Rachel und Lilie werben für Suizid-Prävention

Der CDU-Politiker Thomas Rachel und Diakoniechef Ulrich Lilie treten beim Kirchentag für mehr Prävention beim Thema Suizid ein. Wie das gesetzlich geregelt werden kann, darüber gehen die Ansichten jedoch auseinander.
Von Norbert Schäfer
Rachel und Lilie

Dass mehr für die Suizid-Prävention getan werden muss, darüber sind sich Diakoniechef Ulrich Lilie und der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag und Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der Unionsparteien, Thomas Rachel (CDU), einig. Allerdings nicht darüber, wie das geschehen soll.

Lilie forderte bei einer Diskussionsveranstaltung des EAK am Donnerstag auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg ein eigenes Gesetz zur Suizid-Prävention. Dies würde der Prävention von Selbsttötung einen höheren Stellenwert verschaffen.

Rachel würde die Prävention lieber mit in das geplante Gesetz zur Neuregelung der Sterbebegleitung packen. Denn dazu lägen im Parlament bereits Entwürfe von Parlamentariergruppen vor, an denen noch gearbeitet werde.

Mehr als drei Jahre nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG), das ein früheres Verbot der „geschäftsmäßigen Beihilfe“ gekippt hatte, befasst sich der Bundestag noch immer mit einer Neuregelung. Rachel wertet das BVerfG-Urteil als „schwierig“, weil es den Lebensschutz in den Hintergrund habe treten lassen.

Nach dem Willen von Diakonie-Präsident Lilie müssten nun bei der gesetzlichen Neuregelung endlich „Lebensschutz und Selbstbestimmung ausbalanciert werden“. Allerdings dürfe „aus Selbstbestimmung kein Fetisch gemacht werden“.

Rachel: „Kommerzialisierung ausschließen“

Auch darüber, dass der Absicht, beim Thema Suizid Gewinn zu machen, ein Riegel vorgeschoben werden muss, sind sich Lilie und Rachel einig. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass jede Form der Kommerzialisierung der Suizidbeihilfe zwingend ausgeschlossen werden muss“, erklärte Rachel.

Es gebe bestimmte Situationen, wo ein Mensch nicht mehr weiter wisse und der Tod für diesen Menschen als die einzige Lösung erscheine. In dieser Situation wünscht sich der CDU-Politiker eine starke Gesellschaft, der das nicht einfach egal sei.

Lilie schwebt zur Suizid-Prävention ein psychosoziales Netzwerk vor. Zudem sollen in Kranken- und Pflegeeinrichtungen Mitarbeiter speziell zu dem Thema geschult werden. „Das Präventionsgesetz wird Geld kosten“, gestand Lilie ein.

Auch Rachel rechnet damit, dass Prävention nicht zum Nulltarif zu haben ist. „Dennoch ist es mir lieber, wenn wir zunächst über Wege sprechen würden, die den Suizid ein Stück weit überflüssig machen, als über ausgefeilte Strategien, die ihn dezidiert ermöglichen sollen“, erklärte Rachel, der auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angehört.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) findet noch bis Sonntag in und um Nürnberg statt. Bei dem Treffen protestantischer Christen werden aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft in Vorträgen, Gottesdiensten und Diskussionsveranstaltungen beleuchtet. Der DEKT steht in diesem Jahr unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“. Bis zum Schlussgottesdienst am Sonntag rechnen die Veranstalter mit rund 100.000 Besuchern.

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