Kinder-Studie: Das Buch lebt

Kinder lesen wieder mehr. Das hat die aktuelle "KidsVerbraucherAnalyse" des "Egmont Ehapa Verlages" ergeben. Die modernen Medien verdrängten althergebrachte demnach nicht. Stattdessen gestalteten Kinder ihre Lebenswelt zunehmend multimedial, erklärten Experten am Dienstag in Berlin.

Von PRO

Über fünf Millionen Kinder in Deutschland lesen – und zwar immer häufiger. Besonders für die Mädchen hieß es im vergangenen Jahr: Back to the roots, zurück zu den Wurzeln. 44 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen gaben an, in ihrer Freizeit gerne zum Buch zu greifen – 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist das Lesen ihre viert-liebste Beschäftigung, gleich nach "Zeit mit Freunden verbringen", Fernsehen und Musik hören. Auch bei den Jungs stellten die Forscher wieder mehr Lesewillen fest. Unter ihre zehn liebsten Tätigkeiten fiel das Lesen allerdings, anders als bei den Mädchen, nicht. 80 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Jungen verbingen ihre Zeit mit Fernsehen, 79 Prozent mit Freunden und 61 Prozent mit Fußballspielen. Das Surfen im Internet rangiert bei ihnen auf dem zehnten Platz der beliebtesten Freizeitaktivitäten – bei den Mädchen kommt es gar nicht in den Top Ten vor. Erstmals erhob die Studie auch das Freizeitverhalten der Vier- bis Fünfjährigen. Bei den Jungen schaut je die Hälfte der Befragten am liebsten fern oder verbringt Zeit mit Freunden, während bei den Mädchen das Malen bei 74 Prozent beliebt ist, gefolgt von der Zeit mit den Freunden. Das mögen 56 Prozent.

"Multimedial" statt nur Web-affin

"Kinder sind multimedial", erklärte der Geschäftsleiter des "Egmont Ehapa Verlages", Ingo Höhn, bei der Vorstellung der Studie. So nutzen Kinder meistens sowohl Bücher und Magazine, als auch Computer, Internet, DVDs, Musik und das Fernsehen. Die Medien verdrängten sich also nicht, sie befruchteten sich vielmehr, ist Höhn überzeugt. Die Zahl der Kinder, die das Internet nutzen und auf einen eigenen Computer zugreifen können, ist zudem in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Schon jedes fünfte Kind im Alter von vier bis fünf Jahren surft, bei den 10 bis 13-Jährigen sind es neun von zehn. Fast die Hälfte der Kinder in dieser Altersklasse nutzt das Netz täglich. Einen eigenen Computer hat dennoch nur rund jedes vierte 4- bis 13-jährige Kind.

Eltern sehen im Internet sowohl Vor- als auch Nachteile. Zum einen sei es ein modernes Hilfsmittel für die Schule, zum anderen biete es schnellen Zugang zu gefährlichen Inhalten, gaben die Erziehungsberechtigten an. Sie schätzten zudem die neuen Unterhaltungsmöglichkeiten des Web und die Chance des "spielerischen Lernens", zeigten sich aber besorgt über die Angebotsflut im Netz und fürchteten einen Bewegungsmangel ihrer Kinder. So reglementieren viele Eltern den Web-Zugang. 80 Prozent verbieten ihren Kindern die Teilnahme an Gewinnspielen, 78 Prozent erlauben nur den Besuch bestimmter Seiten, und 73 Prozent legen die Zeit, in der das Kind surfen darf, genau fest.

Neben der Internetnutzung ist auch die Zahl der jungen Handybesitzer weiter gestiegen. 77 Prozent der 10- bis 13-Jährigen besitzen ein Mobiltelefon, bei den Sechs- bis Neunjährigen sind es 26 Prozent. Das sind vier und sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Ähnlich ist es mit den sogenannten Handspielgeräten, also tragbaren Konsolen. 69 Prozent aller Haushalte besitzen zudem eine Spielekonsole wie Nintendo Wii.

Mehr Taschengeld und ein erhebliches Markenbewußtsein

Auch beim nichtmedialen Konsum der Kinder falle auf, dass sie "immer früher immer selbständiger werden", sagte Höhn. So ist etwa das durchschnittliche Taschengeld der sechs- bis 13-Jährigen um knapp zwei Euro angestiegen. Die Kinder bekommen 24,79 Euro im Monat. Jungen erhalten rund 26, Mädchen etwa 24 Euro, Sechs bis Neunjährige rund 17 Euro, 10 bis 13-Jährige etwa 31. Einen Großteil dieses Geldes geben sie für Süßigkeiten aus, gefolgt von Zeitschriften und Comics. Auch an Markenbewußtsein mangelt es den Jüngsten nicht. Knapp die Hälfte der sechs- bis 13-Jährigen gab an, bei Kleidung wert auf die Marke zu legen, 69 Prozent der Eltern versuchen, den Wünschen ihrer Kinder nachzukommen. Anders sieht es bei Unterhaltungsgeräten wie MP3-Spielern oder Handys aus. Auch hier legen 31 beziehungsweise 45 Prozent der Kinder wert auf den Markennamen, doch nur 33 und 41 Prozent der Eltern erfüllen ihren Zöglingen den Wunsch nach iPod, iPhone oder Nokia.

Die "KidsVerbraucherAnalyse" erfasst seit 18 Jahren das Konsumverhalten von Kindern. 2011 wurden 2.122 Interviews mit Familien geführt. (pro)

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