Kinder auf Atheisten-Plakat kommen aus christlicher Familie

Glücklich sehen sie aus, die zwei Kinder, die dem Betrachter des neuen Plakates der britischen Atheisten um den Biologen Richard Dawkins entgegenstrahlen. Kinder leiden, wenn man sie religiös erzieht, will die Kampagne warnen; frei sind sie nur, wenn man sie selbst entscheiden lässt. Wie sich jetzt herausstellt, gehören die befreit lachenden Kinder ausgerechnet einem in England bekannten Christen.
Von PRO

An vier verschiedenen Stellen in Großbritannien hängt in den letzten zwei Novemberwochen das Plakat der "Britischen Humanistischen-Vereinigung": in Belfast, Cardiff, Edinburgh und in London. Darauf sind zwei strahlende Kindergesichter zu sehen, und sie bitten den Betrachter: "Bitte kleb mir kein Etikett auf. Lass mich erwachsen werden und für mich selbst entscheiden." Gemeint ist die Religion: Im Hintergrund sind Begriffe wie "katholisches Kind", "protestantisches Kind", "muslimisches", "marxistisches" oder "anarchistisches" Kind zu lesen.

Kinder, die durch gläubige Eltern "gelabelt" werden, bekämen Probleme, so die Aussage der Plakataktion der "Humanisten".  Denn sie würden sozial ausgegrenzt und würden weniger über andere Religionen lernen. Ein Kind, dem man sage, es gehöre dieser oder jener Religion an, könne "andere Optionen" ausblenden oder ihnen "feindlich" gegenübertreten, sind die Initiatoren überzeugt. Schließlich  schaffe es eine "negative Gesinnung" gegenüber dem Glauben anderer, wenn man sie religiös erziehe. "Das Versehen eines Kindes mit einem Etikett hat zur Folge, dass es seinen Glauben für immanent wahr und den Glauben anderer Religionen für unterschiedlich und anders hält", erklärt die Webseite der Organisation. Das "Labeln" von Kindern komme einem Zwang gleich, denn es nehme den Kindern die Möglichkeit zu wählen.

Außerdem sei es eine "Bedrohung", denn es berge das Risiko, dass sich Kinder von ihren Eltern trennten, falls das Kind den Glauben seiner Eltern ablehne. Weitere "Gefahren" berge die Religion selbst: "Gericht und Höllenfeuer etwa, mit dem Unglaube verknüpft wird".

Richard Dawkins, Autor mehrerer Bestseller, darunter "Der Gotteswahn", und Vizepräsident der Britischen Humanistischen-Vereinigung, finanzierte die Aktion mit. Zusätzlich ruft die Organisation weiterhin zu Spenden auf. Die "Buskampagne", wo Busse mit der Botschaft "Es gibt keinen Gott" durch das Land fuhren, sei gut angekommen, sind die Atheisten erfreut. "Viele Menschen haben großzügig für diese Botschaft gespendet." Dadurch ermutigt, beschlossen die Initiatoren, eine weitere Plakataktion durchzuführen. Die Humanisten sammeln weiter Geld, um die Arbeit gegen religiöse Erziehung und gegen so genannte "Glaubensschulen" fortsetzen zu können. Schulen also, die nach ihrer Meinung für Kinder entscheiden, welcher Religion sie angehören sollen. Das Spendenziel sind laut ihrer Webseite 30.000 britische Pfund (33.000 Euro). Bislang seien rund 18.000 Euro gesammelt worden.

Vater der Kinder ist Schlagzeuger von Noel Richards

Die britische "Times" berichtete am Wochenende, das Plakat mit den lächelnden Kindern sei eine fast "perfekte Werbeanzeige für den neuen Atheismus", den Dawkins und seine Vereinigung so propagierten. "Wäre sie nur nicht so weit entfernt vom Atheismus, wie sie es nur sein kann", fügt die Zeitung hinzu. Denn Charlotte (8) und Ollie (7), die auf dem Plakat abgebildet sind, gehören einer Familie mit klaren christlichen Überzeugungen an, fand das Blatt heraus. Der Vater, Brad Mason, sei unter evangelikalen Christen in Großbritannien so etwas wie eine Berühmtheit, so die "Times": Er ist der Schlagzeuger  des bekannten christlichen Sängers und Lobpreisleiters Noel Richards. Mittlerweile betätigt sich Mason als Webdesigner und Fotograf und vertreibt seine Bilder über Foto-Agenturen. Und so stellte er auch die Fotos seiner lachenden Kinder  beim Internetportal  "istockphoto.com" online. Dort fanden die Atheisten sie und benutzen sie für ihre Anzeige gegen religiöse Erziehung.

Der Vater sagte gegenüber der "Times":  "Es ist irgendwie witzig, denn offenbar suchten sie nach Fotos von Kindern, die glücklich und frei aussehen. So kam es, dass sie sich Kinder von Christen aussuchten. Das ist Ironie. Die Humanisten wussten offenbar nicht, aus welchem Hintergrund diese Kinder kommen. Offenbar war etwas Besonderes in ihren Gesichtern. Also fanden sie, sie seien offenbar glücklich und frei, ohne dass sie wussten, dass es Christen sind. Das ist ein Kompliment. Ich vermute, das zeigt, dass wir unsere Kinder auf gute Art und Weise aufgezogen haben und dass sie glücklich sind."

Auch Gerald Coates, Leiter des "Pioneer"-Kirchennetzwerkes , dem Mason und seine Familie angehörten, bevor er nach Dorset umzog, sagte: "Ich finde es lustig, dass die glücklichen und befreiten Kinder auf dem Atheisten-Poster in Wirklichkeit Christen sind."

Die Britische Humanistenvereinigung erklärte, ihr sei es egal, ob die abgebildeten Kinder einen christlichen Hintergrund hätten. "Das ist ein Punkt unserer Kampagne", sagte Andrew Copson, Direktor des Bereiches für Erziehung bei der Atheisten-Organisation, "Menschen, die uns kritisieren, weil wir sagen, Kinder in religiösen Familien könnten nicht glücklich sein oder Kinder sollten keinerlei Kontakt mit Religion haben, sollten sich die Zeit nehmen, unsere Anzeigen zu lesen. Die Botschaft ist, dass das ‚Labeln‘ von Kindern mit der Religion ihrer Eltern die Rechte der Kinder und ihre Autonomie verkennt. Wir sagen, dass Religionen und Philosophien – und ‚humanistisch‘ ist eines der Label, die auf unserem Poster stehen –  jungen Kindern nicht umgehängt werden sollten."

Dawkins finanziert atheistische Jugend-Camps

Das Weblog "Atheism is dead" ("Atheismus ist tot") mokierte sich in einer Kritik zur Plakataktion darüber, dass Richard Dawkins selbst ein Jugend-Sommerlager unterstütze, das jährlich von Atheisten organisiert wird. Dort wird den die 8 bis 17-Jährigen das atheistische Gedankengut vermittelt. Nach Vorbildern in den USA und Kanada gibt es seit vergangenem Jahr nun auch in Großbritannien atheistische Sommercamps:  das humanistische Jugend-Ferienlager "Camp Quest UK". Die Veranstalter wollen nach eigenen Angaben eine "gottlose Alternative" zu den überwiegend christlichen Sommercamps bieten. In diesem Jahr, dem "Darwin-Jahr", war beim "Camp Quest" in der englischen Grafschaft Somerset vor allen die Evolution Thema. Autor Dawkins unterstützt das Ferienlager durch eine Stiftung. Die Veranstalter versichern, dass ihr Camp "frei von religiösen Dogmen" ist. (pro)

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