pro: Gehört es sich eigentlich für einen Pastor, bei einer TV-Casting-Show mitzumachen?
Kris Madarasz: Als ich in den Vorab-Castings immer weiter und weiter gekommen bin, wurde mir irgendwann klar, dass diese Öffentlichkeit eine große Verantwortung mit sich bringt. Ich stehe da ja als Christ, als Pastor auf der Bühne, und zwar vor einem Millionenpublikum. Bisher habe ich immer bequem in meiner Nische gearbeitet. Jetzt gebe ich Interviews im Fernsehen und jedes meiner Worte hat Gewicht. Andererseits finde ich es auch gut, wenn Christen ihre Nische verlassen. Ich bin Pastor in der Frankfurt City Church, einem Gründungsprojekt. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, nicht Kirche für uns selbst zu sein, sondern für die Stadt, für die Menschen um uns herum. Ich bin Pastor und Musiker. Ich liebe Kirche und Musik. Zum Christsein gehört für mich beides: Anbetungsmusik zu machen und unter Christen zu sein genauso, wie in die Welt hinauszugehen und säkulare Musik zu machen. Diese Show war auch ein Versuch, mal wieder aus den Kirchenmauern hinauszutreten. Ich habe übrigens erlebt, dass bei „The Voice of Germany“ sehr viele Christen mitmachen, auch hinter den Kulissen als Mitarbeiter.Es ist tatsächlich auffällig, dass in diesem Jahr unter den Kandidaten recht viele Christen zu finden sind. Björn Kahl haben wir bereits vorgestellt, ein weiterer Pastor aus Berlin namens Kirk Smith ist ebenfalls dabei. Ist das Zufall?
Mich hat es überrascht. Aber ich habe mich total darüber gefreut, dass wir als Christen gleich so zusammensitzen und uns austauschen konnten. Aber es ist auch ein Stück weit logisch: Wer in Kirchen aufwächst, hat früh mit Musik und Gesang zu tun, ist vielleicht im Chor aktiv oder in einer Anbetungsband. Aus solchen Leuten werden nicht selten Musiker.Björn Kahl hat einen recht evangelistischen Auftritt hingelegt, als er sagte, er habe sein Lied für Gott gesungen. Hast du dir auch vorgenommen, missionarisch zu sein?
Ich kam gar nicht drumherum, denn das Team hat mir gleich das Label Pastor verpasst. Ich wurde in jedem Interview danach gefragt, warum ich als so junger Mensch in der Kirche aktiv bin. Als ich einmal erzählen sollte, welche Message ich weitergeben möchte, habe ich gesagt, dass niemand von mir erwarten muss, in jedem zweiten meiner Sätze den Namen Jesus zu hören. Ich werde auch nicht laut auf der Bühne Halleluja rufen. Meine Message ist, dass ich die Musik liebe und meine Freude daran teilen möchte, als Christ und Mensch.Wie kommt diese Message an?
Ich fand es überraschend, dass mir immer wieder Menschen dort gesagt haben, ich sähe ja ganz normal aus und spräche eine ganz normale Sprache – sie hielten das offenbar für Pastoren-untypisch. Das hat mich darin bestätigt, die Kirche so simpel wie möglich zu repräsentieren. Ohne Tamtam, ohne kulturelle Formeln und Floskeln, die niemand versteht. Ich will einfach zeigen: Ich bin auch nicht anders und ich stelle keine anderen Lebensfragen als jeder andere Mensch.Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!
Die Fragen stellte Anna Lutz.