Die zentralen Aspekte des christlichen Menschenbildes seien Freiheit, Verantwortung und Solidarität, so Kauder. Diese Aspekte würden von der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland gut aufgegriffen. Die Würde des Einzelnen komme zwar vor dessen Leistung, jedoch dürfe das Leistungsprinzip in Deutschland nicht "verpönt" werden: "Wer arbeitet muss mehr haben als der, der nicht arbeitet", forderte der Politiker. "Die Menschen in unserem Gesellschaftssystem wissen von ihrer Verantwortung für sich und andere."
Der größte Angriff auf diese werteorientierte Gesellschaft sei der zunehmende Relativismus, der Werte für beliebig erkläre. Die Geschichte habe gezeigt: "Wenn Gott aus der Mitte der Gesellschaft gedrängt wird, dann geht diese Gesellschaft in den Abgrund." Auch für das Zusammenleben mit Bürgern muslimischen Glaubens sei ein klares Bekenntnis zu eigenen Werten wichtig: "Dies respektieren Muslime mehr als eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben."
"Globalisierung mit menschlichem Antlitz"
In Zeiten der Globalisierung, so Kauder, müsse man verstärkt an den Schutz der Menschenrechte denken: Es dürfe beispielsweise nicht sein, dass in Deutschland Produkte verkauft werden, die in Kinderarbeit entstanden sind. Auch in den Wirtschaftsbeziehungen müsste die problematische Lage der Menschenrechte etwa in China und der Türkei angesprochen werden – nicht zuletzt, damit sich die Situation der Christen in den beiden Ländern bessere.
Kauder sprach sich in seiner Rede auch gegen das Prinzip des "Gender-Mainstreaming" aus: "Mann und Frau sind Teil des Ebenbildes Gottes. Wir müssen uns wehren, wenn es darum geht, hier Verwischungen vorzunehmen", so Kauder. "Die Ebenbildlichkeit Gottes von Mann und Frau und ‚Gender-Mainstreaming‘ vertragen sich nicht miteinander. Deswegen werden Sie keinen einzigen Antrag in der Zeit, in der ich Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bin, finden, in dem das Prinzip von ‚Gender-Mainstreaming‘ angesprochen wird."
Christliche Führungskräfte sollen aktive Vorbilder sein
Volker Kauder ermutigte die Teilnehmer des christlichen Führungskräftekongresses dazu, für Mitarbeiter und Geschäftspartner Vorbilder zu sein: "Wir sind nicht verpflichtet, über unseren Glauben zu schweigen", so der Unionsfraktionschef. "Es muss auffallen, dass wir Christen anders führen, man muss uns an unseren Taten erkennen." Kauder bat die Zuhörer, ihr wertebewusstes Handeln mit einem Bekenntnis zu Jesus Christus zu begründen: "Machen Sie in Ihrem Umfeld deutlich, dass Sie handeln, wie Sie handeln, weil Sie aus dem Glauben leben."
In der globalisierten Welt sei bis heute das Christentum "die eine großartige Vision": "Über die Zusage Jesu, dass wir ein ewiges Leben haben, müssen wir reden, weil es Menschen motiviert und entlastet", sagte Kauder.
Kauder vertrat zu Guttenberg
Kauder hatte kurzfristig den Vortragstermin von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) übernommen. Der Bundsverteidigungsminister hatte seine Rede "Globale Krisen überwinden" aus terminlichen Gründen absagen müssen. In Anspielung auf den Skandal um zu Guttenbergs Doktorarbeit sagte Kauder: "Wer sich zu seinen Fehlern bekennt und diese bereut, verdient eine neue Chance. Wir haben den Auftrag zur Vergebung." (pro)