begründung aktueller Anliegen. Entsprechend, so Moll in dem Gespräch mit pro, kam keinerlei Kritik von den entsprechenden Lobby-Gruppen wie etwa den Feministen. "Es freut mich, dass diese gesellschaftlichen Gruppen verstanden haben, dass sich das Buch gar nicht gegen sie richtet."
Verwundert zeigte sich Moll auch von dem Widerstand einiger Kollegen an der Mainzer Fakultät. Er habe nicht erwartet, dass das Buch zu einem "dienstrechtlichen Problem" wird. In einem offiziellen Schreiben, das pro vorliegt, haben sich einige Kollegen von dem Buch distanziert. Sie erklären sich darin nicht einverstanden mit dessen Inhalt und Stil und möchten mit dem Buch nicht in Verbindung gebracht werden. Das Schreiben kommt allerdings nicht auf konkrete Aussagen des Buches zu sprechen.
Auf Grundlage dieser Erklärung befasse sich der Fakultätsrat – das höchste beschlussfassende Gremium der Fakultät – in einer regulären Sitzung an diesem Mittwoch mit dem "Fall Moll", erklärte der Autor im Gespräch mit pro.
Allerdings vermutet Moll hinter dem Widerstand der Mainzer Fakultät weniger theologische Anliegen, als vielmehr "eine gewisse Missgunst" der Kollegen. Dies werde dadurch deutlich, dass Kollegen anderer Fakultäten, aber auch Medien und Gläubige das Buch "ausgesprochen positiv" aufgenommen haben. Nicht zuletzt würden das auch die Verkaufszahlen des Buches belegen. "Die Kritik der Fakultät geht absolut unter in dem Meer an Zustimmungen", sagte Moll. (pro)