Keine Angst vor Muslimen

Christen sollten die Begegnung mit Muslimen suchen, um sie und deren Glauben kennenzulernen – und den eigenen zu bezeugen. Dazu haben Referenten beim GemeindeFerienFestival Spring ermutigt.
Von PRO
Yassir Eric, geboren und aufgewachsen im Sudan, war als junger Mann radikaler Moslem und wurde später Christ

Persönliche Begegnungen mit Muslimen helfen, keine Angst vor ihnen zu entwickeln. Das betonte Yassir Eric beim evangelikalen GemeindeFerienFestival Spring. Der gebürtige Sudanese Eric war selbst extremistischer Muslim, bevor er zum Glauben an Jesus Christus kam. In einem Seminar bei Spring gab er den anwesenden Christen Tipps, wie sie mit Muslimen in Deutschland ins Gespräch kommen können. Grundlegend sei dafür, zwischen dem Islam als Religion und Muslimen, den Anhängern der Religion, zu unterscheiden. Dann sei es möglich, auch bei unterschiedlichen Ansichten guten Kontakt zu pflegen.

„Es gibt nicht den Islam“, erklärte Eric. Es gebe Sunniten, Schiiten, Salafisten, Dschihadisten und weitere Gruppierungen des Islam. Gemeinsam hätten diese, dass sie an Allah als einzigen Gott und Mohammed, dessen Propheten, glaubten. Wie dieser Glaube gelebt werde, unterscheide sich in den verschiedenen Gruppen. Wer die Praxis des islamischen Glaubens kennenlernen möchte, „sollte am besten seinen muslimischen Nachbarn fragen“, sagte Eric, der das Europäische Institut für Migration, Integration und Islamthemen an der Akademie für Weltmission in Korntal leitet.

Es sei egal, ob Muslime aus Afrika oder dem Nahen Osten nach Deutschland gekommen sind: Sie alle hätten Religion als Lebensgrundlage kennengelernt, sagte Eric. Darum könne man mit ihnen über theologische und religiöse Fragen leicht ins Gespräch kommen.

Muslime kennen- und verstehen lernen

Auch Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, warb bei Spring für eine „Mission mit Respekt“ und gute Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. „Auf Facebook lese ich zum Beispiel ganz oft den Satz: ‚Der Islam ist vom Teufel.’ Wenn ich eine andere Religion von vornherein als satanisch verurteile, wo kann dann die Grundlage für ein Gespräch sein?“, kritisierte Diener.

Derartige Pauschalisierungen seien auch immer wieder von Evangelikalen zu lesen. Es sei gut, wenn Kirchen und Gemeinden auch Kontakte zu Muslimen aufbauten. „Wenn ich die Menschen gewinnen will, muss ich sie erstmal kennen- und verstehen lernen“, sagte er und betonte, dass Dialog und Bekenntnis untrennbar miteinander zusammenhängen. „Ich lasse mir das Bekenntnis meines Glaubens nicht durch den Dialog diskreditieren, und den Dialog nicht durch das Bekenntnis verhindern“, sagte Diener.

Michael Diener warb in seinem Seminar für das Papier „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das von Evangelikalen, Protestanten und Katholiken gemeinsam verabschiedet wurde Foto: GemeindeFerienFestival Spring
Michael Diener warb in seinem Seminar für das Papier „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das von Evangelikalen, Protestanten und Katholiken gemeinsam verabschiedet wurde

Zum Missionsbegriff arbeitete der Theologe, der bis Ende 2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz war, den Auftrag Gottes heraus: „Nicht wir haben eine Mission, sondern Gott hat eine Mission. Nicht die Kirche ist hier das Subjekt, sondern Gott, und die Kirche ist sein Werkzeug.“

Nicht in der Moschee beten

Wichtig sei es aber, auch anderen Religionen Freiheit einzuräumen. „Religionsfreiheit ist nicht nur die eigene Freiheit, sondern auch die Freiheit der anderen“, sagte er und nannte als Beispiel die Schweizer Volksabstimmung über den Bau von Minaretten. Die Evangelische Allianz in der Schweiz habe sich damals für den Bau von Minaretten ausgesprochen. „Die Freiheit hier kann doch nicht von der Freiheit in den islamischen Ländern abhängig gemacht werden“, sagte Diener. „Wir setzen uns dafür ein, dass Christen in der islamischen Welt mehr Freiheiten bekommen, da schränken wir doch hier keine Freiheiten ein!“ Diese Liberalität stehe aber nicht im Widerspruch dazu, sich von ganzem Herzen dafür einsetzen, dass alle Menschen Jesus Christus kennenlernen.

Auf die Frage, ob Christen und Muslime gemeinsam beten könnten, erklärte Diener, dass es in einem christlichen Gottesdienst keinen Platz für ein muslimisches Gebet gäbe. Er würde als Christ auch nicht öffentlich in einer Moschee beten oder eine Moschee einweihen – „da ist die Grenze erreicht“. Bei einer öffentlichen Veranstaltung wie etwa einer Trauerfeier könnten aber Vertreter von Christen und Muslimen nacheinander beten.

Das GemeindeFerienFestival Spring ist eine Veranstaltung der Deutschen Evangelischen Allianz. Das Festival geht noch bis Samstag. (pro)

Von: pro

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen