In Kuwaits Nachrichtenprogramm gibt es eine bedeutende Neuerung: Die neue Moderatorin, gutaussehend, gewinnender Typ, blonde, lange Haare ist nämlich gar kein Mensch – sondern eine digital generierte Figur.
„Fedha“ heißt die digitale Dame, die künftig bei „Kuwait News“ ihren Dienst verrichten wird. Der Sender sei der erste im Land, der mit einer künstlichen Intelligenz arbeite.
Fedha sei ein alter und beliebter kuwaitischer Vorname, zitiert die FAZ den Vize-Chefredakteur von Kuwait News, Abdullah Boftain, der sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP geäußert hatte. Fedha solle mit ihrem blonden Haar und ihren hellen Augen die Vielfalt der Bevölkerung in Kuwait widerspiegeln, wo auch viele Auswanderer leben würden, schreibt die FAZ. Boftain: „Fedha repräsentiert alle.“
Wie weit ist die Entwicklung Künstlicher Intelligenz bereits? Und können auch Kirchengemeinden davon profitieren? Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eigens eine „Stabsstelle Digitalisierung“. Deren Leiter Christian Sterzik beschäftigt sich seit Jahren auch mit Künstlicher Intelligenz.
EKD sucht Einsatzmöglichkeiten der KI
Er sieht Chancen, aber auch Gefahren beim Einsatz intelligenter Maschinen. „Es ist wichtig, dass wir zuerst eine fundierte Sicht erarbeiten, um dann in einem zweiten Schritt prüfen, wo wir Künstliche Intelligenz einsetzen können.“ Sterzik sucht bereits jetzt nach Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz für die Kirche. Mithilfe der Plattform mypipio ließ er digitale Schauspieler Bibeltexte vertonen. Das Ergebnis war bereits sehr überzeugend.
Doch zwischen Mensch und Maschine gebe es einen bedeutsamen Unterschied, betont Sterzik. „Wenn ein Mensch sagt: ‚Ich glaube an Jesus Christus‘, ist das eine echte Aussage. Wenn eine KI das wiedergibt – was heißt das dann?“
Eine Maschine könne zwar Sprachmuster bilden, die etwa beschrieben, wie Vanilleeis schmeckt, „aber die Maschine weiß nicht, wie Vanilleeis schmeckt oder wie sich Sonnenlicht auf der Haut anfühlt. Sie kann auch Sprachmuster zu glaubensrelevanten Inhalten bieten, aber selbst glauben kann sie nicht.“
Wenn digitale Modelle wie das bekannte ChatGPT von OpenAI aber besonders gut mit Sprache umgehen können, wäre ihr Einsatz in der Seelsorge nicht auch denkbar? Sterzik mahnt zur Zurückhaltung. „Wenn gerade kein menschlicher Seelsorger zur Verfügung steht, könnte für eine Übergangszeit eine KI-Software ergänzend hilfreich sein – mehr aber nicht.“
KI könnte Arbeitsorganisation erleichtern
Der Mensch müsse grundsätzlich die Kontrolle darüber behalten, dass die Maschine keine schädlichen Antworten geben kann, in welchem Kontext auch immer. In manchen Bereichen funktioniere das bereits. „Wenn ich heute Siri frage, wie man sich das Leben nimmt, gibt sie mir die Nummer von der Telefonseelsorge. Das ist zwar keine sachlich richtige, aber die ethisch richtige Antwort.“
Einen möglichen Einsatz sieht Sterzik zum Beispiel im Pfarrbüro, wenn es um die Arbeitsorganisation geht. Wann der nächste Termin stattfindet, welcher Predigttext am Sonntag dran ist und andere faktenorientierte Aussagen kann sich der Digitalexperte durchaus vorstellen.
Eine Kennzeichnungspflicht für mithilfe von Künstlicher Intelligenz entstandene Texte hält Sterzik für nicht notwendig. „Seit Jahren lassen wir Rechtschreibsoftware über unsere Texte laufen – ab wann müsste ein Text dann kennzeichnungspflichtig sein?“ Wer eine Andacht vorbereite, könne sich von der Maschine Ideen geben lassen. „Aber ich bin derjenige, der nach Bibelstudium und Gebet auswählt und entscheidet, was ich daraus mache. Am Ende ist der Mensch verantwortlich für seinen Text.“
Einsatzmöglichkeiten für die digitalen Sprechfiguren sieht Sterzik aber schon jetzt: „Wenn ein Pfarrer alleine ist und eine Andacht gestaltet, bei der er mit verteilten Rollen lesen lassen möchte – dann können digitale Sprecher sinnvoll sein.“ Man könne die Maschine sehr gut skripten, wie die digitale Stimme betonen soll, um gut zu klingen. „Vermutlich wird das schon bald alles automatisiert laufen“, vermutet Sterzik.